Auf den Spuren der Hussiten

Wer dieser Tage im Nittenauer Rathaus etwas zu erledigen hat, der kommt kaum an ihr vorbei, an der Wanderausstellung „Auf den Spuren der Hussiten“, die im Foyer aufgebaut ist. Eröffnet wurde diese deutsch-tschechische Sonderausstellung am Donnerstagabend im Beisein zahlreicher Ehrengäste. Im Fokus steht der böhmische Reformator Jan Hus. Heuer jährt sich sein schrecklicher Tod auf dem Scheiterhaufen zum 600. Mal. Franz Grundler hat diese Ausstellung konzipiert. Im Jahr 2008 wurde der Verein bovaria, Nabburg ins Leben gerufen, zusammen mit dem Hussitenverein in Tabor wurde dieses Projekt gestartet. Finanziell gefördert wurde es durch die EU, der Euregio und dem deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, so Grundler im Gespräch.

Erstmals gezeigt wurde die Wanderausstellung im Jahr 2009. Mit Nittenau nun wurde die 30. und letzte Station erreicht. Ihre Heimat wird sie anschließend künftig in Neunburg im Schwarzachtalmuseum finden. Dessen Leiter, Theo Männer, war bei der Eröffnung am Donnerstagabend in Nittenau zugegen, ebenso wie die weiteren Museumsleiter der Umgebung, sowie der Stadt Nittenau mit Carolin Schmuck, Bürgermeister Karl Bley, vom Touristikbüro Hermann Riedl sowie stellvertretender Landrat Arnold Kimmerl. Zirka 10.000 Besucher habe die Ausstellung bislang angezogen. Bei der Wanderung habe sie als nördlichsten Punkt Frankfurt an der Oder erreicht, der südlichste lag in München, der östlichste im tschechischen Tabor, der westlichste in Bad Windsheim.

Es ist nicht nur die Hussitenzeit direkt, das Leben des Jan Hus, sein Priesterdasein bis hin zur Hinrichtung als Ketzer, sondern auch die Werke, die daraus entstanden sind. Ins Auge stechen zunächst die vielen Schautafeln, die eine Vielzahl an Informationen zum Lesen bieten, zum größten Teil mit Bildmaterial versehen. Doch auch per Film und Animationen kann sich der interessierte Besucher mit der Historie auseinandersetzen. Exponate veranschaulichen dieses schwierige Kapitel dieser Nachbargeschichte. Entstanden sind verschiedene Festspiele in der Region, wie „Der Hussenkrieg“ in Neunburg, der Further Drachenstich, in Bärnau „Am Weg ins Feuer“ und das Kirschfest in Naumburg. Und sogar eine „Opera Jan Hus“ aus der Feder von Widmar Hader ist in Auszügen zu hören.

Bürgermeister Karl Bley beleuchtete in seiner Ansprache den Weg von Jan Hus, der seine letzte Reise zum Konstanzer Konzil 1414/15 angetreten hatte. Hus hatte den Verkauf von Kirchenämtern, den Ablasshandel und die Verehrung von Reliquien angeprangert. Er habe den kirchlichen Feudalismus, den Großgrundbesitz der Kirchenfürsten und den Zölibat als biblisch nicht vorgegeben, abgelehnt. „Jan Hus wollte eine arme Kirche und kritisierte die verkommene Geistlichkeit.“ Hus revolutionäre Gedanken, bei der er die erkannte Wahrheit und das von Gott erleuchtete Gewissen über menschliche und kirchliche Autorität stellte, hatten die damaligen Kirchenfürsten und Machthaber als Bedrohung empfunden. Und so kam es, dass Jan Hus am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.

Bley dankte dem Vorsitzenden des Vereins bovaria, Franz Grundler, für sein Engagement, damit das heimatgeschichtliche Erbe nicht in Vergessenheit gerate. Camilla Schneider spielte Lieder auf der Drehleier und sang dazu, neben einer blutrünstigen Ballade auch welche, in denen es um Begegnungen und Freundschaft ging. Stellvertretender Landrat Arnold Kimmerl sagte, dass es gute Tradition sei, dass diese Ausstellung wandere, die stets guten Anklang gefunden habe. Diese diene auch dazu, das Verständnis für unsere Nachbarn neu zu ordnen und auszurichten. Die Kontakte seit der Grenzöffnung 1989 seien gewachsen. Auch Nittenau unterhalte eine Partnerschaft mit der tschechischen Stadt Prestice. Es sei wichtig, so der Sprecher, dass man sich gegenseitig verstehe und austausche.

Kimmerl schlug einen Bogen in die Gegenwart. In Syrien sei vor ein paar Wochen ein Pilot auf die gleiche schreckliche Weise auf dem Scheiterhaufen ermordet worden. „Wir sind geistig darüber hinaus, aber dort finden solche Taten noch statt.“ Diese Ausstellung leiste einen Beitrag, diese Geisteshaltung zu beleuchten und zur Völkerverständigung. Dazu sei sie eine Bereicherung für den Landkreis Schwandorf. Franz Grundler schilderte das Leben von Jan Hus. Bei einem Rundgang brachte er den Besuchern die Ausstellung näher. Bis zum 9. April haben Interessierte während der Öffnungszeiten des Rathauses die Gelegenheit die Ausstellung zu erkunden.

 

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