Krimidinner in Nittenau

„Zum Nachtisch blauer Eisenhut“ gab es am Samstagabend im Brauereigasthof Jakob in Nittenau. Mit 80 Personen war die Vorstellung des Theater- und Festspielvereins ausverkauft. Der Eintritt für das Theaterstück und das abwechslungsreiche Vier-Gänge-Menü waren gut angelegt. Die vier Akte des Kriminalstücks von Madeleine Giese wurden zwischen den einzelnen Gängen aufgeführt.

Der  „Kriminal-Tango“ verkündete den Beginn des jeweiligen Aktes. Es beginnt harmlos: Drei befreundete Ehepaare gehen miteinander essen. Aber schon bald wird klar, dass die Freundschaft doch nicht so problemlos ist. Da werden spitze Bemerkungen über den Geiz des Ehemannes, die Figur oder Lebensauffassung der Anderen gemacht oder angedeutet, dass der Mann nur über eine Kochleidenschaft verfügt. Das Stück ist über alle vier Akte mit witzigen Bemerkungen bestückt wie: „Nur wenn man sich in seinem Körper wohlfühlt, hat die Seele Lust, darin zu wohnen“, findet zum Beispiel Hobbykoch Günther Berlicher.

Als erster Gang wurde ein bunter Salatteller gereicht. Im zweiten Akt kommen bereits Seitensprünge und Vorwürfe auf. „Du redest nur noch von Geld“, kritisierte Beate an Sebastian. Der kontert: „Wenn man keines hat, kann man nicht darüber reden“. Der Erfolg von Lukas Schäfer als Weinhändler ist überschaubar, nennen ihn seine Freunde doch „wandelnde Hausbar“ . Es zeigt sich auch, dass „Nessie“ Krahl ihren Spitznamen zurecht hat, denn „sie hat Haare auf den Zähnen und jeder Zahn hat eine andere Frisur“, findet der Ehemann. Und auch zwischen Günther und Sebastian knirscht es. Nicht der Lektor, wie von Sebastian behauptet, sondern Sebastian selbst wollte das Kochbuch seines Freundes verhindern: „“Die Seele der Rindsroulade“ – so ein Schmarrn und ich muss ihn verkaufen“. Wie sehr ihn das trifft, zeigt Günther nicht – oder nur später?

Den dritten Akt überlebt Sebastian Krahl nicht, auch die gereichte „Geisterbier-Zwiebelsuppe“ hat „komisch geschmeckt“. Nach der ersten Betroffenheit gehen die Schuldzuweisungen los: „Ich hätte viele gute Gründe gehabt, ihn umzubringen“, gibt die Witwe sogar selbst zu. Schließlich habe ihr Mann sie jahrelang mit allen möglichen Frauen betrogen. Auch Hanne und Beate waren seine Affären, sogar die Tochter von Lukas und Beate. Für Lukas war klar: es muss eine der Damen sein: „Es gibt nichts Nachtragenderes als Frauen und Elefanten“, fand er. Und Gelegenheit im Laufe des Abends hatte auch jeder: beim Sekt- und Weineinschenken, Günthers selbstgemachte Pralinen, das Essen im Wirtshaus überhaupt…

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In der Pause zum letzten Akt wurde der Hauptgang serviert (wahlweise Zander oder Böfflamott) und die Zuschauer konnten sich Gedanken machen über den Täter oder die Täterin. In den extra ausgegebenen Stimmzetteln hatte man die Möglichkeit, aus allen Darstellern auszuwählen.

Von den 80 Zuschauern nahmen 71 an dem Ratespiel teil. Bei der Auszählung kam auch heraus, dass die meisten, die Wirtin für die Täterin hielten, obwohl sie mit den Leuten und ihren Verstrickungen nichts zu tun hatte – oder doch? Drei tippten auf Selbstmord, zwölf auf den richtigen Täter/Täterin.

Der letzte Akt brachte die Aufklärung darüber. Bürgermeistersgattin Anna Bley durfte aus den richtigen Einsendungen den Gewinner ziehen. Auch sie selbst hatte mit ihrer Einschätzung richtig gelegen. Die Gewinnerin des Geisterwanderer-Kistls war Nadja Reber. Bei ihr war es einfach „die spontane Eingebung“, die sie die richtige Lösung tippen ließ, meinte sie. Zum Abschluss gab es noch einen Nachspeisenteller.

Wer wissen möchte, wer denn nun Sebastian Krahl ans Leder wollte, sollte sich die Aufführung ansehen. Die nächste ist in Wenzenbach am 30. Oktober im Seniorenheim „Compassio“. Für 2016 liegen noch keine Termine vor, sie sind noch in Planung.

„Es ist ja nicht so einfach, eine Spielstätte zu finden. Schließlich brauchen wir für den ganzen Abend das ganze Lokal und der Wirt muss sich ein entsprechendes Menü überlegen“, so Albert Meierhofer. „Da muss auch erst einmal ein Wirt mitmachen“.

Die Personen und ihre Darsteller: Sebastian Krahl:Albert Meierhofer; Vanessa „Nessie“ Krahl, seine Frau: Gerdi Wolf; Günther Berlicher: Arnold Pöppl; Hanne, seine Frau: Christina Schwarz; Lukas Schäfer, Fritz Lanzl; Beate, seine Frau: Margret Breuer; Wirtin Adelheid: Fanny Meißel

 

 

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