Blütenträume zu Fronleichnam

Am Fronleichnamstag morgens zwischen sechs und acht Uhr herrscht auf dem Nittenauer Kirchplatz schon hektische Betriebsamkeit. „Ich bräuchte noch etwas Gelbes“ oder „Hier noch ein was Kleines hin, das könnte gut aussehen“. Was ist da wohl los?

 

Die Damen des Frauenbundes legen den Teppich und den Gang dazu vor der Kirche. „Wir sind immer ungefähr zehn bis fünfzehn Frauen, die das immer in die Hand nehmen“, erklärt Erika Rettinghausen, die Vorsitzende des Frauenbundes. Bereits am Tag zuvor wird in Feld und Wald, sowie in Gärten von Bekannten nach brauchbaren Blumen und Sträuchern gesucht. Auch Blumenspenden von Gärtnereien kommen immer wieder.

Am Abend davor wird der große Blumenteppich auf einer Sperrholzplatte gelegt. Der Mann der zweiten Vorsitzenden Gabi Weindler hat schon Vorarbeit geleistet und auf die Sperrholzplatte ein kirchliches Motiv gezeichnet. „Die Anregungen holt er sich aus kirchlichen Büchern oder aus dem Internet“, erzählte sie. Mit schwarzer Erde und Kleister werden die Konturen des Bildes gestaltet.

Wie das Bild farblich wird, kann man erst festlegen, wenn man einen Überblick über die zur Verfügung stehenden Blüten hat. Der Blumenteppich wurde die Jahre zuvor im Pfarrgarten hergestellt und in der Garage über Nacht gelagert. Das geht heuer nicht, aber die Damen dürfen die Räume der ehemaligen Schreinerei Oberberger nutzen. 

Die Blüten werden von einigen Teams vorsichtig abgezupft und nach Sorte und Farben sortiert. Allerhand kommt da zusammen: weiße und rote Rosenblätter, Stiefmütterchen, Buchs, Margeriten, Rhododendronblüten. Der Ginster hat leider seit dem Pflücken an Frische eingebüßt, viel gelb haben die Damen also nicht zur Verfügung.

Als Motiv wurde das Kreuz mit einer Taube und einem Regenbogen im Vordergrund gewählt. Mit Kleister werden die Blüten auf der Sperrholzplatte festgeklebt. „Später wird dann nochmal mit Kleister fixiert, damit der Wind nichts verweht“, erklärt eine der Blütenlegerinnen, die den Regenbogen gestaltet. Das Kreuz wird mit grauem Sand und Holzspänen ausgefüllt.

„Schaut ganz gut aus“, finden einige. Als Hintergrund werden die reichlich vorhandenen violetten Rhododendronblüten verwendet und großzügig verteilt. Der Kleister zur Fixierung hält alles zusammen. Knappe drei Stunden Arbeit stecken nur in der Vorbereitung des Teppichs.

Morgens um sechs Uhr beginnen die Frauenbund-Damen mit den Aufbauarbeiten am Altar vor der Kirche, der die letzte Station der Fronleichnamsprozession wird. Die Sperrholzplatte mit dem Blütenteppich wird vor dem Altar gelegt und mit den restlichen Blüten der Gang zum Altar ausgeschmückt.

Mit einer Schablone werden die Dreiecke und Rauten, die das Muster des Ganges bilden, gleichmäßig. umrandet wird alles mit Buchenblättern und einzelnen Margeritenblüten. Auch neben dem Blütenteppich wird bis zur Breite des Teppichs vor dem Altar noch mit Grün aufgefüllt und kleine einzelne Farbakzente gesetzt. 

Nach der Fronleichnamsprozession hat der Blütenteppich leider ein kurzes Leben: „Mittags räumen wir das alles wieder weg. Die Blüten werden schnell welk und das schaut dann nicht mehr gut aus“, so eine der Blütenteppichgestalterinnen. Mit dem Blumensammeln vergeht fast ein Tag, bis der Teppich gemacht ist – der Kirchplatz wieder aufgeräumt und von der Sperrholzplatte abgekratzt ist das Motiv ziemlich schnell.

Handy und Personalausweis weg
Nach 5 Minuten war Fahrrad weg