Symbolbild: (c) TommyS, pixelio.de  -  Der Club - sprich, der 1. FC Nürnberg - beschäftigt unseren Ostbayern-Kurier-Reporter Franz Niebauer heute bei den Erinnerungen an seine Dienstzeit bei der Polizei.

 

...wo bleibt der Fred heute ? Das war konkret gefragt vom Chef. Ich konnte es ihm nicht beantworten - denn ich wartete auch schon auf ihn. Mussten wir doch heute zum Auftaktspiel des Club rechtzeitig bei den „Clubberern“ sein. Beim 1. FCN, der ja jetzt in der Ersten Liga spielte. Wieder mal. Na ja, gibt`s halt für uns wieder mehr Arbeit... Aber Fred machte mir wirklich Sorgen, er war nie so spät zum Dienst gekommen. Ich ging zielstrebig den Gang entlang zum Chefbüro, klopfte, wie sich das gehört, an die halb geöffnete Türe und wartete auf das strenge, fast herrische „Herein“, des „Obersten“. Ich hatte kaum meinen gekrümmten Zeigefinger von der Türe genommen, da kam es schon, das deutliche „Ja“!

„Ich weiß auch nicht wo der Fred bleibt?“, sagte ich gleich beim Hineingehen. Der Chef hatte gerade wieder den Hörer seines Telefons aufgelegt, denn - das wusste ich nicht - er hatte soeben versucht, Fred zu erreichen. „Niente“, bemerkte er in seinem vermeintlichen italienisch, weil er doch jedes Jahr im Urlaub nach Italien musste. Ihm würde es egal sein, wo er Ferien verbringt, aber seiner Traudi, der Edeltraud, war es sehr wichtig, an den Strand von Jesolo zu kommen. Da hatte sie immer, komisch, gerade zu der Zeit, ihre „Ratschweiber“ vor Ort.

Naja, Fred fehlte also immer noch.... Ich hatte mich gerade wieder in die Richtung meines Büros bewegt, da stürmte der vermisste Fred mit einer Vehemenz zur Revier-Türe der Dienstelle herein. Ein kurzes „Tschuldigung“ an mich gewandt, stürmte er gleich weiter zu seinem Spind. Ich folgte ihm etwas gelassener und sah mal so ganz locker zu, wie er den halben Spind leer räumte. Ohne dass wir beide es bemerkt hatten, stand der Chef schon in der Türe. Eine etwas schnippische, ja flapsige Bemerkung, schien Fred heute mal so richtig aus der Fassung zu bringen. Kaum dass ich mich versah, schleuderte er mir den linken, dienstlichen Bergstiefel entgegen. Ich drehte mich nur ein wenig zur Seite, wie wir es bei vielen Übungen in der dienstlichen Selbstverteidigung gelernt hatten. Der Stiefel zog scharf und knapp an mir vorbei.. Doch statt des eigentlich erwarteten, deftigen Einschlags des Schuhs an der Türe, war nur ein etwas schmerzhaftes und langgezogenes „Ooh“ zu vernehmen.

Was wir beide nicht gewusst hatten, ich aber jetzt sofort erkannte, war der Umstand, dass der Revierleiter, unser Chef, in der Tür gestanden und somit den Schuh voll in die Magengrube bekommen hatte. Würde man jetzt gehässig sein, dann müsste man vermerken oder feststellen, dass hier die oben genannten Selbstverteidigungsübungen für unseren Chef wohl nützlich gewesen wären.

Was soll`s, Fred ist da, er ist vernehmlich wieder der alte , aber ziemlich verärgert. „Was war denn los?“, fragte ich Fred, ohne weiter nach dem Chef zu sehen, der noch etwas herum „grummelte“. Dann legte Fred so richtig los: Schimpfkanonaden und beleidigenden Schimpfwörtern- man kann sie nicht wiederholen- folgte die Erklärung. Sein etwas eigentümlicher, arroganter und blasierter Nachbar habe ihm, und er glaubt sogar mit Absicht, mit dem Wasserschlauch vollgespritzt. Wäre es nicht Samstag und hätte der Club nicht sein erstes Spiel in der 1. Bundesliga, dann wäre es dem Fred ja egal. Denn dann hätte er ebenfalls seinen Hochdruckreiniger genommen und hätte zurück gespritzt.

Es war aber Samstag, es war das erste Spiel seines Lieblingsvereins, einen anderen hatte er nicht, in der 1. Liga und er war diesmal in Uniform aus dem Haus gegangen. Na, das verstehe ich! Was für Fred noch erschwerend dazukam: Dieser „damische Hirnbeiß“ hätte dabei auch so widerlich wie ein verschnupftes Pony „gewiehert“... was eigentlich ein Lachen sein sollte.

Fred war sauer. Sehr sauer. Das nützte ich schamlos aus und deutete ihm nur an, dass er in dieser Verfassung auf keinen Fall Auto fahren könne. Von ihm kam dann nur ein „mir wurscht“-Zurückgebelle.

Langsam aber sicher mussten wir aufbrechen. Der Chef sagte dann noch: „Wir sehen uns dann unten“! Ja dachte ich, denn die meiste Zeit hatte er seinen „Hausl“, den Benno, der war der Jüngste in der Truppe, zum Chauffieren. Fred war fertig, ich saß am Steuer und los ging es zum Stadion. Einige Fans waren auch schon, voller Erwartung unterwegs. Sie hofften natürlich auf einen Sieg des Club.

Unser Spiel aber war ein ganz anderes: Der Chef meldete sich über Funk äußerst forsch, dass ein anderes Fahrzeug, dessen Besatzung mithören konnte, im Funk kurz ein „Uii“ als Kommentar von sich gab. Na gut, ich gebe es ja zu... wir hatten unseren Chef auf der Dienststelle vergessen! Ein „,,mögt ihr mich net..“ war dann das Erste, als er grinsend in den Streifenwagen einstieg. Wer behauptet, seinen Chef nicht zu mögen, der lügt doch, oder?

Übrigens: Der Club verlor ganz knapp „3:1“.