Gesellschaftliche Debatte beim Glaubens-Talk

Rund 60 Gäste kamen zum Jugend-Glaubenstalk-Abend der Pfarrei Fischbach zum Gasthaus Roidl. Schulleiter Oskar Duschinger moderierte aktuelle Themen zur Integration von Flüchtlingen, hinterfragte angemessene und erfolgreiche Wege und stellte Obergrenzen für das Recht auf Asyl zur Diskussion. Organisiert hatte diese Veranstaltung Salesianer-Pater Alfred Lindner, der derzeitige Seelsorger der Pfarrei Fischbach. Seine Motivation ist, sich als Christ vor Ort zu bekennen und zu einem gemeinsamen Europa zu ermuntern.

Seitens der Politik standen der Europaabgeordnete Ismail Ertug und Landrat Thomas Ebeling Rede und Antwort, ebenso Michael Goldhahn von Flying help e.V., Stadtpfarrer Adolf Schöls, Anke Zimmermann von der Beratungsstelle Bayerisches Bündnis für Toleranz, der Nittenauer Oberministrant Nicolas Süß sowie Werner Nagler, Schulbeauftragter für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, Asylbewerber und Flüchtlinge, der drei Asylbewerberinnen aus Eritrea und Uganda als Beispiele guter Integrationsarbeit mitgebracht hatte. Sie hätten sich mittlerweile gut eingelebt und fühlten sich wohl, sagte Nagler für die Damen stellvertretend.

Eingangs zeigte Pater Lindner per Film lebendige Bilder mit Kurz-Interviews und Statements unterschiedlichster Zeitgenossen. Darunter Staatsministerin Emilia Müller, der Landtagsabgeordnete Alexander Flierl, Peter Dotzler aus Burglengenfeld, Pastoralreferent Dr. Markus Lommer aus Amberg, der Ministerpräsident aus Thüringen, Bodo Ramelow, Prof. Dr. Michael Koch an der TU München, 1. Bürgermeister Karl Bley, Dekan Ludwig Gradl aus Amberg oder Arbeitsministerin Andrea Nahles.

Landrat Thomas Ebeling berichtete, dass beim Höchststand von 1900 Flüchtlingen im Landkreis Schwandorf die Tendenz sinkend ist (derzeit 1200) und sich die Lage entspannt. Keine Ängste seien im Landkreis Schwandorf zu spüren gewesen und seien es auch jetzt nicht, obwohl die AfD im Landkreis Schwandorf versuche, Einfluss zu nehmen. Bei den anerkannten Flüchtlingen sei man dabei, diese gut zu integrieren. Auf die finanzielle Versorgung angesprochen, entgegnete Ebeling, dass es schwierig sei, bei plötzlichem Andrang und deshalb in kürzester Zeit den Menschen ein Obdach zur Verfügung zu stellen. Im Falle einer weiteren Flüchtlingswelle wolle man daher gerüstet sein.

Der Europaabgeordnete Ismail Ertug sprach von vielen Defiziten in der EU, trotzdem gebe es keine Alternative. Beim Thema Flüchtlingswellen habe man in der Vergangenheit weggesehen, obwohl Experten immer wieder darauf hingewiesen hätten. Auf die Frage ob die Flüchtlingsproblematik in Europa mit Schuld am Brexit der Briten sei, verneinte er entschieden. Der Druck durch die fortschreitende Globalisierung sei gewachsen, die Schere Reich-Arm drifte immer weiter auseinander und im System wirtschaftlicher Entwicklungen sei vieles im Argen. Diese Unzufriedenheit und Ängste in die Zukunft sei der Nährboden für die Rechtspopulisten.

Stadtpfarrer Adolf Schöls sieht die Gefahr einer wachsenden Rechtslastigkeit, umso wichtiger sei eine starke Europäische Union, die aber auseinander zu brechen drohe.

Michael Goldhahn zeigte ein paar Bilder aus Kos, wo er mit seiner Organisation flying help e.V. Flüchtlingen hilft. Auch er fürchtet in den zunehmenden Rückfall nationalstaatlichen Denkens. Das hatte man schon mal, sagte er, daher sei die EU ein Garant für den Frieden. In der politischen Diskussion fordert er mehr Ehrlichkeit bei den Flüchtlingsthemen und die Kampfansage dem mafiosen Geflecht der Schleuser und dem Schüren von Ängsten. Integration sei eine Aufgabe Aller mit dem Respekt zueinander. In der Runde stellte Goldhahn den Syrer Georg aus Damaskus vor, der nach einem 6monatigen Sprachkurs die Berufsschule besucht und bereits ein Praktikum bei der Firma Horsch absolvieren durfte.


Oberministrant Nicolas Süß sieht in Europa eine für die Jugend wichtige Zukunftsperspektive. Die Alten würden sterben, für sie hätte es keine Auswirkungen.
Nicht die Zahl der Flüchtlinge sei das Problem, sagte Anke Zimmermann, sondern viel Unwissen und bestimmte Tendenzen in der Zivilgesellschaft seien zu spüren, Fronten erhärten sich und würden auf eine „Gutmenschendebatte“ reduziert.
Abschließend entstand eine Debatte über die zunehmende Einflussnahme der Islamischen Religion in die deutsche Gesellschaft und auch darüber hinaus. Ertug, selber Moslem mit türkischen Wurzeln, empfahl, sich einander anzunähern, dann würde man feststellen, dass es viele Gemeinsamkeiten der Religionen gebe.

 

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