Bundesverkehrswegeplan: Nicht alles Gold (VIDEO)

Die Bahn kommt – irgendwann in den nächsten Jahren auch elektrisch. Und öfter. Und zweigleisig. Aber nur von Hof nach Regensburg. Die Metropol-Strecke von Nürnberg via Schwandorf Richtung Prag dagegen ist im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans, den Minister Alexander Dobrindt (CSU) kurz vor Ostern präsentiert hat, nicht im Bereich der Maßnahmen, die bis 2030 umgesetzt sein sollen. Bei den Straßenprojekten formiert sich hörbarer Protest im Landkreis Cham.

Mandatsträger der Oberpfalz sind sich grundsätzlich parteiübergreifend einig. Die Elektrifizierung Hof-Regensburg bringt der Region Fortschritt, schafft die Möglichkeit einer vernünftigen  Anbindung an den Personenfernverkehr und schafft Güter auf die Schiene. Viele Güter. Der Leiter der Regionalnetze Süd der DB AG, Thomas Engel, bezog bei einem Ortstermin am Bahnübergang des Schwandorfer Ortsteils Klardorf, initiiert vom dortigen CSU-Ortsverband und organisiert von MdB Karl Holmeier, eindeutig Stellung. Für die Bahn eröffne die Elektrifizierung die Möglichkeit, einen Teil des Frachtverkehrs von Rotterdam Richtung Adria auf einen östlichen Korridor zu verlegen.

Alles ein erheblicher Eingriff?

Dass ab 2020 (Schweiz) bzw. 2022 (EU-Vorschrift) leise  Waggons Pflicht werden sollen, ist nur ein schwacher Trost für die Klardorfer. Ähnlich wie in Maxhütte-Haidhof durchschneidet der Bahnübergang den Ort. Wenn die Strecke erheblich mehr frequentiert würde, dann würden damit natürlich auch die Zeiten steigen, in denen die Schranke unten ist. Personenzüge mit großer Geschwindigkeit kämen in höherer Zahl.
Lärmschutz gibt es – rein rechtlich betrachtet – nur dann unter Garantie, wenn  eine erhebliche Änderung an der Gleis-Anlage vorgenommen wird. MdB Holmeier verweist auf das exemplarische „Rheintal-Gesetz“, nach dem sämtliche Elektrifizierungseingriffe unter diesen Passus fallen sollen. Ob das konkret an Ort und Stelle auch gilt, müsse laut Engel aber das Eisenbahn-Bundesamt entscheiden.

Was passiert mit den Bahnübergängen, die innerorts Straßen schneiden wie hier in Klardorf? MdB Karl Holmeier (CSU, 2.v.l.), Maxhütte-Haidhofs Bürgermeisterin Dr. Susanne Plank, Schwandorfs OB Andreas Feller (4.v.l.) mit Anwohnern.

Sollte es so kommen – die Planungen werden erst beginnen, nachdem 2017 die Planungsbudgets zugeteilt worden sind – und beispielsweise ein Brückenbauwerk in den Bedarf aufgenommen werden, so wolle man die Bevölkerung so früh wie möglich mitnehmen, beteuerte Engel. Holmeier und er vereinbarten regelmäßige Treffen zum Hotspot Klardorf – mit den Bürgern.

Entwicklung ermöglichen

Falls es zum Umbau kommt, sitzen drei Zahler im Boot: Die Bahn, der Bund und – hoch gefördert - die jeweilige Stadt. Schwandorfs OB Andreas Feller sagte, dass die Wohnbebauung meistens an die Bahn heran gewachsen sei und nicht umgekehrt. Seine Intention sei, Entwicklungsmöglichkeiten offen zu halten und keine weiteren „toten Enden“ zu schaffen. Trotz eines höheren Verkehrsaufkommens rechne er damit, dass der Lärm für die Anwohner sinken werde, sei es durch aktiven oder passiven Lärmschutz, sagte Holmeier. Dr. Susanne Plank, Bürgermeisterin der Stadt Maxhütte-Haidhof, wünschte sich eine frühzeitige Kommunikation aller Planungsschritte mit der Bevölkerung.

