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Amberg. „In Zeiten universeller Täuschung ist das Aussprechen von Wahrheit ein revolutionärer Akt", meinte einst George Orwell. Doch was ist eigentlich die Wahrheit und wann wird man – ob bewusst oder unbewusst – von anderen Menschen oder aufgrund bestimmter Sachverhalte in die Irre geführt? Antworten auf diese Frage gibt es dieses Jahr im Rahmen der 39. Erlanger Universitätstage, die vom 20. Februar bis 20. März jeweils um 19.30 Uhr im Großen Saal des Amberger Rathauses stattfinden und sich mit dem Thema „Täuschungen“ auseinandersetzen.

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An insgesamt fünf Abenden beschäftigen sich Professorinnen und Professoren der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) mit dieser Frage, wobei sie jedes Mal aus dem Blickwinkel einer anderen Disziplin einer wissenschaftlichen Betrachtung unterzogen wird. Oberbürgermeister Michael Cerny und Prof. Dr. Rudolf Freiburg, der Spiritus Rector der Universitätstage, stellten das diesjährige Programm im Beisein von Kulturreferent Wolfgang Dersch, Kulturamtsleiter Thomas Boss und Kulturfachkraft Barbara Cosima Frey nun der Öffentlichkeit vor.

Gemeinsam freuten sie sich auf spannende Vorträge zu einem hochaktuellen Thema, das aus der Sicht der Philosophie, der Christlichen Publizistik, der Bildforensik, der Kunstgeschichte und der Biologie untersucht werden wird. Eröffnet wird dieser Reigen von Prof. Johanna Haberer, die zum Auftakt am Dienstag, 20. Februar, über „,Fakenews‘ und ‚alternative Fakten‘ oder die strategische Desinformation“ sprechen wird. Frau Haberer ist seit 2001 Professorin für Christliche Publizistik an der Philosophischen Fakultät und im Fachbereich Theologie an der Uni Erlangen.

Für sie ist es kein neues Phänomen, dass sich Politiker und Medien wechselseitig der Lüge bezichtigen. Das Ausmaß der öffentlichen Verunsicherung durch die digitalen Verbreitungs-, Bearbeitungs- und Inventionsmöglichkeiten und deren strategischem Einsatz sei jedoch eklatant angewachsen. „Die Verwirrung scheint mancherorts Programm“, verdeutlicht Frau Prof. Haberer, um im Rahmen ihres Vortrags den Phänomenen und Begriffen auf den Grund zu gehen und einen Beitrag zur Orientierung zu leisten.

„Träume und böse Dämonen: Über Täuschung in der Philosophie“ lautet die Überschrift am zweiten Abend der Uni-Tage und damit am Dienstag, 27. Februar. Mit seinen Ausführungen zu diesem Thema knüpft Prof. Dr. Gerhard Ernst, Inhaber des Lehrstuhls Philosophie I, an die Grundsatzfrage an, ob wir uns nicht immer täuschen und damit vielleicht sogar niemals etwas wirklich wissen können. In seiner Antwort zeigt er jedoch auf, dass es in Wahrheit gar nicht so leicht ist, sich zu täuschen. Hierbei unterzieht er auch universelle Täuschungsszenarien wie die „Traumhypothese“ einer kritischen Betrachtung.

Privatdozentin Dr. Doris Gerstl, Professorin für Medienästhetik an der Universität Regensburg und seit 2017 Leiterin der Regensburger Museen, wird am Donnerstag, 8. März, über „Irritationen bei Altdorfer“ und damit über die Bilder des Regensburger Malers Albrecht Altdorfer sprechen. Dieser zählt zu den bedeutendsten süddeutschen Künstlern der Renaissance. Es ist heftig umstritten, ob er für seine fiktiven und historischen Sujets Inspirationen in realen Landschaften fand oder seine Naturdarstellungen phantasievoll aus Versatzstücken komponierte – also bewusst Veränderungen vornahm, die seine Darstellung von Natur und Landschaften bestimmen.

„Wahrnehmung und Wirklichkeit“ ist der Vortrag überschrieben, zu dem Prof. Dr. Holger Schulze am Dienstag, 13. März, in den Rathaussaal einlädt. Prof. Schulze hat Biologie studiert und ist seit 2007 als Professor für experimentelle Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde an der FAU tätig. Er wird darlegen, dass unsere Gehirne kontinuierlich mit Informationen über die Umwelt versorgt werden, dieses aber kein Abbild derselben darstellt, sondern vielmehr ein Modell, das es uns erlaubt, plausible Vorhersagen über künftige Ereignisse zu treffen. Dieses Spannungsfeld zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit wird Prof. Schulze aufzeigen und den Einfluss von Erfahrungen zum Beispiel auf sensorische Illusionen thematisieren.

Den Schlusspunkt setzt Dr. Christian Riess, der seit 2007 an Methoden der Bildverarbeitung für Sicherheitsanwendungen forscht und 2016 die Gruppenleitung für Multimediasicherheit am Lehrstuhl für IT-Sicherheitsinfrastrukturen der FAU übernommen hat. Er wird am Dienstag, 20. März, unter dem Motto „Täuschend echt: Die Erzeugung von digitalen Bildfälschungen und ihre Erkennung“ über Möglichkeiten berichten, manipulierte, jedoch visuell glaubwürdige Bilddaten herzustellen – aber auch technische Ansätze der Bildforensik vorstellen, mit deren Hilfe diese Bearbeitungsschritte wieder aufgedeckt werden können.

Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind dazu eingeladen, die Vorträge im Rathaus bei freiem Eintritt zu besuchen und dabei viel Neues und Interessantes über „Täuschungen“ zu erfahren. Weitergehende Informationen können dem an zahlreichen öffentlichen Stellen ausliegenden Programmheft entnommen oder im Internet unter www.fau.de sowie auf www.amberg.de nachgelesen werden. Im Rahmen der Vorstellung machte Prof. Rudolf Freiburg zudem darauf aufmerksam, dass ein weiterer Band der Reihe „Erlanger Universitätstage in Amberg“ mit Vorträgen aus den Vorjahren erschienen ist. Die Publikation unter dem Jahresmotto 2016 „D@tenflut“ ist ab sofort im Buchhandel erhältlich.

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