Junge Menschen, die selber keine Zeitzeugen sind, beschäftigen sich auf mehrere Arten mit der Historie, die sich nicht irgendwo in der Welt abgespielt hat, sondern unmittelbar hier in der Region. Zeitzeugen, das sind nicht nur die Menschen, die damals in den Achtziger Jahren Widerstand gegen die WAA geleistet haben, sondern auch Orte mit verschiedenen Mahnmalen, die dafür sorgen, dass diese Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten.

 

Nahezu 30 Jahre sind vergangen, seit dem endgültigen Aus dieser atomaren Wiederaufbereitungsanlage. In die Jahre gekommen sind auch das Franziskus-Marterl, das Kreuz und die sonstigen Besuchereinrichtungen im Taxölderner Forst in Altenschwand. Es ist eine Gedenkstätte, an der die Jahrzehnte hindurch regelmäßige Andachten stattfinden, um die Erinnerung wachzuhalten. Oberstudiendirektor Ralf Bormann, Leiter des BSZ Oskar-von Miller in Schwandorf, unternahm eine Fahrradtour, die ihn zum Franziskus-Marterl geführt hatte. Leider befanden sich die Besuchereinrichtungen nicht gerade im besten Zustand. Umso froher sei er, dass sich Schüler an der Berufsschule Neunburg mittels einer Projektarbeit diesen maroden Erholungseinrichtungen annahmen.

Letzte Hand legten diese Schüler an, um die Erholungseinrichtungen wie hier Tisch und Bank dauerhaft zu befestigen.

 

Studiendirektor Leonhard Riedmeier freute sich, dass dieses Projekt nun erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Eine Vielzahl von Ehrengästen war der Einladung zur Präsentation der Arbeiten gefolgt, unter ihnen Altlandrat Hans Schuierer, stellvertretender Landrat Arnold Kimmerl, Oberstudiendirektor Ralf Bormann, Grundstückseigentümerin Anita Meier, Wolfgang Nowak für die Freunde des Franziskus-Marterls sowie Pfarrer Richard Salzl. Als Kontaktperson für das Projekt fungierte BN-Kreisvorsitzender Klaus Pöhler, der ebenfalls anwesend war. Die Schüler erzählten selber von ihren handwerklichen Tätigkeiten, vom Praxisunterricht im Bereich Holzbearbeitung bei Fachlehrer Adolf Bindl und Metallbearbeitung bei Fachlehrer Johannes Schneider. Ein Projekt wie jedes andere sei es nicht gewesen, erklärte einer von ihnen im Gespräch. Abbauen und restaurieren der Teile, gerade auch in Bezug auf die ideelle Bedeutung, sei schon etwas Besonderes für sie gewesen. Die Aufgaben erstreckten sich über weite Bereiche, wie das Reparieren, Abschleifen und die Neulackierung der Metallteile, die Erneuerung der Holzteile von Tisch und Sitzbänken, die Teilerneuerung des Pultes sowie die Erneuerung der Holzkreuze, das Freischneiden der Sitzbänke und die Restaurierung der Schnitzerei. Im November begannen die Schüler mit den Außenarbeiten und dem Abbau. Die Werkstattarbeiten erstreckten sich auf die Wintermonate und konnten Anfang April abgeschlossen werden, informierte Riedmeier. Beteiligt waren die Forstklassen, hauptsächlich die zwölfte Klasse.

Deutlich zu erkennen sind die Restaurierungsarbeiten an den Kunstwerken, die jahrzehntelang den Witterungsbedingungen ausgeliefert und daher arg in Mitleidenschaft gezogen worden waren.

 

Stellvertretender Landrat Arnold Kimmerl sagte, dass vor 30 Jahren der Landkreis berühmt geworden sei, „negativ durch die WAA“. Übriggeblieben sei das Marterl, zur Erinnerung und Dankbarkeit, darüber, dass Unheil und größere Schäden abgewendet werden konnten. Sein Dank galt der Marterlgemeinde, die dieses Gedenken bewahre. Wie es der Oberpfälzer Mentalität entspreche, sei der vier Jahre andauernde Widerstand friedlich verlaufen. Sein Dank galt den Schülern, die sich diesem Projekt angenommen haben. Altlandrat Hans Schuierer dankte ebenfalls allen am Projekt Beteiligten für ihren Einsatz. Immer wieder habe man sich in der Vergangenheit Gedanken gemacht, wie es weitergehen werde und wer diese Stätte pflegen werde. Neben der Erhaltung dieses Denkmals sei es ganz wichtig, dass das Geschehen lebendig gehalten werde. Es sei ein Mahn- und Musterbeispiel dafür, was in einer Demokratie, in einem Rechtsstaat nicht sein darf. Es zeige aber auch auf, wie man etwas friedlich verhindern kann. Die Geschichte rund um die WAA sei ein Lügengebäude von Anfang bis Ende, fand Schuierer deutliche Worte. Denn bis heute werde behauptet, dass nicht der Widerstand, sondern wirtschaftliche Erwägungen zum Aus der WAA geführt haben. Zu teuer, hätte man befunden. Schuierer führte detailreich aus, dass durch den Widerstand die Kosten enorm gestiegen waren, allein die Polizeieinsätze hätten enorme Gelder verschlungen.

Stellvertretender Landrat Arnold Kimmerl (Mitte) erinnerte an den Widerstand gegen die WAA und dankte den Schülern und allen Beteiligten für das gelungene Unterrichtsprojekt, flankiert von Altlandrat Hans Schuierer (links) und Pfarrer Richard Salzl (rechts).

 

Oberstudiendirektor Ralf Bormann sprach von der Widerstandskraft der Oberpfälzer, die Symbolcharakter habe. Das Franziskus-Marterl sei ein Ort der Besinnung, gerade in unserer schnelllebigen Zeit. Pfarrer Richard Salzl, damals als Ortsgeistlicher der Pfarrei Penting, aktiv im Widerstand beteiligt und als Religionslehrer die Forstklassen unterrichtete, sprach davon, dass damals „Einiges schiefgelaufen ist“. Die WAA habe Streit heraufbeschworen, in den Familien und in den Pfarreien. Die Belastung von Luft, Erde und Wasser greife auch heute noch um sich. Dabei sei die Welt aufgerufen, den Auftrag Gottes zu erfüllen, die Schöpfung zu bewahren und zu behüten. Mit einer Andacht wurde diesem Umweltgedanken umfassend entsprochen.