Wackersdorf. Verhüllt in einer Mönchskutte marschierte der neue Starkbierredner auf die Bühne und begrüßte das Publikum des traditionellen IGV-Starkbierfestes alle mit einem Servus. „I weiss a Menge über euch, ab ihr wisst's von mir gar nix. Der Fachkräftemangel ist beendet. Liebe Wackersdorfer, ich bin Bruder Ernst", bekundete der neue Redner.


Die Neugierde war groß. Nach dem Abgang des Starkbierredner-Urgesteins Walter Buttler wollten über 600 Gäste wissen, wer denn in dessen (große) Fußstapfen wohl treten wird, zumal es eines der größten Starkbierfeste im Landkreis ist, wie Bürgermeister Thomas Falter bei der Begrüßung betonte. „Es fühlt sich schon seltsam an, aber unser Walter hält nach 22 Jahren definitiv keine Rede mehr", sagte Falter, bevor er im Beisein von Ehrengästen, der IGV-Vertreterin Karin Rossmann und Vertretern der Brauerei Naabeck zum Bieranstich schritt. Braumeister Eric Kulzer brauchte nicht einzugreifen, denn Falter ist ein versierter Anzapfer und ließ das dunkle Gebräu in den Krügen schäumen.


Die Hofdorfer Musikanten spielten auf und der Humorist Jackl Auerer überbrückte die Zeit bis der lang erwartete Starkbierredner die als Starkbiertempel umfunktionierte Sporthalle gemächlich betrat. Total unter einer Kutte verhüllt, begrüßte er die Besucher mit einem dreifachen Servus. „Einen Externen, einen Fremden, einen Auswärtigen habt's holen müssen. Mi kennt koana, weil i ned vo do bin, ober i ken eich", betonte der Unbekannte. Erst nach zehn Minuten lüftete er die Kapuze und stellte sich als Bruder Ernst vor. „Ich bin da. Ich komm aus der nördlichen Oberpfalz und bin her bestellt einen Blick auf Wackersdorf zu richten".


Das Publikum nahm's zur Kenntnis und wartete darauf, wie er sich wohl schlagen wird, wie er die ihm vorbereiteten amüsanten Begebenheiten und Geschichten seiner Hintermänner wohl rüberbringen wird. Eigentlich müsste es ja Landkreis Wackersdorf heißen, meinte der neue Mann. Wackersdorf boomt, wächst und investiert vielleicht bald in eine neue Multifunktionshalle, ein neuer Edeka und einen neuer Kindergarten entsteht, aber es hat ein Haus weniger. Das Kulturhaus, das BBI-Gemeinschaftshaus wurde einfach weggerissen. „Man muss nur das Wort „Gemeinschaftshaus" aussprechen und schon verzieht des dem Bürgermeister die Gesichtszüge", so Bruder Ernst, der gleich zu Beginn seiner Rede ein heikles Thema aufgriff. „Man sagte mir: uiuiui, misch dich da nicht ein. Das ist wie die WAA, nur ohne Bauzaun".


Karin Rossmann wurde vom schlagfertigen Redner als „Wackersdorfer Küstenwacht" bezeichnet, welche die FKK'ler vom Brücklsee als lustige, feste von der Sonne verbrannte Zeitgenossen beschreibt, die schnell ins Gebüsch huschen wenn man sie entdeckt. Bruder Ernst hatte neben Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung und des Bauhofs auch Pfarrer Melzl im Visier, der nach einem Schlachtschüsselessen eine Woche lang krank war. Gemeinderat Borowski und die Baumfrevler vom Murner See waren ebenso ein Thema wie das verlorene Goldene Buch der Gemeinde oder das verschwundene Auto aus der Festung „Bauhof" und ein Hochsitz, den der Jäger Florian (Krettner) als Komfortzone mit Sitzung ausgestattet hat. 

Der bärtige Bruder Ernst machte auch einen kurzen Schwenk hinüber in die Stadt Schwandorf, wo wieder einmal der (größte) Christbaum zur Debatte stand. Dem Steinberger Bürgermeister Bemmerl versuchte der Redegewandte zu erklären, dass so ein See auch ohne Kugel funktioniert hätte. Das Verhältnis zwischen beiden Gemeinden ist ja kurzzeitig gekippt, wusste der Starkbierprediger und meinte dazu: „Ihr seid's ganz schön untergegangen im Schatten der Kugel. Seitenweise Kugel, Kugel, Kugel". Zu guter Letzt musste Bürgermeister Falter noch einmal dran glauben. Er wurde als fanatischer Jahn-Fan ausgemacht, der auf der Rückfahrt vom Wellnessen seine Frau etwas vernachlässigte und sich ganz seinem geliebten Jahn widmete. 


Fazit nach einer guten Stunde: Bruder Ernst hat seinen Job gekonnt erledigt. Von berufs wegen ist er es ja gewohnt vor vielen Leuten zu sprechen, auch wenn es seine erste Starkbierrede war, wie er betonte. Das Netzwerk vor Ort funktionierte auch wenn es etwas „Rathauslastig" war wie Walter Buttler meinte, der es lieber vorzog sich seiner Meinung zu enthalten. Bruder Ernst bekundete abschließend: „Es war mir eine Ehre hier oben zu stehen".