Die alten Mauern im Wirtshaus an der Langäckerstraße in Maxhütte-Verau haben ausgedient. Für Gäste und Passanten waren dortige Besuche stets wie eine Reise zurück in die gute alte Zeit, lange bevor technischer Fortschritt die Haushalte eroberte. Wohl mehr als 150 Jahre hatte das dicke Bruchsteinmauerwerk sämtliche Höhen und Tiefen geschichtlicher Ereignisse durchlebt. Nun gibt es seinen Platz für die modernste Wohnanlage in der Stadt frei.
Im Löwenbräustüberl war die Zeit über viele Jahrzehnte tatsächlich stehengeblieben. Alles darin schien uns wie vor mehr als 100 Jahren - für uns verwöhnte und moderne Menschen sicher unvorstellbar und faszinierend zugleich.
Im Jahr 1961 hatte Walli Pongratz, die ehemalige Bahnhofswirtin, den Betrieb dort übernommen und ihn 50 Jahre ohne Unterbrechung geführt. Eine richtige Wirtin war sie, so berichtet man. Und selbst mit 87 Jahren, bis 2011, war bei der Walli die Tür immer offen. „Zuletzt ist das Gastzimmer aber oft leer geblieben“, erzählt Enkelin Brigitte Knopp. „Die meisten ihrer Stammgäste hatte sie nämlich längst überlebt.“
Wie beliebt das verschlafene Gasthaus und Walburga Pongratz waren, das zeigen unzählige Besuche von Freunden und Nachbarn, die in den vergangenen Wochen während der Entrümpelungs- und Abbrucharbeiten vorbeikamen, um zum Abschied noch einen letzten Einblick zu erhaschen.
Die Älteren aus der Umgebung erinnern sich sogar noch gut an die 50er Jahre, als Herr und Frau Ertl die Wirtsleut‘ an der Langäckerstraße waren. „Damals gab es immer fertige Knackwürste zum Essen“, erinnert sich eine Seniorin aus der Nachbarschaft. „Wann immer man vorbeikam, und selbst ohne danach zu fragen, standen sofort immer welche bereit.“
Das Wirtshaus existiere schon ewig, sagen die eingesessenen Verauer, mindestens 100 Jahre. Nach dem Krieg sei es kurzzeitig sogar in „kommunistischer Hand“ gewesen. Die alten Mauern und die Bauweise zeigen, dass Teile des Gebäudes schon sehr alt gewesen sein müssen, vermutlich wurden die Grundmauern bereits vor 1850 erbaut.
Gerne würden die Familienangehörigen mehr über die frühere Geschichte des Hauses erfahren. „Wir würden uns sehr freuen, wenn sich jemand bei uns meldet und seine Erinnerungen oder Informationen mit uns teilt“, bittet Brigitte Knopp. Die Telefonnummer für Infos ist die (0175) 46 49 743.
Das alte Wirtshaus hat nun ausgedient. Den Freiwilligen Feuerwehren aus Leonberg und Meßnerskreith hatte es kürzlich noch für eine spezielle Rauchübung einen letzten Dienst erwiesen. Mittlerweile ist alles abgebrochen und entsorgt - und mit der modernen und großzügigen Wohnanlage der Wohnpark Maxhütte-Haidhof GmbH steht dem alten Anwesen nun ein kompletter Neuanfang bevor. Was zurückbleibt, sind unzählige Fotografien, Erzählungen, Erinnerungen…