Geradelt ist Claudia Schaftner schon immer gern. Jedes Jahr hat sie dabei auch ein schönes Ziel für eine Tagestour anvisiert. So 50 Kilometer sind da überhaupt keine große Sache. Eine Strecke, bei der man sich auch mit dem Auto schon überlegt, ob man sich die Fahrt antun will. "Seit ich mein Trecking Rad hab, ist das alles kein Problem!", schwärmt die Verkäuferin aus Bruck in der Oberpfalz.

Das Radl hat 27 Gänge - und die werden von der ambitionierten Fahrerin auch alle genutzt. Und los geht’s nach Oberviechtach, nach Waldmünchen oder über den Freundschaftsradweg via Altdorf bis Schönsee oder auch nach Nabburg. "Hauptsache, es gibt zur Belohnung dann einen Cappuccino!", lacht die sportliche Frau.

Dieses Jahr sollte es im Urlaub dann nach Irland gehen - aber das Wetter war Claudia dann doch etwas zu irisch. Eine Woche nur Regen ist selbst für den größten Naturfreund zu viel. "Und bei uns war das Wetter endlich gut. Nicht zu heiß, aber richtig schön warm!", strahlt Claudia.

Mitte August, am langen Christi-Himmelfahrts-Wochenende, hat sie sich auch wieder ein spezielles Ziel ausgesucht: Zur Hammermühle in Hohenburg mit Hofcafé und Bioladen hat es die Radlerin gezogen. Die Besitzerin, Beate Schaller, hatte bei der Sendung des Bayerischen Rundfunks "Landfrauenküche" gewonnen. Für Claudia als begeisterte Köchin ein echtes Highlight der "erfahrbaren" Region.

Von Bruck aus über das Regental führte die Route nach Ramspau, Leonberg, Klardorf und Bubach, dann weiter nach Schmidmühlen und nach dem obligatorischen „Cappu“ am Ziel wieder zurück – das waren mal so auf die Schnelle 102 Kilometer. "Erst geht es fast immer nur bergab – aber man weiß genau, das muss ich auf dem Heimweg büßen! Aber ich hatte ja noch den Feiertag, den Montag, zum Ausruhen!", lacht die Frohnatur.

Entlang der Lauterach und beim Truppenübungsplatz Hohenfels vorbei ging es wieder zurück nach Hause. Doch mit Ausruhen wurde es nichts -  das Adrenalin hatte ganze Arbeit geleistet: "Ich war schon um halb sieben am nächsten Tag wieder wach und hatte bei dem tollen Wetter gleich wieder Lust zu fahren.“

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Spontan beschloss die begeistere Treckingradlerin, ihren Bruder in Waldmünchen zu besuchen, dort hatte sie schon länger den Schwarzkopf im Visier. Der Čerchov, so heißt der Schwarzkopf jenseits der deutschen Grenze, ist mit 1042 Metern der höchste Berg des Oberpfälzer Waldes und ist auch der Nordgipfel des Böhmerwaldes.

Rund zwei Kilometer hinter der grünen deutsch-tschechischen Grenze liegt er - sozusagen im Bermudadreieck zwischen Waldmünchen, Furth im Wald und Taus, dem tschechischen Domažlice. "Als ich mittags bei meiner Schwägerin in Waldmünchen ankam, hat sie mich gleich zum Mittagessen eingeladen. Aber das musste ich leider ablehnen – mit vollem Bauch hätte ich den Berg nie geschafft!", erzählt Claudia weiter.

Schon lange vorher hatte sie über den Bruder den Spezialisten für Radtouren in der Gegend kontaktiert: Karl Reitmeier kennt dort jeden Weg. Mit seinen Tipps, einer Flasche Wasser und der kraftspendenden Banane im Gepäck machte sich Claudia dann auf den Weg. Es ging erst wunderbar geradeaus - aber bald schon wurde es ziemlich steil und die Route ging mächtig in die Beine. Aber der Rundblick auf den Bayerischen Wald und die tschechische Ebene war Lohn genug für Claudia. Das Ziel erreicht man übrigens auch ganz bequem mit einem Shuttlebus - und bei guten Wetterbedingungen reicht die Sicht vom Čerchov bis zu den Alpen.

