Regensburg. In den späten Nachmittagsstunden des Donnerstags, 25.07.2019, brannte eine Hausfassade in der Regensburger Altstadt. Gegen 16.09 wurde der Brand in der Steinergasse mitgeteilt. Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Regensburg und Löschzüge der freiwilligen Feuerwehr begaben sich umgehend zum Brandort.

Die Regensburger Altstadt ist gut besucht, viele Menschen schlendern bei herrlichem Wetter durch die Gassen oder suchen bei knapp 37 Grad Celsius die nächste Eisdiele auf. Doch plötzlich steigen dicke Rauschwaden an einem Wohnhaus in der Glockengasse auf, Minuten später sind Sirenen in der ganzen Stadt zu hören. Selbst auf der Ostumfahrung ist der schwarze Rauch zu sehen. Vor Ort findet die Feuerwehr einen Efeu vor, der zu brennen begann und sich seinen Weg bis zum Dachstuhl hinauf in das dritte Obergeschoß gebannt hat. 


Nun muss schnell gehandelt werden, damit sich das Feuer in der dicht bebauten Altstadt nicht weiter ausbreitet. Doch die Einsatzkräfte haben gleich mit mehreren Problemen zu kämpfen. Zum einen sind die Gassen sehr eng und nur an einer Stelle können die Drehleitern in Stellung gebracht werden, zum anderen wüten die Flammen unter einer Haut aus Blech, die zuerst geöffnet werden muss, bevor die Feuerwehrleute dann mit dem eigentlichen Löschangriff beginnen können. „Da drunter breitet sich das Feuer gerade mehr oder weniger ungehindert aus. Es ist eine sehr langwierige Sache", so Iris Krimm, die Einsatzleiterin der Berufsfeuerwehr Regensburg. Durch die große Hitzeentwicklung schmiert zudem das Blech, wodurch es nicht einfach mit Kettensägen herausgeschnitten werden kann, sondern Stück für Stück abgetragen werden muss. Mittlerweile brennen gut je 100 Quadratmeter auf zwei Stockwerken. „Wir führen sowohl einen Innen- als auch einen Außenangriff durch. Zudem sind wir mit Kräften in den Wohnungen drinnen und entfernen dort die Verkleidung, um an den Dachstuhl heran zu kommen. Wenn wir Pech haben, dauert das bis in die Morgenstunden", so Krimm weiter.

Wenige 100 Meter von der Glockengasse entfernt, sitzt Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und macht sich Sorgen um Ihre Stadt: „Es ist natürlich erst einmal ein Schock, zumal es mitten in der Altstadt in diesem dicht bewohnten Gebiet ist. Es ist dort auch sehr eng; ein Haus steht am anderen. Ich hoffe jetzt einfach, dass das gut ausgeht und niemand verletzt wird. Um die betroffenen Bewohner und auch die Nachbarn, die jetzt aktuell nicht in ihre Wohnungen können, kümmern wir uns natürlich."

Am Regensburger Haidplatz, in unmittelbarer Nähe zum Brandort, beziehen die rund 60 Kräfte des Rettungsdienstes Stellung und bauen ihr Versorgungslager auf. Vor allem kühle Getränke zählen an so einem Tag wie heute. „Ohne Wasser geht nichts; sowohl von außen als auch von innen. Die Einsatzkräfte müssen mehrere Liter trinken, sonst ist auch das beste körperliche Training nicht ausreichend", schildert Dr. Heiko Rieder. Er ist als Leitender Notarzt in die Altstadt alarmiert worden. Und tatsächlich bringt die Sommerhitze die Einsatzkräfte bei so einem Feuer an ihre Leistungsgrenze. „Das kann sich eigentlich jeder sehr gut vorstellen, der jetzt schon beim normalen Bürojob über die Temperaturen klagt. Wir sind hier mit der dicken Einsatzkleidung unterwegs, mit Atemschutz; das ist extrem belastend für den Kreislauf. Es sind auch leider schon zwei Einsatzkräfte wegen Dehydrierung aus dem Einsatz ausgeschieden und mussten vom Rettungsdienst versorgt werden", so Iris Krimm von der Berufsfeuerwehr Regensburg. Zudem kann Sie ihre Männer nicht lange einsetzen. Spätestens nach 20 Minuten müssen die Atemschutztrupps ausgetauscht werden. „Sie fahren dann zurück auf die Wache, duschen und ziehen neue Klamotten an, um sich regenerieren und dann wieder in den Einsatz kommen können. Deshalb haben wir auch einen sehr hohen Personalbedarf und haben bereits überörtliche Unterstützung angefordert", so Krimm.

Insgesamt dauern die Löscharbeiten bis weit nach acht Uhr am Freitagmorgen an (also insgesamt mehr als 16 Stunden), bis das verehrende Feuer endlich unter Kontrolle gebracht werden kann. Am Ende muss der Dachstuhl sogar mit Schaummittel geflutet werden, um auch die letzten Glutnester zu ersticken. Das Wohnhaus in der Glockengasse ist bis auf Weiteres nicht mehr bewohnbar. 

Die ersten Ermittlungen ergaben, dass Flexarbeiten an der Außenfassade des Gebäudes durchgeführten worden waren. Ein dort angebrachtes Metallgitter sollte durch den Einsatz eines Flexgerätes entfernt werden. Die Efeubepflanzung am Gitter fing daraufhin Feuer, welches sich in Windeseile über diese Kletterpflanze nach oben bis in den Dachstuhl ausbreitete.

Es ist von einem hohen Gebäudeschaden auszugehen. Dieser wird, nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen, auf etwa 500.000 Euro geschätzt Das Anwesen kann derzeit nicht betreten werden. Die Bewohner wurden zwischenzeitlich anderweitig untergebracht. Statiker werden in den nächsten Tagen zur Brandörtlichkeit hinzugezogen.

Anwohner und die Bewohner selbst wurden bei diesem Ereignis nicht verletzt. Vier Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr erlitten leichte Rauchgasvergiftungen. Sie mussten sich kurzzeitig in ärztliche Behandlung begeben.