Aufatmen, die Hektik des Alltags hinter sich lassen, stattdessen neue Eindrücke sammeln in anderer Umgebung und das Schöne ringsum mit allen Sinnen aufnehmen: Dazu hatten die Teilnehmer an der diesjährigen Pfarrwallfahrt ausreichend Gelegenheit. Mit Pfarrer Johann Trescher, der die geistliche Leitung innehatte, waren es 26 Personen, die sich auf den Weg in die Oberlausitz gemacht hatten.

„Auf der Via Sacra“ folgten die Wallfahrer den Spuren alter Kultur, verbunden mit der Glaubenshistorie. Schließlich handelt es sich bei der „Heiligen Straße“ um alte Handels- und Pilgerwege, die die Oberlausitz, Niederschlesien und Nordböhmen verbinden. Die herrliche Landschaften, Gebäude mit einzigartigen Bauweisen, Glaubenszeugnisse aus Stein, diese Begegnungen mit dem Unvergänglichen übte eine ungeheure Faszination aus. Klöster, Kirchen, Kapellen, diese sakrale Schätze beeindruckten mit ihrer Schönheit an Architektur und Kunst. Viel Wissenswertes wurde darüber vermittelt, über deren Bestimmung und teils wechselhaften Geschichte der Frömmigkeit, geprägt von den damaligen weltlichen und religiösen Herrschern und den Ereignissen. Gerade die sakralen Bauten bieten Kraftquellen, aus denen die Menschen damals wie heute schöpfen.

Ein bisschen Mut erfordert es vom modernen Menschen, sich auf Besinnung einzulassen, um zur inneren Ruhe zu kommen. Hilfe dazu boten die regelmäßig abgehaltenen Andachten und Gottesdienste, zelebriert von Pfarrer Johann Trescher, mit Orgelbegleitung durch Carl-Maria Böhm, Lektoren übernahmen Lesung und Fürbitten und Irmgard Probst den Ministranten-Dienst. Das Programm während der Fünf-Tage-Reise erwies sich als sehr ereignisreich. Erstes Etappenziel war Görlitz, mit Steffen Kretschmer als Reiseleiter hatten die Oberpfälzer Glück. Kompetent und sympathisch brachte er den Pilgern die östlichste Kreisstadt Deutschlands näher, bei der Busrundfahrt, auch mit Abstecher in den polnischen Teil der Stadt und bei einem Rundgang durch die wunderbare Altstadt, bei der sich ein Baudenkmal an das andere reihte. Nur ein kleiner Regenschauer zwang zu einer kleinen Pause in einem Wachhäuschen entlang der Stadtmauer. Dies sollte aber die einzige Wetterkapriole bleiben während der Pfarrwallfahrt.

Pfarrer Johann Trescher

Der Besuch der „Herrnhuter Sterne-Manufaktur“, die Weiterfahrt nach Obercunnersdorf zu den berühmten Umgebindehäuser, eine architektonische Einzigartigkeit, das Eintreffen in Oybin im Zittauer Gebirge zur evangelischen Bergkirche, eine Fahrt mit der Schmalspurbahn sowie anschließend der Gottesdienst in der Pfarrkirche „Mariä Heimsuchung“ und die Besichtigungen des „Großen Fastentuches“ mit 90 Einzelbildern biblischer Darstellung und des „Kleinen Fastentuches“, umrahmt mit den Marterwerkzeugen bei der Kreuzigung, die Eindrücke waren recht vielfältig, ebenso wie bei der Erkundung mittels Stadtrundgang. Während des gesamten Aufenthaltes waren die Wallfahrer im St. Wenzeslaus-Stift im Ortsteil Jauernick-Buschbach in der Gemeinde Markersdorf, im Bildungshaus der Diözese Görlitz, bestens untergebracht. Gabi Kretschmer, Referentin im Seelsorgeamt Görlitz, besuchte hier die Bodenwöhrer Gruppe und lieferte interessante Informationen zum jüngsten, kleinsten und östlichen Bistums Deutschlands, in dem nur knapp vier Prozent der katholischen Kirche angehören.