Weniger anstrengend, jedoch aufgrund den Rillen auf der Fahrbahn ziemlich heftig und gefährlich war die Abfahrt. Eigentlich hatte Claudia im Hinterkopf, mit dem Zug nach Hause zu fahren. Aber das war dann zeitlich alles zu knapp - und so ist die geborene Windmaiserin, die rund 40 Kilometer von Waldmünchen in ihre Wahlheimat Bruck auch noch geradelt. "Das bringt schon Selbstbwusstsein!", strahlt Claudia.

Am meisten hat sie beeindruckt, als sie mit dem Radl - sozusagen aus eigener Kraft - über die Grenze in ein anderes Land, hier nach Tschechien, gefahren ist. Über die sogenannte Hochstraße hätte die begeisterte Radsportlerin auch schon die Fahrt Pilsen gelockt - aber dort herrscht ein wahnsinniger Straßenverkehr, da wird das Radfahren zur Tortur, das hat die hübsche Frau dann doch abgeschreckt. Auf ihrem Weg an diesem Sonntag im August 2016 hatte Claudia Glück – nur eine Handvoll Autos waren unterwegs.

Auch eine Tour mit Übernachtung hat sich die 41-Jährige gegönnt. „In Cham im Randsberger Hof wollte ich schon immer mal beim Sonnenuntergang im Skypool liegen!“ Natürlich fand die Anreise wieder per Rad statt. Und weil die Bikerin mittags schon angekommen war, hat sie noch eine kleine Runde nach Bad Kötzting drangehängt. „Da hatte ich dann echt Kohldampf und wollte was Deftiges. Aber egal, wo ich hinkam, überall war gerade geschlossen...“ Zum Schluss gab`s dann in der Chamer Wasserwirtschaft im Biergarten doch noch „an Obazdn „und den Cappuccino beim Sunset im Pool auf der Dachterrasse.

Weil das Wetter während ihres Urlaubs im September noch so wunderbar sommerlich geworden ist, hat Claudia Schaftner auch noch zwei weitere Oberpfälzer Highlights mit dem Rad bereist: In Amberg gab es auf dem Mariahilfberg mit Blick auf die schöne alte Stadt wieder einen Belohnungs-Cappu. "Seitdem weiß ich auch, warum der Berg so heißt! Ich hab’ bergauf wirklich gebetet ‚Maria hilf!’", lacht Claudia im Nachhinein.

Mit ihrem zehn Jahre alten Radl hat sie aber auch noch eine andere Richtung eingeschlagen: "Die Radl-Saison 2016 ohne Regensburg beenden...das geht nun wirklich nicht!", postete sie auf Facebook. "Manches im Leben macht man nur einmal - aber in Regensburg war ich schon bei meiner aller ersten Tagestour." Hier gab`s als Abschluss eine Radlerhalbe im Spitalgarten und natürlich einen Cappu.

Insgesamt ist Claudia Schafftner rund 1500 Kilometer quer durch Ostbayern geradelt und hat sich dabei im wahrsten Sinne des Wortes frei gestrampelt. Stress, Probleme und schlechte Gedanken - das fällt alles ab, wenn man mit sich allein auf Achse ist und den Fahrwind spürt. „Die Touren kosten zwar körperliche Kraft, aber sie geben mir wiederum auch so viel Kraft! ‚s Radlfor'n is für mi Balsam für die Seele!“, strahlt sie zufrieden.

Im kommenden Jahr will die unternehmungslustige Frau ihren Cappuccino im Kuhstall-Café in Illkofen zwischen Regensburg und Nürnberg trinken - und wer weiß, wo noch überall! Bayern hat noch viele schöne Ausflugsziele zu bieten und Claudia noch jede Menge Energie.