Junge Geflüchtete zwischen Schule und Beruf

Schwandorf. Der Landkreis Schwandorf hat langjährige Erfahrungen, wenn es darum geht, junge Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Bei einer zweitägigen Informationsreise konnten Kolleginnen und Kollegen aus Brandenburg das Schwandorfer Modell kennenlernen.

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Im Landkreis Schwandorf hat sich ein erfolgreiches Netzwerk aus Berufsschule, Unternehmen und Jugendamt etabliert, das junge, unbegleitete Geflüchtete unterstützt. Eine Delegation aus den Landkreisen Elbe-Elster und Teltow-Fläming lernte während einer Hospitation die Akteure und Konzepte vor Ort kennen. Die Teilnehmenden stellten fest, dass sich die Probleme und Herausforderungen trotz unterschiedlicher Rahmenbedingungen gleichen und neue, kreative Ideen nötig sind.

Die Bedingungen in Schwandorf, jungen Geflüchteten das Bleiben zu ermöglichen, wurden gut gestaltet, was aber sicher nicht typisch für ganz Deutschland sei, stellten die Teilnehmenden aus Brandenburg fest. Das Bundesprogramm „Willkommen bei Freunden - Bündnisse für junge Flüchtlinge“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und dem Bundesfamilienministerium hatte diesen intensiven Tag des Austausches und der Begegnungen für 13 Schulleitende, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie Mitarbeitende von Arbeitsagenturen und Beratungsstellen aus Brandenburg organisiert.

Erste Station war das Oskar-von-Miller Berufsschulzentrums in Schwandorf. 165 Geflüchtete werden dort unterrichtet. Damit Bildungserfolg gelinge, brauche es Mitarbeitende in allen Institutionen und engagierte Lehrkräfte, die sich gemeinsam dazu entscheiden, sich weit über ihr bisheriges Jobverständnis hinaus einzusetzen. Aber vor allem auch Unternehmen, die den jungen Leuten eine Chance geben, fasste Werner Nagler, Lehrer am Berufsschulzentrum, zusammen: „Herzblut, aber auch ein Stück Naivität und ein offenes Zugehen auf die jungen Geflüchteten sind gute Voraussetzungen für das Wagnis, junge Menschen mit vollkommen unterschiedlichen Bildungserfahrungen bei uns eine reale Chance zu geben.“

Noch mehr Kooperation mit einem Bildungsträger wünschten sich die Brandenburger Pädagoginnen und Pädagogen, „wir müssen vieles alleine machen“, beschrieb Rainer Böhme, Schulleiter am Oberstufenzentrum Elbe-Elster in Elsterwerda. Auch die Vermittlung von Lehrstellen ist im Landkreis Schwandorf einfacher, da es hier bereits eine Reihe mittelständischer Betriebe gibt, die gute Erfahrungen in der Ausbildung migrierter Jugendlicher haben. In Brandenburg gebe es zwar ebenfalls eine ganze Reihe offener Ausbildungsplätze, jedoch auch viele Unsicherheiten und Vorurteile, diese mit geflüchteten Jugendlichen zu besetzten.

Eine andere Form der Beschulung findet in Schwandorf an der sonderpädagogischen Berufsschule St. Marien statt, die an der betreuten Wohngruppe „Haus zum guten Hirten“ der katholischen Jugendfürsorge angesiedelt ist. Derzeit leben dort sechs Mädchen und immer wieder stellen die pädagogischen Fachkräfte fest, dass ihre Schülerinnen traumatisiert seien. Diese Situationen seien für Lehrkräfte belastend, man müsse einiges aushalten und Neues lernen, damit man in diesem Bereich gut arbeiten könne. Denn zu ihren Aufgaben gehöre nicht nur die Vermittlung von Wissen, sondern auch die feinfühlige Beratung der Jugendlichen, schilderte die Lehrerin Patrizia Broser, die die Schülerinnen gemeinsam mit Werner Nagler betreut.

Für die Firma Horsch, die weltweit mit 1.600 Mitarbeitenden Landmaschinen für die Bodenbearbeitung herstellt, sei es eine Verpflichtung, nicht nur Geld zu verdienen, sondern auch etwas für andere, für die Gesellschaft zu tun, fasste Firmengründer Michael Horsch die Motivation des Unternehmens zusammen. Horsch bildet zusätzlich zu den regulären 80 Auszubildenden auch zehn geflüchtete junge Menschen aus. „Unser Unternehmen lebt vom Export, wir können uns gegenüber Neuem und Fremden nicht verschließen“, erklärte Horsch den Gästen aus Brandenburg. „Vor drei Jahren hatten wir über Praktika und Betriebsbesichtigungen unseren ersten Kontakt zu Geflüchteten. Im September 2016 haben wir dann begonnen, Geflüchtete auszubilden.

Beim Abschied waren es vor allem Informationen und neue Ideen, die die Teilnehmenden mit nach Hause nahmen. „Leicht ist bei der Integration von Flüchtlingen gar nichts", bilanzierte Schulleiter Böhme. Und man müsse auch manchmal ein Scheitern akzeptieren. Das Modell in Schwandorf sei nicht eins zu eins übertragbar, aber dieser Tag habe ihn sehr ermutigt, noch enger mit allen Beteiligten zusammenzuarbeiten, um starke Netzwerke zu knüpfen, damit Übergänge und Anschlüsse für die Jugendlichen gelingen.

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