"Gerechtigkeit interessiert in dieser reichen Gesellschaft niemanden mehr"

Wackersdorf.  Franz Schindler ist sprach- und ratlos. „Ich weiß nicht, wie die SPD aus diesem Tief wieder herauskommen soll“, sagte der Bezirksvorsitzende bei der Versammlung des Ortsvereins Wackersdorf am Dienstag im Schwimmbad-Cafe.

 

Dabei schrieb der SPD-Politiker 90 Prozent der umgesetzten Maßnahmen in der Berliner Koalition seiner Partei zu. „Aber keiner dankt es uns“, schüttelt Franz Schindler den Kopf. Vielleicht habe sich „die Partei überlebt und ist ein Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert“, beginnt der Landtagsabgeordnete zu zweifeln.  

Franz Schindler bedauert „die Entpolitisierung der Menschen und das mangelnde Gespür für Verteilungsgerechtigkeit“. Selbst die Gewerkschaft „Verdi“ mobilisiere mittlerweile „die Mitglieder gegen uns“. Dabei trete die SPD nur für „eine Gesellschaft ein, in der es gerechter zugehen soll“. Zum Beispiel in der Bildung. „Kostenfreie Bildung von der Krippe bis zur Uni“ – dies sei eine Kernforderung der deutschen Sozialdemokratie. Doch das scheine die Menschen ebenso wenig zu interessieren wie das Renten- oder Gesundheitskonzept der SPD oder die Forderung nach einer Bürgerversicherung. In Umfragen werde der SPD zwar eine „hohe Kompetenz in der Bildung“ bescheinigt, so Schindler. Dies sei aber nur deshalb der Fall, „weil die CSU hier so viele Fehler gemacht hat“. 

Die Wackersdorfer SPD-Mitglieder waren sich einig: „Die Große Koalition hat der Partei nicht gut getan“. Ob das Thema „Gerechtigkeit“ das richtige war für den Wahlkampf, zogen sie in Zweifel. Es interessiere ganz offensichtlich niemanden in dieser reichen Gesellschaft. Noch wollen die „Sozis“ das Feld nicht kampflos räumen. Sie schworen sich ein auf die letzte Phase des Wahlkampfes und wollen die Wähler mobilisieren.

Fraktionsvorsitzender Manfred Rittler gab einen Überblick über die Entwicklung in der Gemeinde, die bei 5200 Einwohnern 6200 Arbeitsplätze stelle, schuldenfrei sei, ständig neue Baugebiete ausweise, den Ortskern und die Ortsteile mit Breitband versorge und die Kinderbetreuung ausbaue. Er kündigte in Kürze den Abriss des „68-er Schulgebäudes“ an, um Parkplätze für das Mehrgenerationenhaus zu schaffen. In den nächsten Monaten baue die Gemeinde für über eine Million Euro ein neues Funktionsgebäude am Sportplatz.

Bei der Stimmkreiskonferenz am 4. November wird der Ortsverband Wackersdorf mit den Delegierten Wolfgang Bösl, Annemarie Zinke und Günther Pronath vertreten sein.   

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