VIDEO: Flores glückliche Reise und Abschied

Jahrelang stand er einsam, zwischen Gerümpel und Werkzeug, in einem Stall, der mehr einer Abstellkammer glich. Die Rippen konnte man durch das strubbelige, matte Fell zählen. Kein Wunder - sein Zuhause war keine saftige Wiese, sondern eher ein Bauplatz. Seit einer Infektion vor einigen Jahren fehlt ihm das echte Auge. Traurig und verkümmert fristete der 32-jährige (!) Wallach bis vor kurzem sein ziemlich trostloses Dasein... Doch dann wendete sich das Blatt, und für Flore, so heißt der braune Wallach, begann seine Reise ins Glück. Sie endete am Dienstag, 2. August in den Armen von Birgit Buckenleib.

Wie in jeder guten Geschichte gab es auch hier eine gute Fee, sie hat Flore beim Gassigehen mit ihrem Hund entdeckt. „Herzzerreißend, wie er da stand, in seinem bedauernswerten Zustand, fast bis aufs Skelett abgemagert“, erzählt die junge Frau. Sie fasste sich ein Herz und klopfte an das Haus des alten Mannes, bei dem das Pferd vor sich hinvegetierte.„Er war zu alt und zu krank, um sich um das Pferd zu kümmern”, sagt Beate Hanika. Das Veterinäramt meinte, es wäre besser, man würde das Pferd einschläfern. Das wollte der alte Mann nicht, hatte er den Wallach zweijährig doch damals für seine Tochter gekauft... die ist aber lange weggezogen, besucht weder den Vater noch ihr Pferd.


Nun war der alte Mann nur allzu dankbar, dass sein Flore in gute Hände kommen sollte. Beate rief umgehend ihre Reiterfreundin Birgit Buckenleib vom Gnadenhof Mutig in Burglengenfeld an. Die kam sofort, um selbst mit dem Mann zu reden, sie sprach auch mit dem Veterenäramt und fasste den Entschluss: Der Flore kommt zu uns auf den Gnadenhof! Einige Formalitäten waren aber zu klären - und auch so manches unangenehme Telefonat kam noch dazu. Dann ging´s los.Erst einmal zog Flore zu Beate und ihrem Töchterchen in deren Garten. Dort konnte sich das vereinsamte Pferd bei Pony Emma an Gesellschaft gewöhnen. Hier am Waldesrand blieb er fünf Tage, bis er kräftig genug war, um die lange Reise bewältigen zu können. Liebevoll wurde Flore gestriegelt und gestreichelt und ließ alles dankbar über sich ergehen.  Schon deutlich besser sah er nun aus - und so konnte das Projekt Pferdeüberführung weiter geplant werden. „In einen Hänger bekommen wir ihn nicht rein, das war klar”, erzählt Birgit lächelnd. „Er hatte davor viel zu viel Panik und ich wollte nichts riskieren!” Also wurde der Fußmarsch geplant.

30 Kilometer zu Huf
Mit Reiterfreundin Claudia als zweiter Begleitung suchte man nach der besten (ruhigsten) Strecke für die 30 Kilometer  von Nittendorf nach Burglengenfeld. So weit war der Wallach schon seit Jahren nicht mehr gelaufen... Doch wie sich zeigen sollte, schlug er sich tapfer, genoss auf dem Weg die Pausen auf den Wiesen, den Gelberüben-Snack und die liebevolle Betreuung durch Birgt und ihr fleißiges Team an Helfern. Die Sonne blinzelte über die Dächer von Nittendorf, als für Flore an einem Samstag seine große Reise begann. Birgit dokumentierte alles mit Livestream auf Facebook - so konnten alle, die mit ihr und Flore mitfieberten, dabei sein.
Mit Warnblinkanlage sicherte Birgit im Begleitfahrzeug die kleine Truppe, die teilweise auch auf der Teerstraße gehen musste. Einige Autofahrer nahmen viel zu wenig Rücksicht, doch mit seinen zwei Begleitern - dem Grauschimmel Tamany und der braunen Antalia - fühlte sich Flore anscheinend sicher. Brav trottete er am Zügel hinter den anderen Pferden her. Er wirkte nicht müde oder schwach, eher hoffnungsvoll.

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Dann ging es auf einen Waldweg -gerade noch rechtzeitig, bevor die Sonne an diesem heißen Tag ihre volle Kraft entfaltete. Unter dem kühlen Blätterdach kamen die drei Pferde mit ihren Begleiterinnen gut voran. Fast wie auf einer Reiterwallfahrt wirkten sie, tiefenentspannt und ruhig. Das monotone Klacken der Hufe klang wie ein Mantra, dazwischen nur die Stimmen der Vögel. Langsam, um Flore nicht zu überfordern, kam die Gruppe voran - immer wieder mit Blick auf die Naab, als wären sie diesen Pfad schon tausendmal gegangen.


