Neunburg. Wenn man ein Ehrenamt bekleidet, steckt immer Herz mit drin, stellte Bürgermeister Martin Birner in seiner Rede beim Ehrenamtsabend der Stadt Neunburg vorm Wald heraus. Genau dafür steht Georg Schmid. Der 1. Vorsitzende der Neunburger Feuerwehr ist seit 50 Jahren dort aktiv. Dafür wurde er beim Ehrenamtsabend mit der Verdienstnadel und einer Urkunde für 50 Jahre aktiven Dienst ausgezeichnet. 

Erstmalig im Landkreis Schwandorf erhielt ein Aktiver dieses staatliche Ehrenzeichen für 50 Jahre aktiven Dienst. Ein solches Jubiläum war in der Vergangenheit nicht möglich. Mit der Anhebung der Altersgrenze ändert der Freistaat auch die Ehrenordnung für die aktiven Feuerwehrleute. Seit 25 Jahren steht Schmid zudem an der Spitze der Wehr. „Ich will nicht im Vordergrund stehen", sind die ersten Worte, die Schmid auf meine Anfrage für einen Presseartikel hervorbringt. 



Gemütlich am Tisch sitzend ratschen wir über die Feuerwehr, wie was abläuft und was bei Einsätzen zu tun ist. Schnell wird deutlich, die Worte waren ernst gemeint. Schmid ist stolz auf seine „Truppe", und schwärmt über den unglaublichen Mannschaftszusammenhalt. „Die ganze Feuerwehr steht mit der aktiven Mannschaft, sie ist das Herz, das Aushängeschild!" Es wird viel geübt bei der Neunburger Wehr, im Durchschnitt sind 40 Personen pro Übung dabei, erläutert er begeistert. Besonders stolz ist Georg Schmid, dass die Tagesalarmsicherheit gewährleistet werden kann. Da es mittlerweile gesetzlich erlaubt ist, bei 2 Feuerwehren aktiv zu sein, können Einsatzkräfte, die vor Ort arbeiten, mit ausrücken. Auch das ist keine Selbstverständlichkeit. Dies gewähren die örtlichen Arbeitgeber wie z. B. FEE, Lober, Bahlsen, Efruti, Anka, Sparkasse, Koll&Cie und auch die Stadt Neunburg selber. Das ist für Neunburg ein großes Glück.


Es ist kein Zufall, dass Schmid  bei der Feuerwehr gelandet ist. Bereits als Taferlbub war er mit seinem Papa, damals Vorstand der Neunburger Feuerwehr,  auf Festzügen unterwegs. Aber die Feuerwehr ist nicht das einzige Hobby des Neunburgers. „Ich war schon immer ein Vereinskasten", verteidigt er sich fast ein bißchen auf meine Nachfrage. Im Bücherl aufgewachsen, war er 23 Jahre Ministrant in der Pfarrei St. Josef, Vorstand bei der Landjugend „da haben wir immer mit dem Kaplan Bauer im Kloster Theater gespielt, des war schön". Beim 1. FC Neunburg hat er 13 Jahre Fußball gespielt, zuletzt in der 1. Mannschaft bis zu seinem Kreuzbandriß beim Spiel gegen Kemnath 1980. 

Dann mußte er etwas pausieren. Nach seiner Hochzeit im Oktober 1980 spielte er noch bei den alten Herren und in der Reserve. Musikalisch hat er auch einiges drauf. Als Schlagzeuger fungierte er in einer Tanzkapelle bis 1988 und auch beim Kolping-Spielmannszug sorgte er als Trommler für den richtigen Rhythmus. Dieses musikalische Talent setzt er auch beim Neunburger Festspiel ein. Als Pfalzgräflicher Schreiber steht er seit 1992 auf der Bühne. Doch nicht nur das: Er kümmert sich zudem seit 2000 um die Pyrotechnik beim „Hussenkrieg". Nebenbei erzählt er mir, dass er dafür die Ausbildung habe und alle 5 Jahre zum „auffrischen" muss.

 Beim 125-jährigen Fest der Feuerwehr mit Kolpingjubiläum war er Festleiter und hat auch die Festschrift verfasst. Mit seiner Stadtratskandidatur für die CSU bei den Wahlen 2020 zeigt er auch politisch großes Interesse an seiner Heimatstadt. In diesen Tagen gehört sein Engagement auch dem Nikolausdienst bei Kolping. 

