Helmut Schleich in der Schwarzachtalhalle in Neunburg v. W.

Helmut Schleich überzeugte mit seinem Programm „Ehrlich“ die ausverkaufte Schwarzachtalhalle in Neunburg v. W.

 

Dass Helmut Schleich ein hervorragender Kabarettist ist, das war noch nie ein Geheimnis. Aber bei seinem neuen Programm „Ehrlich“ in der ausverkauften Schwarzachtalhalle in Neuburg v. W. präsentierte der 49-jährige gebürtige Schongauer alle Facetten seiner Schauspielkunst, seinem Mienenspiel und hervorragend recherchierten politischem Kabarett. Mittendrin unsere Fan-Star Reporter Sandra und Peter Gattaut aus Windischeschenbach, die im Vorfeld mit dem Künstler ein interessantes Interview führen konnten.

Helmut Schleich räumte schonungslos auf mit Vorurteilen, gefährlichen Halbwahrheiten und bequemer Ahnungslosigkeit. Schon der Einstieg, als er als inhaftierte „Bestie von Dodlbach“ in aller Seelenruhe und Selbstüberzeugung von seinen blutrünstigen Taten berichtete, zeigte sich seine hohe Schauspielkunst. Immer wieder schlüpfte er in verschiedene Figuren. Ob als „Jopi Heesters Gesangslehrer Heinrich von Horchen“ mit Zylinder und Schal oder Stammtischbruder „Freddy Hamperdinger“, bei seiner hoch intelligenten Satire-Darbietung blieb kein Auge trocken. „Wenn der dreimal verheiratete US-Präsident Donald Trump im Wahlkampf über die Eheprobleme seiner Gegenkandidatin Hillary Clinton lästert, „dann ist das genauso, als würde sich der Toni Hofreiter über Angela Merkels Frisur aufregen“, berichtete der sich immer wieder verhaspelnde „von Horchen“.

Das Publikum durfte sich natürlich auch auf ein Wiedersehen mit dem „großen Vorsitzenden Franz Josef Strauß“ freuen. Helmut Schleich rechnete im zweitem Teil seines Auftritts in der Rolle des 1988 verstorbenen Ministerpräsidenten u.a. gehörig mit der bayerischen CSU ab. Ob der „Wolfratshausener Kamillenteesieder“ Edmund Stoiber oder der „Worthülsenvollernter“ Andi Scheuer, Strauß nahm wahrlich kein Blatt vor den Mund. Ich hatte damals immer den Gedanken „Bavaria first“ aber ich war eben auch der „Oberfi(ö) rster“. Der damalige CSU-Landesvater hat so seine Probleme mit den Bayern in der heutigen Zeit. „Was sehe ich denn, wenn ich den Fernseher aufdrehe, nur unverständliche Dialekte, ausgestorbene Berufe und mittendrin ein Promikoch namens Schubeck, der Weißwürste paniert. Das klingt vielleicht wie eine gute Pointe. Aber das ist im Grunde eine traurige Bilanz. Das haben wir aus uns gemacht.“ Sprach’s und verschwand. „Ich bin da Franz Josef. Und da war ich dahoam.“ Schleich schloss seine Ausführungen wieder mit der Rolle der „Bestie von Dodlbach“, der klar definierte, wenn er heute auf der Bühne gestanden hätte würde das Publikum jetzt nicht mehr so bequem auf seinen Plätzen sitzen.  

Helmut Schleich (Mitte) mit Peter und Sandra Gattaut (c) Gattaut

Werdegang Helmut Schleich:

Helmut Schleich wurde 1967 in Schongau geboren und wohnt derzeit in München-Schwabing. Schon in der Schule stand Schleich auf der Bühne. Ein Lehrer am Gymnasium entdeckte und förderte sein Talent. Gemeinsam mit seinem Schulfreund Andreas Rüttenauer, der später vom Kabarett ins journalistische Fach wechselte, entwickelte er ab 1983 erste Kleinkunstprogramme. Später kam Christian Springer („Schlachthof“) dazu. Als das Trio mit dem Namen „Kabarett Fernrohr“ erstmals auf den Kulturbühnen in Bayern unterwegs war, war Schleich erst 16 Jahre alt.

