Sohn von Widerstandskämpfer: Appell zur Courage

Regenstauf. Alfred von Hofacker, Sohn des Widerstandskämpfers Cäsar von Hofacker, referierte aus seinem Leben vor Schülern und Eltern der Max-Ulrich-von Drechsel-Realschule in Regenstauf: Der 20. Juli, der Tag der mein Leben veränderte. Auch 2. Bürgermeister Johann Dechant fordrte die Schüler auf, Courage zu zeigen.


Luitgard Gregori-Erl konnte im Namen der Schule eine Vielzahl von Ehrengästen, darunter den Neffen vom Namensgeber der Schule, Ferdinand Graf von Drechsel, begrüßen. Sie dankte Graf von Drechsel besonders dafür, dass er es möglich gemacht hat, dass Alfred von Hofacker hierher gekommen ist. Sie forderte alle auf, aus ihrer Komfortzone herauszukommen und aktiv gegen Hass und Rassismus von „Rechts" aufzustehen. 



Die Schule hat seit dem 20. Juli 2019 eine Patenschaft mit der „Stiftung 20. Juli". Vier Schülerinnen der Schule trugen im „Roten Rathaus" in Berlin das Konzept der Schule vor und hinterließen dort einen Rieseneindruck. Das Motto der Schule ist: „Sei mutig wie ein Max, sei ein Max!" (Max-Ulrich Graf von Drechsel wurde am 4.9.1944 hingerichtet.)

Alfred von Hofacker begann dann seine Ausführungen. Seine Familie hörte auf ihrem Volksempfänger eine Sondermeldung vor dem Wehrmachtsbericht am 20. Juli. Ein Attentat auf Hitler ist fehlgeschlagen. Seine Mutter ging sofort los und machte ein Feuer, mit dem sie Briefe verbrannte. "Ich wusste als 9-Jähriger noch nicht, was das alles bedeutete; war aber beunruhigt über das Verhalten der Mutter", so Hofacker. 

Wenige Tage später kam die Gestapo und verhaftete die Mutter und die beiden älteren Geschwister. "Wir drei Jüngeren wurden nach Bad Sachsa im Harz in ein Kinderheim gegeben. Dort waren auch die Kinder von Graf Staufenberg untergebracht. Wir haben dann rausbekommen, dass wir den gleichen Onkel hatten und damit Vettern waren. Plan war es, uns zur Adoption freizugeben. Unsere Nachnamen hatten die Nazis schon, ohne dass wir das wussten, geändert. Die Mutter mit den älteren Schwestern machten eine Odyssee in Gefängnissen und KZs wie Dachau, Stutthof bei Danzig, Buchenwald und wieder Dachau mit. Dort schrieb sie auch Gedichte über unser Leben."

Beim Vorlesen eines Gedichtes kamen von Hofacker Tränen in die Augen. Man kann so etwas nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Die ältere Schwester schrieb ein Gedicht mit dem Titel „Vater, wo bist Du?" Der Vater wurde aber am 20. Dezember 1944 in Plötzensee hingerichtet.


Die Familie bekam, obwohl sie ja nicht mehr frei war, trotzdem die Rechnung der Hinrichtung: Gerichtsgebühren 330 RM, Rechtsanwalt 81,60 RM, Vollstreckung 158 RM, insgesamt mit Porto 585,74 RM Die Bürokratie funktionierte im Naziregime.


Das KZ Stutthof wurde aufgelöst, die Gefangen abtransportiert. Seine große Schwester war krank. Und Kranke wurden nicht mehr transportiert... Ein jüdischer Arzt im Lager schrieb sie aber gesund, so dass sie mit ihrer Mutter nach Buchenwald kam. Von dort aus ging es wieder nach Dachau.


In Bad Sachsa rückten die Amerikaner vor. Gleich daneben war ja Nordhausen mit der Zeche DORA, wo die V2 Rakete gebaut wurde. "Ein farbiger Amerikaner betrat das Heim und schenkte uns Kaugummi. Das musste er uns erst zeigen, wie man das kaut", erzählt der Redner. Ein SPD-Bürgermeister wurde in Bad Sachsa eingesetzt. "Dieser hielt eine flammende Rede über den mutigen Einsatz unserer Väter."

Die Mutter mit den älteren Schwestern kam nach Südtirol. Ein Mitgefangener Offizier bat dort einen bekannten Leutnant einer deutschen Einheit um Hilfe. Der kam tatsächlich und entwaffnete mit seinem Mannen die SS-Schergen. Die Amerikaner schickten die Gefangenen zur Erholung nach Capri. Anschließend gab es dann endlich das Wiedersehen der Familie.

"Nach dem Krieg waren wir in der Schule trotzdem die Kinder von Verrätern", erzählte von Hofacker. Es dauerte noch lange, bevor akzeptiert wurde, dass es Widerstandskämpfer waren. Nach dem Tod der Mutter fanden die Kinder die vergrabene Kiste mit Briefen. "Dort konnten wir entnehmen, dass der Vater ein Widerstandskämpfer war, aber auch Patriot."

Zum Schluss richtete der Redner noch einmal den Appell an die Schüler und Erwachsenen: „Wo immer Rassismus, Diskriminierung und Radikalismus auftritt - kämpft dagegen. Seid ein Max"

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