„Man kriegt ja keine Zinsen mehr auf’s Geld, das ist ja fast schon eine Enteignung!“ – Aussagen wie diese fallen zurzeit stets, wenn es um das Thema Geld und Banken geht. Es herrscht Unsicherheit, sowohl bei privaten Sparern als auch bei den internationalen Märkten, und wo in den einzelnen Regionen bei den Finanzen der Schuh drückt, will der Präsident der Münchner Hauptverwaltung der Bundesbank persönlich wissen. Der gebürtige Oberpfälzer Franz Josef Benedikt hielt am Regensburger Bankenabend den Vortrag – und hörte danach zu.

Im „Best Western Hotel“ kamen die Finanzinteressierten auf Einladung der Deutschen Bundesbank zusammen. Sie hält in Bayern jedes Jahr einmal einen solchen Bankenabend in ihren Niederlassungen in Würzburg, Nürnberg, Augsburg, München und Regensburg. Gekommen sind zahlreiche Vertreter der Bankbranche, sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Das große Thema hieß natürlich Niedrigzinsen. „Ein niedriger Nominalzins ist natürlich ärgerlich, für die Sparer als auch für mich persönlich“, sagte der Präsident der Hauptverwaltung Bayern dem Ostbayernkurier.

Benedikt erläuterte jedoch, dass die oft von früher verklärten hohen Zinsen immer zusammen mit der jeweils herrschenden Inflationsrate gesehen werden müssten. „Wenn wir im Augenblick null Prozent Inflation haben, dann sorgt ein zugegebenermaßen niedriger Nominalzins von 0,2 Prozent für ein reales Wachstum des Vermögens“, so der Präsident. Ganz allgemein sei das Geldvermögen in Deutschland um 180 Milliarden Euro auf 5,2 Bio. € angewachsen bei einer Sparquote von 9,7 Prozent. Es sei somit also nicht wahr, dass die Menschen nicht mehr sparen oder gar enteignet würden.

Wie lange sich die dennoch unangenehme Situation der Niedrigzinsen noch hinziehen wird, vermochte Franz Josef Benedikt nicht zu beantworten. Er nannte als Voraussetzung in Europa viel größere Reformanstrengungen in den Mitgliedsstaaten. Sie müssten viel rigoroser anfangen, ihre Haushalte zu konsolidieren und wettbewerbsfähige Produktionen zu errichten. Das sei in allernächster Zukunft aber nicht zu erwarten, gab sich Benedikt realistisch.

Zum vom Rat der Europäischen Zentralbank beschlossenen Ankauf von Staatsanleihen äußerte Benedikt sich ebenfalls kritisch. Er betrachtete diese Maßnahme nur als absolutes Ausnahmeinstrument. Ihre häufige Verwendung führe nur dazu, dass die Reformanstrengungen der betroffenen Staaten sinke.

Privaten Sparern könne er als Notenbanker laut eigener Aussage keinen Ratschlag zu konkreten Einzelanlagen geben. Sinnvoll sei es jedoch immer, die Risiken der Anlagen zu streuen.

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Franz Josef Benedikt übernahm im Frühling dieses Jahres die Präsidentschaft der bayerischen Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in München. Dies kröne seine berufliche Laufbahn, sagte er im OK-Interview. Damit kehrt der gebürtige Oberpfälzer wieder nach Bayern zurück, nachdem ihn Stationen seiner Karriere unter anderem nach Sachsen und Thüringen geführt hatten. Dem gebürtigen Chamer freute der Bankenabend in Regensburg sehr. In der Domstadt hatte er sowohl seine Lehre gemacht als auch sein Studium der Volkswirtschaftslehre abgeschlossen. Benedikt feierte heuer im September seinen sechzigsten Geburtstag. Der Deutschen Bundesbank gehört er seit genau dreißig Jahren an.