Regensburg. "Wer noch kein Kurzfilmfan ist, wird es spätestens nach dieser Woche sein!" Das verspricht Insa Wiese, Künstlerische Leitung und Artistic Director der Internationalen Kurzfilmwoche in Regensburg, die dieses Jahr vom 15. bis 22. März stattfindet, schon jetzt allen Besuchern. Rund 300 Kurzfilme aus aller Welt werden über die Leinwände der Regensburger Altstadt flimmern.

Wie schon in den vergangenen Jahren verspricht das Festival auch 2017 zu einem ganz besonderen Kultur-Highlight zu werden. Kunterbunt, so soll es sein - und mit seinen 117 Filmen allein im Wettbewerb ist für jeden etwas geboten. Aktuelles und Klassiker sind zu sehen – und Highlights der Filmgeschichte, die längst selbst Geschichte geschrieben haben, bieten die zahlreichen Sonderprogramme.

Beim diesjährgen Themenschwerpunkt „Stadt“ glänzt am 15. März auch ein Allround-Künstler aus Regensburg: Rudolf Flügel, ein Regensburger Original mit vielschichtigen Talenten, hat seine geliebte Stadt auch auf "Zelluloid" gebannt. Der ehemalige Regierungsbaudirektor hat sich längst auch als erfolgreicher Autor, Poet, Maler und Fotograf einen Namen gemacht. Von seiner Stadt kennt er jeden Winkel, jede Kurve, jeden sonnigen Fleck - aber auch ihre schattigen Plätzchen.

In faszinierenden "Fünfminütern" versteht Flügel es, der Stadt die eher unbekannten, weil übersehenen Seiten zu entlocken. Gekonnt inszeniert sich manches Gebäude in neuem Gewand oder spielen einem die Spiegelbilder der Fassaden dabei einen Streich. Kein Wunder, dass man für diese filmischen Kleinode eine extra Veranstaltung angesetzt hat -mit Kaffee und Kuchen im Café des W1 – Zentrum für junge Kultur.

"Eine Stadt ist natürlich nicht nur die Summe ihrer Häuser, Gassen und Plätze und selbstverständlich ihrer Menschen. Es gibt darüber hinaus eine Menge von Kleinigkeiten, von Details, die in ihrer Gesamtheit das Flair einer Stadt ausmachen. Genau diese kleinen Dinge sind es, die mich faszinieren, ihnen habe ich meine Kurzfilmserie 5 MINUTEN FÜR REGENSBURG gewidmet", erklärt der Grandseigneur des Regensburger Films.

"Doppelleben" ist das Werk aus der Reihe, das ihm dabei am besten gefällt. Auch dieses kurze, prägnante Filmchen steht natürlich unter Flügels Motto "Genau hinschauen". Er zeigt, wie sich die Stadt, ihre Bauwerke und ihre Menschen in völlig neuen Blickwinkeln präsentieren. Manche Szenen scheinen von Christo verhüllt, andere zeigen den Dom in ganz anderem Licht.

"Das geht nur mit ganz genauem und vor allem geduldigem Hinschauen, nur dann ist zu sehen, was dort oben, nahe der Dachtraufe des Doms, Sensationelles geschieht.", verspricht der Regensburger Filmemacher konspirativ.

Mit dem hausgemachten Zeichentrickfilm "Radlfahrer" dagegen karikiert er das ganz und gar nicht so leichte Leben eines Radfahrers -schon gar nicht in einer Studentenstadt wie Regensburg. Das Thema ist so aktuell wie eh und je, der Radlspaß zwischen Abgasen und Straßenkamikazes lässt sicher auch die Gäste im W1 aufhorchen und laut auflachen, bevor das nächste Schmankerl aus Flügels Filmwerkstatt zu sehen gibt: "Ein kultureller Bayerisch Crashkurs für Zuazongne und Saupreissn", lacht Flügel selbstironisch. "Bayern" zeigt, was ein Bayer ist und was er isst und was er trinkt, wie ein Bayer die Welt um sich herum sieht und wie er sich den Himmel vorstellt. Das sollte man sich nicht entgehen lassen.

Die Kurzfilmwoche beschäftigt sich in ihrem Themenprogramm "Stadt" konträr mit unterhaltsamen, entdeckungs- und lehrreichen, kunstvollen und kuriosen Stadtbildern. Ein Highlight wird dabei auch das Programm City Sounds an der Hochschule für Katholische Kirchenmusik. Dort werden mittels Cembalo, Kirchen-Orgel oder dem Hochschulorchester Filmklassiker neu vertont.

Für den Länderschwerpunkt Estland hat künstlerischer Laurence Boyce, Leiter der zwei bedeutendsten estnischen Kurzfilmfestivals, drei spannende Programme für die Kurzfilmwoche zusammengestellt und gewährt so seltene Einblicke in die estnische (Film-)Kultur. Auch das ein einmaliges Programm. Ebenso wie die Filmproduktionen aus der Oberpfalz: Horrorfilmen mit ganz besonderem Regionalcharme. Na, klingt das Alles nicht vielversprechend? Weitere Infos gibt es auf www.kurzfilmwoche.de

Neu in diesem Jahr ist der Wettbewerb um den Architekturfilmpreis, den das Festival zusammen mit dem Architekturkreis Regensburg e.V. ausgelobt hat. Auch für die jüngsten Filmfans zaubert das Festival etwas aus dem Hut: ein Programm für Kinder ab vier Jahren, ein Jugendfilmprogramm und einen Tablet-Workshop für Kinder im Alter von sieben und elf. Das Angebot für Schulklassen führen in unterschiedliche Kulturen und bieten im Kino Platz zur Diskussion.

Neben dem Kurzfilm widmet sich das Festival auch noch anderen Kunstformen. Dieses Jahr präsentiert der Dresdner Fotograf Peter Fischer in einer Ausstellung passend zum Themenschwerpunkt seine Stadt-Bilder in der Galerie im W1.

Musik ist seit langem ein Bestandteil des Festivals - nicht nur bei der Zündfunkparty, den Plattenfilmen, den Tanz- und Partyfilmen, sondern auch auf den Konzerten. Zur Eröffnungsfeier stellt der Regensburger Post-Singer-Songwriter NULL sein Œuvre vor, am Festivalsonntag zieht die Indie-Legende Tim Kasher (u.a. Cursive und The Good Life) das Publikum ins Ostentor, um unter anderem mit „No Resolution“ den Soundtrack seines kommenden Regiedebüts zu präsentieren.

Fachbesucher kommen ebenfalls auf ihre Kosten - sowohl medientheoretisch als auch -praktisch. Das Festival bietet einerseits einen Vortragsabend zum Thema „Stadt und Film“, andererseits einen zweitägigen Hands-on DCP-Workshop für aktive Filmemacher und Kinoarbeiter an. Aufgrund der Digitalisierung der Kinos ist DCP für Filmemacher mittlerweile ein unumgängliches Thema.

Im Rahmen des Festivals erklärt der Dozent Carsten Kurz nicht nur das gern genutzte Programm DCP-o-matic, sondern erläutert auch Tipps und Tricks zum Umgang mit dem digitalen Kinostandard.