„Baum der Hoffnung“ im Burglengenfelder Rathaus

Bis zum 11. März ist, im historischen Rathaussaal in Burglengenfeld, die Ausstellung von Zuheir Darwish aus Unterföhring mit seinen Werken, die unter dem Thema „Baum der Hoffnung“ stehen, zu sehen.

Zuheir Darwish wurde in Qamishlo in Syrien geboren. Nach einer langwierigen Flucht konnte er im Jahr 2000, in Deutschland, den Asylantrag stellen. Es dauerte zehn Jahre, bis er als Flüchtling anerkannt wurde. Darwish fand anfangs ein paar Jahre in Burglengenfeld seine zweite Heimat, seit 2013 lebt er in Unterföhring. Aus seiner Burglengenfelder Zeit kennt er das evangelische Pfarrerehepaar Tröbs, deren Idee es auch war, in Burglengenfeld die Werke Darwish’s auszustellen. Schnell war in Museumsleiterin Dr. Margit Berwing-Wittl eine Verbündete gefunden.

Bürgermeister Thomas Gesche dankte den Organisatoren und dem Künstler sehr für ihr Engagement und wie wichtig es auch ist, sich den Sinn bzw. den Zweck der Ausstellung vor Augen zu führen. Gerade jetzt, wenn man sich das Weltgeschehen vor Augen hält, so Gesche. Zuheir Darwish ist mittlerweile bestens in Bayern integriert, er hat hier seine große Liebe, seine Frau Susanne gefunden und spricht fast perfekt deutsch. Aber nicht nur das, ihm gelingt die Gratwanderung zur Heimat, in der er geboren wurde und die er hier gefunden hat. Um dies auch auszudrücken, lässt er sich ganz offiziell in Lederhose und PLO-Tuch ablichten. Diese einerseits humorvolle und gelungene Wanderung zwischen den beiden unterschiedlichen Welten soll jedoch nicht darauf abhalten, das sehr ernste Thema „Flucht, Krieg, Vertreibung und Asyl“ und dessen Folgen für die europäischen Gemeinschaften zu beleuchten, so Bürgermeister Gesche.

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„Bildung, Brot und Hilfe ist für einen Europäer selbstverständlich“, so der stellvertretende Landrat Joachim Hanisch in seinem Grußwort. Die Bilder drücken Not und Verzweiflung aus, durch die der Künstler inspiriert wurde. Ein großes Lob zollte Hanisch den freiwilligen Helfern, wie etwa den Sprachpaten, die die Flüchtlinge in vielen Bereichen unterstützen. Zuheir Darwish hat das Thema dieser Kunstausstellung zum Motiv einer eigenen humanitären Aktion gemacht. „Baum der Hoffnung“ steht für eine, von ihm gegründete Stiftung, die verschiedene Projekte in der Türkei und im Nordirak unterstützt.

Laudator Rudolf Meier gab den Besuchern Hintergründe zur Ausstellung und der Hilfsaktion von Zuheir Darwish. So wurde im Oktober 2015 ein Verein „Baum der Hoffnung“, mit dem Zweck, das Elend in den Kriegsgebieten im Nahen Osten zu mindern und die Hoffnung auf eine friedliche und gerechte Welt nicht untergehen zu lassen, gegründet. Konkret heiße dies, so Meier, dass Geld gesammelt wird, das wir für Projekte zur Unterstützung der Menschen in diesen Gebieten einsetzen. Bei der Kunstausstellung sind die Bilder käuflich zu erwerben, der Erlös geht in voller Höhe an drei Projekte:

Bildung und Brot für Erbil/Nordirak – Kinder brauchen Lernmaterial, ihre Familien Lebensmittel, Kleidung und Medikamente

Hilfe für die Kinder von Mardin – In Mardin werden Grundnahrungsmittel und andere Waren des täglichen Bedarfs an Flüchtlingskinder und deren Familien verteilt.

Brot für Gaziantep – In Gaziantep wird eine Bäckerei unterstützt, die kostenlos Brot an Flüchtlinge verteilt.

Um für seine Projekte viel Geld zu sammeln, malt Darwish seit Monaten ein Bild nach dem anderen - am Tag und manchmal in der Nacht. Einen großen Teil seiner Bilder hat er in einer Art kreativer Explosion, mit den bloßen Fingern, gemalt, so Meier. Zuheir Darwish selbst sagt, dass er nicht malen würde, wenn er sprechen könnte. Und dieses „Nichtsprechenkönnen“ meint er in zweierlei Hinsicht: sich nicht in der Fremdsprache ausdrücken zu können einerseits und das „Nichtaussprechenkönnen“ der schrecklichen Erlebnisse andererseits, die sich über die Jahre in seiner Seele eingegraben haben.

Der Künstler selbst ist in seiner tiefsten Seele ein Poet. Wie schmerzlich muss ein Poet eine Realität empfinden, in der Achtsamkeit, Empfindsamkeit, Mitgefühl – all der Zauber der poetischen Existenz – von blanker Mordlust und gnadenlosem Terror zermalmt werden. „Wir haben uns vor einem Jahr noch nicht ausgemalt, zu welcher Tragödie und welchem Flüchtlingselend dieser Terror führen kann“, so der Laudator.

Die Bilder Darwish‘ sind das Medium, mit dem er seine Gefühle des Verlorenseins, des Ausgeliefertseins, der Heimatlosigkeit und der Verzweiflung, der Bedrohung  und Zerrissenheit ausdrücken möchte. „Wenn man aber genau hinschaut, entdeckt man in fast jedem Bild zarte Andeutungen von Hoffnung  und Zuversicht - trotz der düsteren Umzingelungsszenerien, der rennenden Menschen auf der Flucht, der verzweifelten Kindergesichter. Es ist der festverwurzelte Baum, der dies vermittelt. Es ist der Baum der Hoffnung“, schloss Rudolf Meier seine Laudatio.

Wer den „Baum der Hoffnung“ unterstützen möchte, kann dies gerne durch den Erwerb eines Bildes machen oder mit einer Überweisung auf das Spendenkonto: IBAN: DE67701900000000131350, BIC: GENODEF1M01 (Münchner Bank).

Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage übrigens multikulti von Darwish Familie und seinen Freunden, zum einen mit einem kurdischen Volkslied, zum anderen mit bayrischem Volkstanz.

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