Der Weg ins Glück
Schritt für Schritt kam Flore so seinem neuen Leben näher, ließ sein altes, jämmerliches Dasein zurück. Und mit jedem Meter schien auch der Schatten von ihm abzufallen, wuchs seine Lebensfreude wieder. Als die eingeschworene Gruppe auf der Mitte der Strecke die Schlossschenke Heitzenhofen erreichte, freuten sich alle über das bisherige Gelingen der Aktion und auch auf eine Pause und Stärkung. Eine extra organisierte Koppel bot den Pferden Platz zum Entspannen und Grasen. Die Zweibeiner erholten sich im schattigen Biergarten. Birgit hatte bereits um 5 Uhr gemistet und nun die Anspannung mit Flore... ja, es gab auch Tränen. Aus Erleichterung und Angst, dass das alte Ross es vielleicht doch nicht mehr schaffen könnte. Nach all dem Auf und Nieder mit den Ämtern und dem Vorbesitzer...


Am späten Nachmittag erst ging es weiter für die Wandertruppe. Und Flore kam tatsächlich noch am selben Tag in Burglengenfeld, in seinem neuen Zuhause an. „Alle Tiere sind hier außer Rand und Band”, postete Birgit - das kann man sehen auf den Blogs ihrer Facebook-Seite.  Stürmisch und höllisch laut wurde der Neue von den anderen Pferden, Eseln, Hunden und Schweinen begrüßt. Kein Wunder, dass er erst mal im Außenbereich seiner Box blieb und nicht in diesen lebhaften Stall gehen wollte.


Am nächsten Tag, einem Sonntag, schrieb Birgit über den neuen Film: „Flore hat die erste Nacht bei uns gut überstanden. Er ist halt sehr, sehr dünn, sein zweites Auge tränt und er traut sich nicht in seine Box. Keinen Schritt bekommst Du dieses Pferd da rein. ... Er hat einfach Angst, wenn etwas um ihn geschlossen ist. Aber das wird schon werden mit der Zeit. Er ist sehr unsicher und sehr vorsichtig. Aber lieb und sehr nett. Unsere blinde Maja war nicht viel anders, als sie damals angekommen ist. Was man halt immer haben muss ist Geduld und Verständnis. Alles braucht seine Zeit.” Beim nächsten Post am selben Abend hatte sich diese Geduld schon bezahlt gemacht. Birgit hatte es mit viel Überredungskunst geschafft, dass Flore sich doch noch in seine Box traute. Schon mehrfach war der Tierarzt bei Flore und er bekommt täglich Augensalbe. Die Zähne wurden kontrolliert und werden jetzt saniert.  Wenige Tage, nachdem er in seiner Altersresidenz in Burglengenfeld angekommen ist, frisst Flore gut, schnaubt selbstbewusst und fühlt sich wohl in seiner Box. Zudem hat er schon die Pflege von Schmiedin Susi genossen. Er ist angekommen.

Ein Film über Flores Reise HIER auf Ostbayern HD!


Birgit war die Erleichterung anzusehen, dass sie wieder einem Vierbeiner ein würdiges Leben zurückgeben konnte. Aber schon nach gut drei Wochen schrieb das Leben das letzte Kapitel für Flores Reise ins Glück. Am Sonntag, 31. Juli, musste die Feuerwehr Burglengenfeld dem Wallach helfen, im Stall auf die Beine zu kommen. Am Montag genoss er einen sonnigen Tag auf der Koppel und freute sich sichtlich seines neuen Daseins. Flores letzter Tag. Als Birgit ihn am Morgen darauf im Stall fand, hatten ihn seine Kräfte endgültig verlassen.

Es wurde ein schwerer Abschied für die zierliche Frau, die den Kopf des Wallachs hielt, bis alles vorüber war. Ein emotionaler Ausnahmezustand, erleichtert vom großen Zuspruch der Tierliebhaber um den Gnadenhof herum.

Birgit hat auch keine Gelegenheit, in ein schwarzes Loch zu fallen. Es gibt viele weitere Tiere, die ihre Hilfe brauchen. Etwa drei Pferde, die ihre Mitstreiter ganz in der Nähe ausgemacht haben, die unter ebenfalls unwürdigen Bedingungen ihr Dasein fristen müssen.


Wer helfen möchte, kann spenden: Tierhilfe M.u.Ti.g., IBAN DE 54750914000002627787
Gesucht werden auch Paten für ein Tier ganz speziell – alle brauchen Futter, Pflege und Impfungen etc
http://www.mensch-und-tier-grenzenlos.de/2014_patenschaften.htm
Als Fördermitglied: http://www.hof-mutig.de/mitglied-werden.htm

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