Seit 1998 tritt Helmut Schleich als Solokünstler auf und erhielt bereits für sein erstes Bühnenprogramm „Brauereifrei – Der Rausch packt aus“ den 1. Preis beim Wettbewerb „Paulaner Solo+“. Helmut Schleich gehört außerdem zu den Mit-Initiatoren des Kabaretts Kaktus, des Münchner Kleinkunst-Nachwuchsfestivals. In der Comedy-Serie „Spezlwirtschaft“ im Bayerischen Fernsehen spielte er den Getränkemarkt-Besitzer Heinzi Liebl. Mit Auftritten in Sendungen wie „Ottis Schlachthof“ und „Neues aus der Anstalt“ machte sich Schleich auch über die Grenzen Bayerns hinaus mit gelungenen Parodien von Ottfried Fischer, Papst Benedikt XVI., Franz Josef Strauß und Sigmund Gottlieb alias Traugott Sieglieb einen Namen. Seine Wandlungsfähigkeit stellt er seit Juni 2011 auch in seiner eigenen Sendung „SchleichFernsehen“ unter Beweis. Beim Singspiel des traditionellen Starkbieranstichs auf dem Nockherberg übernahm Schleich 2007 und 2008 die Rolle von Kurt Beck, 2009 stellte er auch dessen Nachfolger als SPD-Vorsitzenden, Frank-Walter Steinmeier, dar. 2010 ließ er am Nockherberg den früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß auf der Bühne wiederauferstehen. „Ehrlich“ ist bereits sein 6. Soloprogramm und zeigt einmal mehr politisches Kabarett vom Feinsten.  

INTERVIEW MIT HELMUT SCHLEICH: 

Gattaut: Lieber Herr Schleich, sie standen bereits mit 16 Jahren auf der Bühne mit „Kabarett Fernrohr und schafften es damals schon mit ihren politischen und satirischen Aussagen das Publikum zu begeistern. Wer hat Ihnen sozusagen den Blick auf die Politik und das Weltgeschehen in die Wiege gelegt?

Helmut Schleich: Wie bei den allermeisten Menschen hat sich auch bei mir der Blick auf die Politik und das Weltgeschehen im Laufe des Lebens geändert und vor allem geschärft. Als 17-Jähriger habe ich doch in erster Linie Spaß am Spott gehabt und weniger an einer Analyse der Welt. Was nicht heißt, dass ich die Welt nicht damals schon nach meinem Geschmack analysiert habe - es hat nur keinen interessiert.

Gattaut: Am Münchner Nockherberg waren Sie schon in verschiedene Politiker-Rollen geschlüpft. Das Highlight war zweifelsohne damals die Auferstehung von Franz Josef Strauß. Wie lange dauerte es bis sie diese Parodie so perfekt beherrschten und wann und wie kamen sie auf diese Idee, ausgerechnet Franz-Josef Strauß zu imitieren?

Helmut Schleich: Diese Parodie existierte bereits zu Zeiten als Strauß noch lebte. Ich war damals ein junges „Krischperl“ und meine Strauß-Parodie war dadurch bizarr-komisch. Die Wiederbelebung fand statt, als die CSU mit Stoiber die absolute Mehrheit verloren hat und die Frage im Raum stand: „Was hätte der große Vorsitzende dazu gesagt“? Mittlerweile dient mir die Figur „FJS“ als satirisches Ego dazu, Dinge zu sagen, die der Kabarettist Schleich so nicht sagen kann oder darf, was meine satirische Schlagkraft erhöht. Dank Strauß. Ob ihn das freuen würde?

Gattaut: Über was kann sich Helmut Schleich im Leben so richtig freuen und was bringt ihn schier auf die Palme?

Helmut Schleich: Freunde bezeichnen mich als kulinarisch korrupt. Gutes Essen und Trinken im Freundeskreis ist für mich die höchste Freude. Ob man mir das ansieht, sei dahin gestellt… Was mich auf die Palme bringt, das erfährt man, wenn man sich mein Kabarett-Programm oder „Schleich-Fernsehen“ im BR anschaut.

Gattaut: Pleiten, Pech und Pannen gibt es im Leben immer mal. Gab es bei ihren Auftritten mal ein Erlebnis, dass Sie nie so schnell nie mehr vergessen werden?

Helmut Schleich: Kleine Pannen gibt’s immer wieder, eh klar. Aber die Mutter meines Kollegen auf der Bühne, nach Vorstellungsbeginn wohlgemerkt, mit der Frage, wo denn ihre reservierten Plätze im Saal zu finden seien, das war diesbezüglich ein Höhepunkt erster Klasse. 

Gattaut: Herr Schleich, jeweils nur 1 Satz zu Kirche, Liebe und Politik:

Helmut Schleich: Kirche: Kirche interessiert mich sehr, mit Religion habe ich nichts am Hut.

Helmut Schleich: Liebe: Wahre Liebe gibt alles und fordert nichts. Nicht leicht.

Helmut Schleich: Politik: Unverzichtbarer Bestandteil der Gesellschaft, der immer schwieriger wird, je mehr Sozialleistungen zu verteilen sind, was man an der heutigen Politik sehr gut sieht. 

Gattaut: Eine gute Fee würde kommen und Sie hätten 1 Wunsch frei, wie würde dieser aussehen?

Helmut Schleich: Kurze, ehrliche Antwort: Gesundheit.

 

 

 

Gattaut: Welchen Ratschlag oder Lebensphilosophie würden Sie gerne unsere Leser und Ihren Fans mit auf den Weg geben?

 

Helmut Schleich: Nie die gute Laune verlieren. Wenn wir nicht lachen, wird’s auch nicht lustiger

 

 

 

 

 

 

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