Anspruchsvoller Theaterabend

Lebensbilanz im Chinarestaurant und zum Schluss gibt’s einen Glückskeks: Mit der neuesten Produktion „Lucky Happiness Golden Express“ beschreitet das OVIGO-Theater konsequent den eingeschlagenen Weg.

Seit 2012 gibt es das Ensemble und die junge Truppe um künstlerischen Leiter Florian Wein hat bereits mit einigen Inszenierungen für Aufsehen gesorgt. OVIGO ist anders, zweifellos. Die Macher wollen kein Mainstream-Theater auf die Bretter bringen. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Mit der vielbeachteten Produktion von Jasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“ hat die junge Truppe erst kürzlich den Bayerischen Amateurtheaterpreis gewonnen.

Nun haben sich die „jungen Wilden“ an die Tragikomödie „Lucky Happiness Golden Express“ des amerikanischen Autors Noah Haidle, herangewagt und das ist in einem Ort wie Neunburg v. Wald sehr mutig, denn Noah Haidle ist nicht Jasmina Reza. Das Stück ist zwar intelligent aufgebaut, verlangt aber mit seinen verhältnismäßig langen Monologen am Anfang und seinen Zeitsprüngen dem Publikum einiges ab. Wer einen gemütlichen, leichten Theaterabend erwartet, ist bei OVIGO definitiv falsch.

Dem Zuschauer aber, der sich auf die unterschiedlichen Handlungsebenen einlässt, bietet das Stück alles, was zu gutem Theater dazu gehört. Tiefsinn, Tragik und ja auch sehr viele komische Elemente. Die Geschichte ist komplex und doch irgendwie einfach. Andrew (Florian Waldherr) hatte einen Schlaganfall und ist, sinnfrei vor sich in hinbrabbelnd, ans Krankenbett gefesselt. Seine Tochter Thump (Martina Baumer) träumt von der Risikolebensversicherung und stiftet ihren Ehemann (Tobias Heindl) dazu an, den Alten mit dem Kissen zu ersticken.

Dem Tode nah, zieht Andrew seine Lebensbilanz. Das Glück, welches er sich als junger Mann erhofft hat „eine Familie, zwei Töchter, die von innen leuchten“ ist schon bald zerbrochen. Seine Frau Viviane (Eva Thaller) hat ihn verlassen. In der gegenwärtigen Handlungsebene bereits dement, erinnert sie sich an ihre Hochzeitsnacht. Und an dieser Stelle nimmt das Stück gewaltig Fahrt auf. Als das jeweils jüngere „Alter Ego“ von Andrew und Vivane legen Tobias Heindl und Martina Baumer eine wirklich hinreissende Bettszene hin, der komödiantische Höhepunkt des Stücks.

Doch das Glück ist nicht von Dauer. Nach der Pause überlagern sich die Handlungsebenen fast im Minutenrhythmus. Andrew zieht bei Kung Pho Chicken und Mai Thai seine Lebensbilanz im Chinarestaurant. Was bleibt vom Familienidyll? Lüge, Leere und Selbstbetrug und die Erkenntnis „Das Glück ist nicht von Dauer“.

Es ist ein schwieriges Stück, welches den Darstellern und auch der Regie alles abverlangt. Die Schauspieler meistern die Herausforderung hervorragend. Besonders Florian Waldherr als Andrew fesselt mit seiner gewaltigen Bühnenpräsenz und auch Theresa Weidhas als Tochter Andrea ist eine große Bereicherung für das ambitionierte Ensemble. Unter der einfallsreichen Regie von Florian Wein liefert das OVIGO eine hervorragende Ensembleleistung, die neugierig macht auf mehr.

Wer jetzt Lust bekommen hat, Andrew auf seiner Suche nach dem Glück zu begleiten, hat noch viermal die Gelegenheit dazu. Am 9. und 10.April im Pfarrheim Oberviechtach und am 23. und 24.April im W1 in Regensburg. Karten gibt es unter www.OVIGO-THEATER.de.

 

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