Landrat Thomas Ebeling predigt in der Spitalkirche

Schwandorf. Wenn Thomas Ebeling durch den Landkreis fährt, wird er überall freundlich empfangen. Obwohl er als Landrat einer Berufsgruppe angehöre, „die nicht den besten Ruf genießt“. In seinem Vortrag in der Spitalkirche versuchte er, diesen Widerspruch zu klären.

„Wie lassen sich christliche Werte mit Recht und Politik in Einklang bringen?“ fragte der Jurist in die Zuhörerrunde, die er von Beginn an ins Gespräch einbezog. „Die Fehltritte und Affären mancher Berufskollegen machen auch mir den Alltag schwer“, gab der Landrat zu. Die Gefahr, alle Politiker über einen Kamm zu scheren, wachse. Thomas Ebeling hat das Gefühl: „Die Gesellschaft setzt für die Politiker zu hohe moralische Maßstäbe an“.

Wenngleich er damit Verfehlungen Einzelner nicht entschuldigt. Wenn Politiker ihre Ehefrauen auf Kosten des Staates beschäftigten, Freunde bevorteilten oder nach ihrer Karriere gut dotierte Beratungsgelder kassierten, dann sei dies zwar nicht immer rechtlich von Belang, aber zumindest moralisch verwerflich. „Manche Politiker und Manager haben einfach Maß und Ziel verloren“, glaubt Thomas Ebeling. Es mache ihn nachdenklich, wenn er merke, „mein Gegenüber glaubt mir nicht, was ich sage“.

Am Beispiel des amerikanischen Präsidenten ging der Redner der Frage nach der Wahrheit nach, die jeder Politiker gerne für sich beanspruche. Donald Trump nenne „seine“ Wahrheit „alternative Fakten“ und entziehe sich damit jeder weiterer Diskussion. Anhand der Asylproblematik erklärte der Landrat das Spannungsfeld zwischen Ethik, Recht und Politik. Wenn der ungarische Regierungschef Viktor Orban seine Landesgrenzen gegen Flüchtlinge abschirme, dann handle er laut dem Schengener Abkommen „nach Recht und Gesetz“. Unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten sehe die Sache anders aus. Ein Zuhörer stellte einen Verlust an christlichen Werten in der Gesellschaft fest, wenn die Menschen angesichts der Flüchtlingskatastrophe am eigenen Wohlstand festhielten, anstatt von ihrem Reichtum etwas abzugeben. „Unsere Gesellschaft würde durchaus mehr Flüchtlinge aushalten“, zeigte sich der Diskussionsredner überzeugt, „wenn wir nur von unserem Wohlstand etwas abrücken würden“. 

„Wir können Ihnen zwar keine 1000 Euro zahlen, dafür aber tausend Dank sagen“, schmunzelte die Geschäftsführerin der „Katholischen Erwachsenenbildung“, Eva Bräuer, bei der Geschenküberreichung. Der Landrat habe sich seinen Lohn in Form einer Flasche Wein redlich verdient. Es war der letzte Vortrag in der diesjährigen Reihe „Leben mit Gott im Alltag“. 

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