Ausstellung: Cham in den 1920er Jahren

Cham. Die Zwanziger-Jahre haben nicht nur in den großen Metropolen Spuren hinterlassen... sondern auch im eher beschaulichen Cham. Dieser Zeitabschnitt ist das Thema einer heimatgeschichtlichen Ausstellung im ehemaligen Armenhaus, dem Museum SPUR, in Cham. Historische Fotos und erläuternde Texte erinnern an dieses unruhige, aber sehr lebendige Jahrzehnt, dessen Einfluss noch heute zu erkennen ist.

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Die ersten Jahre standen noch ganz im Zeichen des verlorenen Ersten Weltkrieges. Die Bevölkerung litt unter Lebensmittelknappheit, Wohnungsnot und den außerordentlichen Preissteigerungen. Seit dem Kriegsende 1918 erreichte die Geldentwertung jedes Jahr ein neues Rekordniveau, das 1923 extreme Ausmaße annahm. Eine Maß Bier kostete im August 30.000 Mark, einen Monat später 300.000 Mark und im November 1923 atemberaubende 60 Milliarden Mark.

Gerne spricht man heutzutage von den „goldenen“ oder „wilden“ Zwanziger-Jahren. Zum Teil trifft diese Beschreibung auf die Verhältnisse in Cham zu. Zahlreiche öffentliche Baumaßnahmen sorgten für wirtschaftliche Belebung. Dazu gehören zum Beispiel die Errichtung des Studienheims St. Josef oder der Um- und Erweiterungsbau der Mädchen-Realschule.

Eine große Anziehungskraft besaßen schon damals Tanzveranstaltungen. Gerade die örtlichen Cafés lockten in der Faschingszeit ein großes Publikum an. Moser, Gottschalk oder Krone waren die Namen bekannter Lokale. Manch einer beklagte schon damals eine „Tanzwut“, die nach den Städten nun auch auf das Land übergegriffen habe.

Zum Zeitgeist der 1920er Jahre gehörte außerdem der „Temporausch“. Motorisierung bedeutete technischen Fortschritt und Modernisierung. Mit dem eigenen Auto oder Motorrad Ausflüge zu unternehmen, war jedoch noch ein teures Freizeitvergnügen, das sich nur wenige leisten konnten. In der Lage dazu waren die Mitglieder des ADAC. Sie hatten 1925 in Cham eine eigene Ortsgruppe des Vereins gegründet.

In diesem Jahrzehnt wurde auch Sport ausgesprochen beliebt. Während Fußball vor dem Ersten Weltkrieg noch als „undeutsche Fußlümmelei“ verspottet wurde, feierte dieses Spiel in den 1920er Jahren einen erstaunlichen Siegeszug. In Cham wurde damals der Fußball-Club Cham gegründet.

Im Rahmenprogramm der Ausstellung bietet Stadtarchivar Timo Bullemer eine Führung an. Am Sonntag, 23. September, um 14 Uhr, können Interessierte erstmals Erinnerungen und Überresten aus den Zwanziger-Jahren nachspüren. Der informative Gang durch die Chamer Innenstadt ist kostenlos und dauert circa 90 Minuten.Treffpunkt ist das Museum SPUR.

Die Ausstellung „Cham in den 1920er Jahren“ ist bis zum 6. Januar 2019 zu sehen. Geöffnet ist das Museum immer mittwochs, samstags, sonntags und feiertags von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.

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