Roßbach/Wald. Nach den Kontaktbeschränkungen läuft der Sportbetrieb wieder an, aber der SSV hat noch ein größeres Problem. Andrea Bruckmüller, die Vorsitzende des SSV Roßbach/Wald, erzählt von der aktuellen Situation im Walder Sportverein.


Nachdem es seit Mitte März keinen Sportbetrieb mehr gab, komme er jetzt langsam wieder ins Rollen. Die Stockabteilung ist schon am längsten wieder am Sporteln. Auch das Nordic Walking hat angefangen und neue Kurse starten. 

Positiv sei, dass der SSV durch die Krise keine finanziellen Einbußen erlitten habe. Es gebe keine Angestellten, wie sie andere Vereine oft hätten. Aber natürlich sei es schade, dass man so lange keinen Sport Habe machen können, so die Vorsitzende. Jetzt sei Corona aber nicht das größte Problem des SSV Roßbach/Wald.

Bereits im Januar fand eine Infoveranstaltung statt: Es wird eine neue Vorsitzende oder ein neuer Vorsitzender gesucht. Auch eine Stellenbeschreibung im Mitteilungsblatt gab es schon.

Andrea Bruckmüller ist jetzt seit zehn Jahren die Vorsitzende des Vereins, bereits im August 2018 hatte sie angekündigt, dass sie bei den nächsten Neuwahlen nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Leider hat sich bis jetzt noch niemand gefunden, der die Nachfolge antreten möchte. 
Dabei könnte sich der Verein auch vorstellen, dass es ein Führungsduo oder Führungstrio gibt, als zwei oder drei gleichberechtigte Vorsitzende. Das erfordere nur eine Satzungsänderung.

Der SSV hat 722 Mitglieder im Alter von 3 bis 85 Jahren, trotzdem finde sich kein Vorstand. Dies ist auch für die Vorsitzende schmerzlich. Andrea Bruckmüller ist sich sicher, sie höre zum richtigen Zeitpunkt auf. Sie möchte nicht noch zwei Jahre dranhängen und in dieser Zeit praktisch nur noch pro forma das Amt ausfüllen.

Hauptgrund für ihre Entscheidung ist, dass sie mehr Freizeit für sich und ihre Familie haben möchte. Im Moment sei ihre gesamte Freizeit dem SSV gewidmet. Nach 21 Jahren ehrenamtlicher Arbeit im Sportverein müsse man auch aufhören dürfen. Vor 21 Jahren fing Andrea Bruckmüller als 2. Jugendleiterin beim SSV an, als dieses Amt eingeführt wurde und die letzten zehn Jahre stand sie an der Spitze des Vereins.

Zu 90 Prozent sei die Zeit als Vorsitzende toll gewesen, es sei nicht wahr, dass man im Ehrenamt keinen Dank bekomme. Der Anfang sei schwer gewesen, als erste Frau im Amt des Vorstands. Der SSV war schon immer ein Teil ihres Lebens, der Vater und der Bruder spielten Fußball, sie selbst fing mit Volleyball an. Die Familie ist im Verein engagiert. Es gäbe Momente, die sie nie vergessen werde, sagt Bruckmüller: 3000 Menschen, die zur Deutschen Turnjugendmeisterschaft nach Wald kamen, das Fernsehinterview mit SAT1 oder das Singen der deutschen Nationalhymne mit Albert Fichtl, als Markus Gregori Weltmeister im Eisstockschießen wurde.

Aber Bruckmüller sagt: „Es ist auch mal Zeit, dass es gut ist. Meine Zeit ist vorbei." Bei der Infoveranstaltung im Januar habe sie ihre umfangreichen Aufgaben aufgezeigt und für fast alle dieser Aufgaben haben sich Mitglieder gefunden, die sie übernehmen. Für den neuen Vorstand wären es also beste Voraussetzungen: weniger Aufgaben, so dass das Amt besser zu bewältigen sei. 

Die Vorsitzende wünscht sich, dass es in Wald weiterhin einen Sportverein gibt, in dem man aktiv sein kann. Schließlich habe man schöne Anlagen und Plätze. In den letzten Jahren wurde sehr viel investiert. Der SSV Roßbach/Wald sei als Verein gut aufgestellt mit einem großen sportlichen Angebot. Das solle alles vorbei sein, weil sich kein Vorstand finde? 

Die Jahreshauptversammlung mit den Neuwahlen im April konnte nicht stattfinden, sie ist jetzt für Mitte September geplant. Wenn sich dort niemand findet, der die Führung des Vereins übernimmt, dann gibt es noch eine außerordentliche Generalversammlung. Sollte auch diese nichts ergeben, löst sich der Verein auf.