Auf weniger Lärm bei mehr Verkehr setzt auch der Weidener MdB Uli Grötsch. Bei einer von der SPD-Abgeordneten Marianne Schieder (Schwandorf) initiierten Verkehrskonferenz in Nabburg, an der zahlreiche Mandatsträger und Kommunalpolitiker teilnahmen, herrschte ein vorwiegend kritischer Ton zum Dobrindt-Entwurf. Die unberücksichtige Metropol-Bahn rief Zorn bei der Schwandorfer Bürgermeisterin Ulrike Roidl hervor. Sie vermisse ein kritisches Wort von Dobrindts Parteifreunden, OB Andreas Feller, und Landrat Thomas Ebeling.

Das Nadelöhr bei Roding

Der Chamer Kreisrat Wolfgang Kerscher vermisst ebenfalls die Metropol-Bahn, die dem Kreis Cham gut tun würde. Er betonte ferner, dass sein Landkreis keinen Autobahnanschluss hat. Insofern sei es für ihn nicht nachvollziehbar, dass der Lückenschluss im vierspurigen Ausbau der B 85 bei Altenkreith nicht in den vordringlichen Bedarf gekommen sei. Schieder ergänzte, dass daran auch das Schicksal der Ertüchtigung für die B 16 neu von Roding bis Wenzenbach hänge. Deren Ausbau hat den Sprung in Dobrindts Top-Maßnahmen auch nicht geschafft, könnte – dreispurig – aber über Landesmittel ausgebaut werden. Als Vertreter von elf Vorwald-Bürgermeistern fordere er vehement, den Ausbau der B 16 neu zu forcieren, sagte dazu Nittenaus Bürgermeister Karl Bley.

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Über das Vehikel „Landesmittel“ hoffen Vertreter des Straßenbauamts Amberg-Sulzbach, dass auch der Ausbau der B 85 von der Autobahnausfahrt Amberg-Ost bis zum Pittersberg doch noch in den nächsten 15 Jahren gelingt. Hier sind bereits Erdarbeiten  erfolgt, alle Grund-Käufe erledigt – jetzt fehlt das letzte Geld, um auch zu bauen.Bessere Karten hat laut Straßenbauamt Regensburg die B 16 neu von Gallingkofen nach Wenzenbach. Zum Jahreswechsel könne man da wohl das Planfeststellungsverfahren beantragen, so Alexander Bonfig von der Behörde.

Regenstaufs Bürgermeister Siegfried Böhringer merkte an, dass die elektrifizierte Strecke Hof – Regensburg nur dann Sinn für die anwohnende Bevölkerung mache, wenn es ausreichend Haltepunkte gebe. Sein Nabburger Kollege Armin Schärtl ergänzte, dass die Frage nach dem „erheblichen Eingriff“ in die Anlagen – also nach dem Lärmschutz – sich einfach nicht stellen dürfe.  Bei 700 – 800 Millionen Baukosten für die Maßnahme müssten weitere 100 – 200 Millionen Euro für diesen Schutz der Bevölkerung „einfach drin sein“. Laut Robert Hanft, dem Vertreter der Bahn, ist die Frage nach dem „erheblichen Eingriff“ aber noch nicht beantwortet.


MdB Schieder war es wichtig, dass über das Online-Portal www.bvwp2030.de erstmals eine Bürgerbeteiligung stattfinen kann. Sie ermuntert zu „fundierten Beiträgen“, hofft aber, dass der Tenor der Region für die Elektrifizierung Hof-Regensburg positiv ausfällt. Denn bis der Bundesverkehrswegeplan im Oktober verabschiedet wird, besteht immer noch die Gefahr, dass ein Konkurrenzprojekt stattdessen zum Zuge kommt – Insider sehen bei der „Franken-Magistrale“ diese Gefahr.

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