Neunburg vorm Wald. Mit dem Prager Fenstersturz brach am 23. Mai 1618 in Europa eine 30 Jahre dauernde Schreckensherrschaft in Europa an. Mehrere Millionen Menschen büßten ihr Leben ein, Städte und Dörfer wurden zerstört. Auch Neunburg hatte mit den Wirren des Krieges zu kämpfen. Eine Sonderausstellung im Schwarzachtalmuseum befasst sich mit der Ära.

 

 

Nachdem es weder eine Landesausstellung noch andere Ausstellungen zu dieser Thematik gibt, hat der Arbeitskreis Museum eine lokale Sonderausstellung auf die Beine gestellt, welche den 30-jährigen Krieg in den Mittelpunkt stellt. Museumsleiter Theo Männer und sein Mitstreiter Karl-Heinz Probst haben seit Anfang des Jahres an einem Konzept gefeilt, dessen Ergebnis einen wichtigen Beitrag zur Stadtgeschichte leistet. Bis Ende September können Besucher einen Einblick in die Zeit vor 400 Jahren gewinnen als auch die Oberpfalz zum Kriegsschauplatz wurde.

Zur Ausstellungseröffnung, welche ein Bläserquartett der Stadtkapelle musikalisch umrahmte, waren zahlreiche Freunde des Museums als auch Bürgermeister Martin Birner gekommen. Er stellte die Frage „Lernen wir aus der Geschichte“ in den Raum und bezog sich auf das aufgekündigte Atomabkommen mit Iran durch den US-Präsidenten Trump. Das Stadtoberhaupt plädierte dafür den Frieden hinauszutragen beziehungsweise für ein friedliches Miteinander. Theo Männer dankte insbesondere dem Heimatpfleger Karl-Heinz Probst, der neustes Bildmaterial sowie neue historische Erkenntnisse miteinander verband. Dieser verfasste auch eine Chronologie mit verschiedenen archivalisch recherchierten Daten rund um die Stadt Neunburg. Bibliotheken, Museen und Archive wurden kontaktiert und um entsprechendes Material gebeten, so Männer. Ein weiterer Dank galt Trudi Stadlbauer, welche die Texte verfasste.

Museumsleiter Männer gab anschließend einen allgemeinen historischen Abriss des 30-jährigen Krieges, der vor 400 Jahren mit dem Prager Fenstersturz begann und Deutschland hauptsächlich zum Kriegsschauplatz machte. Religiöse Spannungen zwischen katholischen und protestantischen Staaten, Landständen und Fürsten, zwischen Reichsstädten und dem Kaiser sowie zwischen dem Haus Habsburg und Frankreich mündeten in einem 30 Jahre dauerndem Krieg, der Europa in seinen Strudel  riss. Eigentlich waren es vier Kriege so der Sprecher: Der Böhmisch-Pfälzische Krieg (1618-1623), der Dänisch-Niedersächsische Krieg (1624-1629), der Schwedische Krieg (1630-1636) und der Schwedisch-Französische Krieg (1635-1648) bei dem es 1641 zur Belagerung Neunburgs kam, endeten schließlich mit dem Westfälischen Frieden. Bayern sollte demnach die katholische Oberpfalz behalten dürfen. Die politische und religiöse Landkarte Europas veränderte sich. Die Zerstörung von über 300 Städten, 2000 Dörfern und rund 200 Schlössern hatte einen allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang zur Folge. Über ein Drittel der Bevölkerung deren Überlebende verelendeten und verrohten war umgekommen, konstatierte Männer.

{phocagallery view=category|categoryid=559|limitcount=10|displayname=15|displaydetail=0|displaydownload=0|displaybuttons=1}

Bevor die Ausstellung offiziell für eröffnet erklärt wurde, gab Museumsleiter Männer noch eine kurze Beschreibung der sechs Vitrinen ab. Neben zwei Rüstungen und Kanonenkugeln sind verschiedene Hand- und Stangenwaffen, historische Ansichten sowie Radierungen zu sehen, welche Gräueltaten zeigen. Zeugnisse ihres Wirkens sind von Gelehrten, Literaten und Landrichter jener Zeit wie des Georg Greflinger oder des Pullenrieder Pfarrers Andreas Gravinus in einer Vitrine zu bestaunen.

Ab sofort ist die Ausstellung immer sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Jeweils am Mittwoch ist die Ausstellung von 14 bis 17 Uhr im Schwarzachtalmuseum bis 30. September zu sehen.