„Ich liebe ja mein Neunburg, ich tue es gern, dass das Zusammenhalten funktioniert und man gemeinsam etwas auf die Beine stellt." Und genau das hört man im Gespräch immer wieder heraus, er macht es gern und mit viel Herzblut. Sein Engagement, seine Herzlichkeit und die Art „etwas anzupacken und mitzuhelfen" – das zeichnet ihn aus.


Schmid berichtet voller Freude vom Jahr 2013, vom großen 150-jährigen Feuerwehrfest. „Das war immens" - er macht eine Pause und betont „wie alles funktioniert hat, wie alle zusammengehalten haben, das war einfach großartig". Eigentlich sollte die Planung bereits 2010/2011 beginnen. Doch einiges ist dazwischengekommen, auch gesundheitliche Probleme von Schmid verzögerten den Planungsbeginn. 

So fingen sie 2012 an, das Fest im kommenden Jahr auf die Beine zu stellen. „Wir hatten soviele Ideen. Jeder hat etwas gemacht, alle Aufgaben wurden verteilt und am Ende hat alles wunderbar geklappt". Hier war auch seine Schwester Thea als Festmutter mit im Boot. „Ich halte viel auf die Frauen der FFW" so Schmid, „bei Festen, Veranstaltungen und auch jetzt bei der Kinderfeuerwehr, sie machen soviel!"

Der 1. Vorsitzende der Neunburger Wehr ist seit 50 Jahren bei Einsätzen dabei. Pro Jahr gibt es zwischen 120 und 180 Einsätze. 70 – 75 % der Einsätze ist Schmid mit im Zug. Der zweifache Familienvater hat auf die Frage, was sein schönstes Erlebnis bei der Feuerwehr in den letzten 50 Jahren war, nur eine Antwort: „Es ist immer gut, wenn Du helfen kannst, wenn die Rettung funktioniert und alle unversehrt bleiben. Dies erzeugt ein Hochgefühl!" 

Das Rad und die Hose in der Hand

Eine lustige Anekdote hat er auch noch in petto. Früher hatte man die Einsatzanzüge daheim in der Garage. Als der Alarm losging, stieg er in Hose und Schuhe, schwang sich auf sein Fahrrad und sauste den Berg herunter. In der Hektik hat er vergessen die Träger hochzuziehen, diese verhakten sich in den Speichen und fast wäre er gestürzt. Leider haben sich die Träger so verhakt, dass er mit dem Rad unterm einen Arm und die Hose haltend zum Feuerwehrhaus gerannt ist. 

Auch von einem Einsatz im Urlaub in Livorno kann der Großvater einer Enkeltochter berichten. „Ich sah Rauch aus einem Wohnwagen steigen, ich bin losgerannt, schnappte mir den nächsten Feuerlöscher und bis die Feuerwehr kam, war alles gelöscht." Georg Schmid lachte „Von da an wurden wir hofiert auf dem Campingplatz."

 Natürlich gibt es auch schwierige Situationen. Einsätze mit Kindern, Unfälle, Todesfälle gehen an niemanden spurlos vorüber. „Man funktioniert solange man funktionieren muss", erzählt Schmid, „aber hinterher, das steckt niemand so einfach weg." Es wird viel miteinander geredet bei der Neunburger Feuerwehr, niemand ist in so einer Situation allein." Nicole Eckl hat für Gespräche und Nachsorge eine spezielle Ausbildung gemacht und auch der Stadtpfarrer Stefan Wagner steht für Gespräche immer zur Verfügung. 


„Kein Mensch hilft dir", erläutert Schmid die Situation im Ernstfall. Deshalb setzt er soviel auf Übungen und Ausbildung. Die richtige Technik ist das A&O erklärt er mir. Wir haben Spezialisten in unserem Team, bei Türöffnungen und Einsätzen mit der Rettungsschere.


Wichtig, und das stellt sich immer wieder heraus, ist natürlich auch eine gute Basis privat. Schmids Ehefrau Evi, selbst auch sehr engagiert, steht immer hinter ihm. „Durch eine schicksalhafte Begegnung sind wir damals zusammengekommen und es hat einfach gepasst." blickt er auf das Kennenlernen zurück. Am liebsten möchte ich ihm am Ende unseres Gespräches auch einen Orden verleihen: Für die wunderbare Art mit der er Aussenstehende für „seine Feuerwehr" begeistert.