Sensationsfund am Lanzenanger: Samuel Ferstl findet 1000 Jahre alte Münze

Burglengenfeld. Knochen, Messer, Keramik, Häuserreste – das finden Archäologen gewöhnlich in der Oberpfalz, wenn sie gezielte Grabungen durchführen. Manchmal aber kommt ihnen der Zufall zu Hilfe: Der kleine Samuel Ferstl hat eine rund 1000 Jahre alte byzantinische Münze gefunden.

Beim Bolzen mit seinen älteren Brüdern auf dem Lanzenanger stolperte Samuel Ferstl, damals drei (!) Jahre alt, im Frühjahr 2019 über eine merkwürdige kleine glänzende Scheibe, die er als passionierter Sammler sofort mitnehmen wollte, obwohl sein Vater meinte „was willst du denn schon wieder mit einem Stein?" 

Beim Ausschütteln seiner Hose zuhause aber staunte dann die ganze Familie nicht schlecht, als sich der „Stein" als eine Münze herausstellte. Und die Überraschung sollte noch größer werden, als man feststellte, dass es sich um eine echte mittelalterliche Fundmünze, geprägt im 11. Jahrhundert in Byzanz, handelte.

Eine Nachfrage im Oberpfälzer Volkskundemuseum erbrachte den Kontakt zum Bayerischen Landesamt für Bodendenkmalpflege, wo Dr. Gabriele Raßhofer in Regensburg und Helmut Friedl in Pfreimd ihr Wissen über diesen Fund zusammentrugen. Nun ist die Münze nach fast einem Jahr wieder wohlbehalten in Burglengenfeld angekommen und konnte dem kleinen Samuel zurückgegeben werden.



Tatsächlich handelt es sich, wie die Fachleute bestätigen, um eine rund 1000 Jahre alte Bronzemünze aus Byzanz (= Konstantinopel, das heutige Istanbul)! Das Gewicht beträgt 8,03 g, der Durchmesser 28 mm. Auf der Vorderseite ist eine frontale Christusbüste mit Bart, Kreuznimbus, Pallium (Krönungsmantel) und Colobium (spätantike Tunika) abgebildet, die rechte Hand zum Segensgestus erhoben, die linke hält ein Evangeliar. Die Rückseite zeigt ein Kreuz mit der Aufschrift „IS-XS" und „bAS-ILɛ / bAS-ILɛ" (XRISTUS / BASILEU / BASILE), was „Christus, König der Könige" bedeutet und auf die große christliche Tradition des damaligen oströmischen Reiches verweist.

Samuel erzählt, wie es zu seinem Fund gekommen ist: „Mein Papa und meine Brüder spielten Fußball, aber das war mir zu langweilig, also bin ich rumgelaufen und habe im Gras etwas Glänzendes entdeckt und gleich in die Tasche geschoben." Der stolze Finder will seinen Schatz nun erst mal allen seinen Freunden und Verwandten zeigen und wird damit sicher mächtig Eindruck machen. Er hat Museumsleiterin Dr. Margit Berwing-Wittl bereitwillig versprochen, die Münze später einmal dem Museum für eine Ausstellung auszuleihen.

In jedem Fall hat Samuel alles richtig gemacht, als er seinen Fund der Forschung überließ, denn nun kann darüber nachgedacht werden, wer wohl im 11. Jahrhundert oder später am Burglengenfelder Lanzenanger diese Münze verloren hat. Es handelt sich sicher um einen Einzelfund, nicht um einen vergrabenen Schatz. Die Lengfelder Burg ist ja um das Jahr 1000 gegen Angreifer aus dem Osten ausgebaut und befestigt worden, sodass die Münze vielleicht von einem der Belagerer verloren wurde. Vielleicht aber war es auch einer der späteren, freundlich gesinnten, weitgereisten Gäste der neuburgischen Burgherren, der bei einem der festlichen Ritterturniere am Lanzenanger die Münze aus dem Morgenland verlor.

Eine weitere Theorie besagt, dass der große Lanzenanger möglicherweise in den Jahren 1095 bis 1291 ein- oder mehrmals als Aufmarsch- und Ankunftsplatz für die mittelalterlichen Kreuzzugsteilnehmer gedient hat, etwa wenn sie nach dem mehrjährigen Zug nach Jerusalem und ins Heilige Land wieder zurück in die Heimat kamen. Auch dabei könnte einem der Teilnehmer die als „Souvenir" mitgebrachte byzantinische Münze aus der Tasche gerutscht sein. Es gibt also noch viel zu spekulieren und zu forschen über den spannenden Münzfund!

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