Für die Regensburger Landrätin Tanja Schweiger ein Grund zur Freude, für ihren Schwandorfer Kollegen Thomas Ebeling eher eine unschöne Dienstfahrt: Nach über einem Jahr intensivem Dialog zwischen dem Landkreis Regensburg und dem Landkreis Schwandorf fand nun der Spatenstich zur Erweiterung des Gymnasiums Lappersdorf und zur Errichtung von Räumlichkeiten für die Volkshochschule (VHS) Regensburger Land e.V. statt.  In zwei bis drei Wochen werden die ersten Bagger anrollen; voraussichtlich im Herbst 2017 sollen die Erweiterungsbauten fertiggestellt sein. Die Gesamtkosten liegen bei rund 5,2 Millionen Euro.

Zum Spatenstich waren neben rund 20 Schülerinnen und Schülern sowie Lehrern und Schulleitung des Gymnasiums, der Geschäftsführerin der VHS Regensburger Land und den beiden Architekten auch die regionale Politprominenz nach Lappersdorf gekommen; unter anderem Regierungspräsident Axel Bartelt, die Stellvertreter der Landrätin, Willibald Hogger und Maria Scharfenberg, der Erste Bürgermeister des Marktes Lappersdorf, Christian Hauner, der Landrat des Landkreises Schwandorf, Thomas Ebeling, und Oberbürgermeister Joachim Wolbergs. Der Oberbürgermeister, der die Erweiterung des Gymnasiums Lappersdorf von Anfang an unterstützt hatte, zeigte, sich erleichtert, dass trotz zäher Verhandlungen zwischen den beiden Landkreisen nun endlich ein Kompromiss gefunden werden konnte. „Wenn wir auf Dauer gut leben wollen, geht das nur über den Schlüssel Bildung und beim Thema Bildung müssen wir über Gebietskörperschaftsgrenzen hinaus denken. Selbst wenn einmal ein Klassenraum leer stehen sollte, wissen wir schon etwas damit anzufangen, umgekehrt wäre es der schlechtere Fall“, so Joachim Wolbergs.

Landrat Ebeling erklärte, dass man zwar unterschiedliche Ansichten gehabt hätte, dass es aber wichtig gewesen sei, zu kommunizieren. Nur so konnte man am Ende einen Kompromiss finden, den beide Seiten akzeptieren. Landrätin Tanja Schweiger betonte in ihrer Rede, dass es nie beabsichtigt gewesen sei, Schüler aus dem Landkreis Schwandorf abzuziehen. Vielmehr wolle man den Schülerinnen und Schülern im Einzugsbereich adäquate Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Die Landrätin blickte noch einmal zurück und bedankte sich bei allen Beteiligten, dass nun endlich dem lang geplanten Erweiterungsbau nichts mehr im Wege steht.

Die Geschäftsführerin der VHS Regensburger Land, Ulrike Schmid, und der Schulleiter des Gymnasiums Lappersdorf, Ullrich Sellner, sprachen in ihren Dankesworten an die politisch Verantwortlichen im Landkreis Regensburg von einem „Tag der Freude“ und einem „Tag des Feierns“. Auch der Regierungspräsident der Oberpfalz, Axel Bartelt, zeigte sich erfreut, dass der Erweiterungsbau in Lappersdorf nun endlich beginnt. „Es war eine schwierige Geburt, aber es hat gezeigt, dass innovative Ideen eben keine Schnellläufer sind“, so der Regierungspräsident.

Der Erweiterungsbau umfasst, wie vom Landkreis Regensburg beantragt, eine Hauptnutzfläche von rund 633 Quadratmeter. Für das Gymnasium selbst: drei Klassenräume, ein Kursraum, ein Kunst-/Werkraum, zwei Räume für die Mittelstufe Plus, zwei Physikfachräume mit einem Vorbereitungsraum und einem Büro für die erweiterte Schulleitung. Dies entspricht einer „3,5 – Zügigkeit“ der Schule und schließt auch einen weiteren Raumbedarf für die „Mittelstufe Plus“ mit ein. Mit dem Erweiterungsbau werden auch neue Räume für die Volkshochschule des Landkreises Regensburg im Umfang von rund 241 Quadratmeter geschaffen: zwei Unterrichtsräume, ein Gymnastikraum, ein Büro, ein Lager und eine Teeküche.

