Abendführung durch die Trachtenausstellung

Am Dienstag, 2. August 2016, findet um 19 Uhr im Oberpfälzer Volkskundemuseum eine weitere Abendführung durch die Sonderausstellung „Der Blick auf die Tracht – Kleidung als Zeichen“ statt. Zu Gast ist Patricia Eichinger, geb. Biersack, aus Burglengenfeld, die zu der Ausstellung einige ihrer schönsten selbstgeschneiderten Prunkgewänder beigesteuert hat. So begegnet man dem englischen König Heinrich VIII. ebenso wie der österreichischen Kaiserin Sissi.



Ob ein fürstliches Renaissancekleid oder die Bauerntracht des 19. Jahrhunderts, das Dult-Dirndl oder T-Shirt und Jeans in der Gegenwart – stets zeigt die Kleidung gesellschaftliche Position, Reichtum oder Modebewusstsein an. Mit der Entstehung der Standesgesellschaft diente Kleidung neben ihrer schützenden Funktion auch immer mehr dazu, die Bedeutung des Trägers zu definieren. So wurde beispielsweise zwischen Männer- und Frauenkleidung oder zwischen Kleidung für die einfache Bevölkerung gegenüber der Kleidung für Priester oder Könige unterschieden.

Schon die Toga im antiken Rom war nur freigeborenen Männern angemessen, die das römische Bürgerrecht besaßen. Am Aufwand der Verzierung konnte man den Stand der jeweiligen Person erkennen. Durch Kleiderordnungen wurde auch im Mittelalter der Stand von Adel, Klerus, Bürgern und Bauern klar definiert: Die verwendeten Stoffe (Pelz, Spitze, Samt und Seide, Wolle und Leder), die Länge der Schnabelschuhe, die Art der Kopfbedeckung und vieles andere war genau festgelegt. In der Renaissance strebte auch das wohlhabende Bürgertum immer mehr nach Modeprivilegien. Im Zuge der Französischen Revolution wurden die Kleiderordnungen unwichtiger: Weniger der Stand, als vielmehr der Wohlstand der jeweiligen Person wurde nun durch die Kleidung betont.

Im 19. Jahrhundert rückte schließlich auch die ländliche Tracht, gefördert durch das bayerische Königshaus, in den Blickpunkt. Es war jedoch nicht gerade einfach, lokale oder regionale Besonderheiten herauszustellen, sodass sich die oberpfälzischen Trachtenvereine vor dem 1. Weltkrieg und bis in die 1930er Jahre meist in Gebirgstrachten hüllten, um so auch den aufkommenden Fremdenverkehr zu unterstützen. Erst in den 1960er Jahren nahm sich die Bezirksheimatpflege der Trachtenpflege und -erneuerung an. Alle diese Beispiele sind in der Burglengenfelder Ausstellung zu sehen, weitere Aspekte kann man in acht weiteren Museen der Oberpfalz bewundern, die sich ebenfalls an dem Projekt „Tracht im Blick – Die Oberpfalz packt aus“ beteiligen.

Am 2. August erläutert Patricia Eichinger, die selbst vor einigen Jahren schon eine eigene Ausstellung ihrer Theater-, Festzugs- und Prunkgewänder im Burglengenfelder Museum realisiert hat, welche Unterschiede, aber auch gegenseitigen Einflüsse es von der Tracht auf die Mode und umgekehrt gab. Sie hat in der aktuellen Ausstellung sechs prächtige Ausstattungen des 16. bis 19. Jahrhunderts und etliche Einzelteile zusammengestellt, die Schnitte und Materialien, Verzierungen und technische Besonderheiten dokumentieren. Gemeinsam mit Museumsleiterin Dr. Margit Berwing-Wittl können sich Tracht- und Modeinteressierte ausführlich mit der Zeichenhaftigkeit der Kleidung früher und heute beschäftigen.

Der Eintritt kostet pro Person 0,50 Euro, die Führung dauert etwa eine Stunde. Alle Interessenten sind herzlich willkommen.

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