Kindheit in Regenstauf

Es ist ein Blick zurück in das Regenstauf der 1950er Jahre, und zwar ein Blick aus Kinderaugen. Wenn Burkhard Härtl, seit 2013 im Ruhestand und in Würde ergraut, in seinem behaglichen Freisitz hinterm schmucken Eigenheim an der Richard-Wagner-Straße von damals erzählt, blitzt der Lausbub von einst in seinem Blick auf. Es muss lustig gewesen sein.


Wie er mit den Spezln mit dem Fahrrad über die ungeteerten Dorfstraßen gejagt ist, einen Pappendeckel zwischen die Speichen geklemmt, damit sich das Radl so anhörte wie eine Zündapp. Diese charmanten Alltäglichkeiten hat Härtl in einem Buch festgehalten, das jetzt im Karin Fischer Verlag, Aachen, erschienen ist. „Kindheitserinnerungen an das Leben in einer bayerischen Siedlung in den Fünfziger Jahren“ - am Titel merkt man, dass der Autor einen Gutteil seines beruflichen Lebens in der Verwaltung zugebracht hat, ab 1979 Dienst beim Staat. Die Kindheit bietet dazu ein Farben- und Gerüche reiches Kontrastprogramm. Geschichten von der Rodelbo (Rodelbahn) beim Valentinsbad, von selbst gegossenen Betonsteinen und von den Wienerln, die die Mutter – trotz des eigenen Kohldampfs – von der Weihnachtsfeier lieber den Kindern mit nach Hause bringt: Eine arme Zeit, so kurz nach dem Krieg in Bayern.
Die erste Zigarette („Hosn zubindn!“), das Kracherl aus Brausepulver, Zuckerbrot und Sauschwanzl – auch eine liebe Zeit. Trotz der noch nicht verblassten Vorkommnisse. Rund 50 Schülerinnen und Schüler durchstanden den gemeinsamen Unterricht der acht Regenstaufer Volksschulklassen in einem Raum. Härtl weiß noch genau, wie das war, mit dem Einschüren im Klassenraum.


In den 60ern wird das Bild bunter – oder besser gesagt schwarzweiß? Wie die Ölsardinen sammeln sich die Jugendlichen um das einzige verfügbare Fernsehgerät, als „Fury“ über den Bildschirm flimmert. Die Chocolate der amerikanischen Besatzungstruppen gehört zu den angenehmen Erinnerungen.  Aber: „Die Gerüche waren anders damals“, sagt Härtl heute. Umweltbildung habe nicht stattgefunden. Irgendwann fängt Härtl an zu schreiben. In den 70er Jahren verliest ein relativ junger Frank Elstner im Radio ein satirisches Gedicht des Regenstaufers im Rundfunk und schickt ihm anschließend einen Dankesbrief mit einem kulinarischen Gruß. „Das stinkt mir heute noch, dass ich das nicht gehört habe“, schmunzelt Härtl, der während der Übertragung irgendwo im Auto unterwegs war. Das Gedicht hatte er, ebenso wie jetzt das Buch, mit der Hand geschrieben. „Das ist eine Marotte von mir. Mit dem PC schreibe ich nur, wenn ich muss“, sagt er. „Ich bleibe meiner Linie treu.“ Das Buch ist im Buchhandel bestellbar (ISBN 978-3-8422-4370-5).

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