Am dritten Tag ging es zunächst zum nahegelegenen Berzdorfer See, einer gefluteten Braunkohlengrube und eines riesigen Schaufelradbaggers. Im ältesten Zisterzienserinnen-Kloster St. Marienthal bei Ostritz wurde wieder eine Pilgermesse gefeiert. Eine Führung durch das Klostergelände an der Neiße, die Busfahrt auf den Löbauer Berg und ein herrlicher Ausblick auf dem einzigen gusseisernen Aussichtsturm Deutschlands, danach erwies sich Paul Süß, Busfahrer der Firma Aschenbrenner aus Viechtach, einmal mehr als Meister seines Fachs. Wegen einer Baustelle auf dem Berg konnte er nicht wenden und so steuerte er souverän den Bus nervenstark rückwärts den etwas kurvigen Berg hinunter. Die Fahrgäste fieberten mit und spendeten anschließend reichlich verdienten Applaus für diese Leistung. Das längste Straßendorf Deutschlands, Cunewalde, war das nächste Ziel, mit seiner größten evangelischen Dorfkirche Deutschlands, die Führung vermittelte alles Wissenswerte, das man bei den Orgelzwischenspielen noch einmal verinnerlichen konnte. Im Umgebindehaus-Park waren Gebäude im Maßstab von 1 zu 5 den Originalen nachempfunden, per Führung wurden deren Besonderheiten deutlich. Gemütlich klang der Abend in der Unterkunft aus, begleitet von Zither- und Klavierklängen wurde altes Liedgut wieder lebendig.

Am vierten Tag ging es nach Bautzen. Im Dom St. Petri zelebrierte Pfarrer Trescher den Pilger-Gottesdienst. Der Dom ist eine Simultankirche, die sich katholische und protestantische Christen teilen, mit eigenen Kirchenschiffen, Altären und Orgeln. Bautzen glänzte mit seinen wunderschönen Bauten beim Stadtrundgang, den jeder nach dem Mittagessen noch nach eigenem Gusto ausdehnen konnte. In Ralbitz in der sorbisch-katholischen Lausitz gelangten die Pilger zu einem Friedhof, allen Gräbern war das gleiche weiße Grabkreuz gemein, ohne Einfassung, in gleichmäßiger Anordnung. Kurz darauf hielt der Bus bei der Wallfahrtskirche Rosenthal, die Quelle dort erfrischte die Wallfahrer an diesem heißen Tag. Anschließend gelangte man per Bus zum nahegelegenen Zisterzienserinnen- Kloster St. Marienstern. In Grüppchen zog es die Pilger zur Kirche, in die Schatzkammer oder in den Klosterladen, aber auch zur Bäckerei mit ihren süßen Köstlichkeiten und einer belebenden Tasse Kaffee. Zurück im St. Wenzeslaus-Stift genoss man einen gemütlichen Grillabend in der Außenanlage.

Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen, war der Abreisetag gekommen. In der Bischofskirche St. Jakobus in Görlitz feierte man den Gottesdienst, der gegen Ende mit Zithermusik und dem Gesang von der „Schwarzen Madonna“ durch Karl Schwarzer, Alfred Spindler und Richard Stabl mitgestaltet wurde. Nächste Station war Dresden, mit seinem berühmten Bauwerk, der Frauenkirche. Reiseleiterin Silvia war durch ihre spezielle Art des Humors die Aufmerksamkeit sicher. Doch bald wurde während der zweistündigen Rundfahrt durch die Stadt klar, dass sie über viel fundiertes Wissen über die Sehenswürdigkeiten verfügte und zudem den Pilgern wunderschöne künstlerische Kleinode zeigte, die eher im Verborgenen lagen. Nach einer kurzen Pause in einem Rasthaus kamen alle wieder wohlbehalten an den Ausgangspunkten ihrer Reise an.

„Schön war es“, so lautete die einhellige Meinung der Wallfahrer, die zu einer tollen Gemeinschaft zusammengewachsen sind. Neue Eindrücke gerade durch „das Alte“, noch lange werden die Teilnehmer von der Pfarrwallfahrt 2017 zehren und aus der Anstrengung Kraft schöpfen.