Das große Wort „Urgestein“ geht meist im selben Artikel einher mit der „Ära, die zu Ende geht“. Im Falle von Lothar Mulzer sind beide Ausdrücke ungenügend. Der Leiter des Haupt- und Presseamtes ist am Freitagvormittag offiziell in den Ruhestand entlassen worden.

 

 

Im Amtszimmer des Oberbürgermeisters erhielt Mulzer von Andreas Feller seine Urkunde und schilderte seinen Werdegang. Den begann er im Jahr 1971 als Dienstanfänger beim Versorgungsamt Regensburg, bevor er nach entsprechender Fortbildung im Jahr 1979 zur Stadtverwaltung Schwandorf wechselte. 1991 erfolgte dann die Ernennung zum Leiter des Haupt- und Presseamtes. Laut eigener Aussage forderte ihn der damalig Oberbürgermeister Hans Kraus auf: „So, etz genga S‘ da hinte und machen S‘ Presse!“. Damit stand keine leichte Aufgabe vor Mulzer, da vor ihm überhaupt erst ein Beamter für Presseangelegenheiten zuständig war.

In der Anfangszeit saß Lothar Mulzer dann sogar zeitweise mit seiner eigenen Ehefrau Inge in einem Dienstzimmer. „Das hat sich aber bald geändert…“ fügte Mulzer mit Augenzwinkern hinzu. So konnte Mulzer das Haupt- und Presseamt im wahrsten Sinne des Wortes nach seinen Vorstellungen modellieren, und das tat er auf jene Weise, die sowohl Oberbürgermeister Feller, Nachfolgerin Maria Schuierer und auch die Vertreter der Medien ihm unisono bestätigten: ausgeglichen, ruhig, hochkompetent in der Sache, immer ehrlich und um Kooperation bemüht. Auch der Personalratsvorsitzende Jürgen Liebl bescheinigte Lothar Mulzer einen „immer kollegialen Umgang, und das auf nette Art“.

Der Oberbürgermeister regte dann einen Blick auf Stationen im Leben Mulzers an. So bemerkte Feller humorvoll, er sei zwar der dritte Bürgermeister in Mulzers Berufsleben, „aber der erste, der ihn geschafft hat“. Der scheidende Pressechef des Schwandorfer Rathauses nannte dann schließlich einige Anekdoten der vergangenen vierzig Jahre. Das traurigste Ereignis war der Brand mit den Todesopfern im sogenannten „Habermeier“-Haus im Jahr 1988. Hier sprang Mulzer zusammen mit der Stadtverwaltung und dem städtischen Hilfswerk ein. Man sorgte nicht nur für psychologische Betreuung. „Wir haben denen schlicht und einfach auch Bargeld gegeben, weil die Überlebenden keine Kleidung und keine Möbel mehr gehabt haben“, sagte Mulzer. Freudiger sprach er über die Bewerbung Schwandorfs als BMW-Standort, dessen Auswahl im Jahr 1979 aber dann auf Regensburg fiel. „Aber wir waren dabei“, meinte Mulzer. Er erinnerte sich an das 1. Landkreissportfest, bei dem auf der alten „Hindenburg-Kampfbahn“ eine Schwandorfer Auswahl der Stadt gegen den Landkreis im Fußball antrat. „Der Schenk Franz, Schuhgröße 47, war ein bisschen zu spät dran und hat dem Schuierer Hans gehörig einen Tritt verpasst“, feixte Mulzer bei der Erzählung. Ein Höhepunkt war ’90 die Ansiedlung des Benteler-Werks. Hier betreute Mulzer auch die Vertreter des Paderborner Mutterwerks auf ihrem Besuch in Schwandorf. Der Wunsch der Herren war „eine gescheite Schweinehaxe“, welche man dann in Übergröße beim Gasthof Post verzehrte und beim „Dobmeier“ mit einigen Klaren hinunterspülen musste.

Auch die Organisation der Sportabzeichenaktion in Schwandorf im Jahr 2005 war ein großer Erfolg unter Mulzers Ägide. Der Alt-OB Helmut Hey schlug vor, zum 1.000-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2006 die Teilnehmerzahl auf über 1.000 zu bringen – es waren am Schluss über 1.600! In jüngster Zeit erst organisierte Mulzer mit seinem Team das Benefizfußballspiel von Global United im Schwandorfer Sepp-Simon-Stadion mit vielen Fußball-Stars von früher. Um den Sport wird sich Mulzer nun auch im Ruhestand kümmern. Seine Frau Inge hatte ihn „in relativ gesetztem Alter“ zum Skifahren gebracht. Das will er nun ausbauen, genauso wie diverse Tennismatches und seine Reisen, die sich auf Ziele „zwischen Gardasee und Nordsee“ beschränken – immer vorausgesetzt, dass in den Hotels und Pensionen Hunde erwünscht sind. Er bedankte sich zum Schluss ebenfalls bei Kollegen, den Pressevertretern und dem Oberbürgermeister Andreas Feller. Ihn nannte Mulzer „den bislang unkompliziertesten OB“ und lobte ausdrücklich „die angenehme Zusammenarbeit.“

Die Nachfolge von Lothar Mulzer übernimmt Maria Schuierer. Sie bedankte sich zunächst bei Lothar Mulzer für das viele Wissen, dass sie von ihm lernen konnte und bezeichnete ihn als „einen Menschen, den man nicht vergisst!“ Von nun an übernimmt Schuierer die Leitung des neu geschaffenen Amtes „Büro des Oberbürgermeisters und Pressestelle“. Schuierer war zu Beginn ihrer Karriere zunächst bei den Finanzämtern Schwandorf und später Fürth tätig. Dann wollte sie aber wieder zurück in ihre Heimat und kam im Jahr 1987 zur Stadt Schwandorf. Nach mehreren Pausen für ihre Kinder leitete sie die Stadtkasse, später dann den Zweckverband Verbandskläranlage Schwandorf-Wackersdorf. Seit 2011 ist sie in der Wirtschaftsförderung tätig und fungierte als stellvertretende Leiterin des Haupt- und Presseamtes. Seit Januar 2018 ist sie zusätzlich Leiterin der Stabsstelle Wirtschaftsförderung.