„Der Tod gehört zum Leben.“ Das war schon immer so. Doch der Umgang mit dem Sterben und dem Tod hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Zunehmend wurde und wird diese Thematik verdrängt. Unsicherheiten machen sich seitdem breit, in Bezug im Umgang mit Trauer und den betroffenen Menschen. Im November nehmen sich die Menschen mehr Zeit, sich mit der Vergänglichkeit zu befassen. Der gute Besuch der Allerseelensitzweil am Sonntagabend im Pfarrheim zeigte dies eindrucksvoll.

 

Es ist die zweite Sitzweil, seit er hier ist, erinnerte Pfarrer Johann Trescher eingangs, unter Pfarrer Josef Groß haben bereits Einige stattgefunden. Viele Geschichten ranken sich um das Sterben und den Tod – und nicht alle stimmen todtraurig, ganz im Gegenteil, viel Amüsantes wird von Generation zu Generation weitererzählt, viele Autoren haben diese Begebenheiten festgehalten. Pfarrer Johann Trescher berichtete von solchen Geschichten. Ein Heimspiel hatten die Bodenwöhrer Sänger. Karl Schwarzer bildete mit seinem Bruder Richard das „Zitherduo“. Eindrucksvoll gestaltete der Lupburger Dreigesang die Sitzweil mit, bestehend aus Katharina Hafner, Lydia Menner und Inge Pretzl. Es ist altes Liedgut, das reihum präsentiert wurde, ohne Beschönigung, aber auch nichts, das Menschen verängstigt.

Dass der Tod zum Leben gehört, das merken wir alle, so Pfarrer Johann Trescher. „Jedes irdische Leben ist vergänglich.“ Menschen fürchten zum Teil den Tod, verdrängen ihn, man möchte ihm nicht begegnen. Den Tod annehmen, das sei schwer. Der Mensch mit seinem Selbsterhaltungstrieb, mit dem was er geschaffen hat und die Menschen, die ihn umgeben, all das loszulassen, fällt schwer. „Wir trauern eigentlich um uns selber“, so der Geistliche, „wir empfinden Schmerz, weil, der Mensch ist mir genommen.“ Der Verstorbene ist eigentlich gut aufgehoben. „Tod, willkommen im Leben“ ist ein christliches Denken. Denn das eigentliche Leben beginnt nach dem irdischen Dasein. Gott hat etwas viel Herrlicheres für uns bereitet, ewiges Glück, zu diesem Leben sind wir berufen. Dies ist das christliche Bild vom Leben und Sterben, so Pfarrer Trescher. Trauern dürfen wir, aber es gibt Hoffnung.

Der Lupburger Dreigesang mit Inge Pretzl, Lydia Menner und Katharina Hafner (von links)

 

Totenbräuche gibt es viele. Der Autor Josef Schmaußer hat sie gesammelt, speziell wie sie im südwestlichen Landkreis Amberg-Sulzbach vorgekommen sind oder sich noch erhalten haben. Pfarrer Trescher stellte einige von ihnen aus dem entsprechenden Buch vor. Versehgang, Sterbeglocke, Aussegnung, das Aufbahren des Verstorbenen, die Gebete und das Abschiednehmen, in vielen Einzelheiten wurden diese Vorgänge beschrieben. Die meisten Verstorbenen waren früher zuhause offen aufgebahrt. So hart das auch für die Angehörigen sein mag, ebenso das sofortige Versenken des Sarges ins Grab, ein sehr schmerzlicher Moment, der aber umso wichtiger ist für das Begreifen des Unwiederbringlichem, für die Trauerarbeit. Viele amüsante Geschichten gibt es auch. So hatte eine Leichbeterin einen Regenschirm unter dem Tisch aufgespannt. Die üblichen Spitzln, die beim Leichtrunk serviert wurden, sammelten sich nach und nach in diesem Regenschirm. „Ja mei, eins ums andere muss gehen“, meinte die „Sammlerin“.

Walter Pöschl hat „Das Fegefeuer“ verfasst. Ein temperamentvoller Pfarrer, der die Pein im Fegefeuer in allen Farben beleuchtete, gerade auch gegenüber der Humml-Mutter, deren verstorbener Mann ganz sicher aufgrund seines Lebenswandels mit vielen Räuschen im Fegefeuer büßt. Mit Messen könnte er davon befreit werden. Und so bestellte die Witwe zunächst fünf Messen, der Pfarrer meinte, ein bisschen sei er schon heraußen, und wieder zahlte die Witwe fünf Messen. Beim dritten Mal sagte der Pfarrer, dass der Ehemann nur mehr bis zu den Waden im Fegefeuer stecke. Die Witwe dachte an die Schläge, die sie zu Lebzeiten ihres Mannes immer wieder bekam, und meinte, dass es nun gut ist, „er sich selber jetzt da rauskämpfen muss. Eine andere Geschichte offenbarte die Hilflosigkeit eines Pfarrers, wenn seine Pfarrhaushälterin stirbt und er keine Ahnung von Kochen, Waschen und Bügeln hat. Nun ist das Fräulein Philomen auch eine hantige Person gewesen. Und der Pfarrer las täglich eine Messe für sie. Die Pfarrgemeinde zeigte zunehmend ihren Unmut darüber. Der Pfarrer darauf beschwichtigend: Er ist ein Mann mit angegriffener Gesundheit und sollte es mit ihm zu Ende gehen, möchte er auf keinen Fall dem Fräulein Philomen im Fegefeuer begegnen. In einem anderen Fall wurde eine Witwe angesprochen, warum sie für ihren Mann keine Messe lesen lässt. Ihre Antwort: „Im Himmel braucht es das nicht, in der Hölle nutzt es nichts und im Fegefeuer dar er schon ein wenig aushalten.“

Pfarrer Johann Trescher

 

Spannend wurde es bei „Die letzte Beichte der Stocker-Mutter“. Die Austragsbäuerin spürte, dass es mit ihr zu Ende gehen wird und verlangte nach dem Pfarrer. Der wollte ihr die Beichte abnehmen, doch sie sagte, ohne Beichtgitter kann sie nicht beichten. Alles gute Zureden des Geistlichen und des Sohnes halfen nichts, sie stellte sich quer, ohne Sündengitter kann sie nicht beichten. Schließlich hatte der Sohn eine Idee und kam mit einem Hasenstallgittertürl herein. Wie der Hochwürden und die alte Bäuerin damit zurechtgekommen sind ist nicht bekannt. Jedenfalls ist sie dann am Abend ganz ruhig verstorben.

Zuletzt erzählte Pfarrer Trescher die Geschichte von einer Jahresschlussandacht mit Totengedenken.Ein Aushilfspfarrer hielt diese und verlas dabei die Namen der Verstorbenen des letzten Jahres. Unruhe machte sich im Kirchenraum breit. Heraus kam, dass es sich nicht um die Verstorbenen gehandelt hatte, sondern die Namen derer verlesen wurden, die ihr Kirchgeld noch nicht bezahlt haben. Warum die beiden Bücher verwechselt wurden? Ein Blick in das verschmitzte Gesicht des Mesners sprach Bände. 

Verdienten Applaus gab es für alle Beiträge, die Anwesenden amüsierten sich prächtig und so füllten sich rasch die Spendenkörbchen, deren Inhalt dem Missio-Projekt „Burkina Faso“ zugutekommt.