Die VHS-Räume sind von den Schulräumen abgetrennt und haben einen direkten, separaten Eingang von der Otto-Hahn-Straße. Dies ist notwendig geworden, weil die bisherigen Kursräume für die Volkshochschule in Lappersdorf in absehbarer Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen und so ein dringender Bedarf für eine Alternativlösung gegeben ist. Das Schulgebäude des neuen Gymnasiums Lappersdorf wurde 2012 bezogen. Sehr schnell zeigte sich, dass es erweitert werden muss. In der Folgezeit fanden intensive Verhandlungen mit den Schulbehörden und den Sachaufwandsträgern der umliegenden Gymnasien statt.

 

Zusatzinformation: Rückblick

2014 stellte der Landkreis Regensburg bei der Regierung der Oberpfalz einen Antrag auf Bedarfsprüfung einer Erweiterung des Gymnasiums Lappersdorf auf vier Züge. Die Regierung verwies darauf, dass grundsätzlich bei der Errichtung und beim Betrieb öffentlicher Schulen gemäß Art. 28 BayEUG (Bayerisches Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen) die Ziele der Raumordnung zu beachten, sowie Grundsätze und die sonstigen Erfordernisse der Raumordnung zu berücksichtigen seien. Eine Erweiterung des Gymnasiums Lappersdorf könne möglicherweise gegen diese Ziele verstoßen. Deshalb regte die Regierung der Oberpfalz an, dass sich der Landkreis Regensburg für eine Erweiterung des Gymnasiums Lappersdorf im Vorfeld das Einvernehmen mit den benachbarten Kommunen, der Stadt Regensburg und dem Landkreis Schwandorf, einholen solle. Die Stadt Regensburg hatte keine Einwendungen gegen eine Erweiterung des Gymnasiums Lappersdorf. Im Landkreis Schwandorf fürchtete man aufgrund der geplanten 4-zügigen Erweiterung negative Auswirkungen auf die Gymnasien in Nittenau und Burglengenfeld.

Ende Oktober 2015 legte das Landratsamt Regensburg dem Landkreis Schwandorf eine neue Entwurfsplanung vor. Der Kreistag des Landkreises Schwandorf lehnte diesen Entwurf Ende 2015 ab. In der Folge fanden weitere Gespräche zwischen dem Landkreis Schwandorf und dem Landkreis Regensburg statt. Landrätin Tanja Schweiger und Landrat Thomas Ebeling unterzeichneten im März 2016 eine „Vereinbarung zum Interessensausgleich bei der Entwicklung der Schulstandorte Lappersdorf, Burglengenfeld und Nittenau“ in der Regelungen getroffen wurden, die den Weg ebneten. Es wurden laut Landratsamt Regensburg "erhebliche Zugeständnisse gemacht", unter anderem wurde die geplante vierzügige Erweiterung auf dreieinhalbzügig vermindert und die Kostenübernahme der Schülerbeförderung aus Regenstauf nach Burglengenfeld und von Wenzenbach bzw. Bernhardswald nach Nittenau weiter zugesagt.

Die Regierung erteilte daraufhin im April dieses Jahres sowohl die schulaufsichtliche Genehmigung und kurz später den sogenannten vorzeitigen Maßnahmenbeginn für die vom Landkreis beabsichtigte Erweiterung des Gymnasiums Lappersdorf. Im Juli bedurfte es noch einer formalrechtlichen Zustimmung des Kreistages zur Durchführung der Investitionsmaßnahme. Den Grundsatzbeschluss für dieses Projekt hatte der Kreistag schon in früheren Sitzungen gefasst. Die Gesamtkosten liegen bei 5,2 Mio. Euro. Die Förderung des Freistaats Bayern für das Gymnasium beträgt 840.000 Euro (Die Räume für die VHS werden nicht gefördert). Der Eigenanteil des Landkreises liegt daher bei 4,36 Mio. Euro. Auf die Schulräume entfallen dabei 2,96 Mio. Euro, auf die VHS-Räume 1,4 Mio. Euro.

Der Landkreis Regensburg investiert in erheblichem Maße in Schulen und damit in gute Bildungsvoraussetzungen für junge Menschen. Neben dem Gymnasium Lappersdorf werden noch im Jahr 2016 die Sanierung und Erweiterung des Gymnasiums Neutraubling mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 32,7 Mio. Euro und der Bau einer Einfachsporthalle für die Realschule Neutraubling mit 2,5 Mio. Euro Gesamtinvestitionsvolumen baulich in Angriff genommen.