Städtedreieck. Zum zweiten Mal zwang der Corona-Virus die Gewerkschaften zur Absage der 1.-Mai-Kundgebung in der traditionellen Form. Keine Blasmusik, keine Bratwurstsemmel, kein Schmatz über alte Zeiten. Aber wieder nur vorm Computer zu hocken zur digitalen Maikundgebung wie letztes Jahr, das war dem Ortskartell des DGB dann doch zu wenig. Es organisierte eine 1.-Mai-Rundfahrt durch das Städtedreieck, mit je viertelstündlichen Kleinkundgebungen vor den jeweiligen Rathäusern.


Zum Start vor dem Rathaus in Maxhütte-Haidhof wies Markus Schmidt, Ortsvorsitzender des DGB im Städtedreieck, darauf hin, dass Solidarität in Zeiten der Pandemie eben auch Abstand halten bedeute. "Das wäre aber mit 200 Leuten in einem Saal nicht machbar. Andererseits ist eine politische Kundgebung auch in Coronazeiten durchaus möglich: Abstand halten, Begrenzung und frische Luft sind das eine, das andere Sorgfalt und Rücksichtnahme". Plakate und Transparente trugen die Botschaft der Gewerkschaften zu den vorbeifahrenden Rad- und Autofahrern.

Der Regionsvorsitzende des DGB Oberpfalz, Christian Dietl, nahm die drastische Verkürzung seiner Redezeit mit Humor. "Ich kann's auch in 10 Minuten" meinte er zur Darstellung der gewerkschaftlichen Kernforderungen. So müsse dem Klatschen für die Beschäftigten im Gesundheitswesen und Einzelhandel auch die Unterstützung für ihre Tarifverhandlungen folgen. "Mit Klatschen kann niemand die Miete bezahlen." Dietl forderte von der Politik auch bessere
Mitbestimmungsmöglichkeiten für die Betriebsräte. Gerade die Corona-Krise habe gezeigt, dass Betriebe mit Beschäftigtenvertretungen besser durch die Krise gekommen sind, die Beschäftigten besser vor dem Virus geschützt wurden und die coronabedingten Lohneinbußen geringer waren. "Die Gewerkschaften haben viel erreichen können bei Gesetzesänderungen und Rahmenvereinbarungen. Aber die konkrete Kernarbeit müssen gut ausgebildete Betriebsräte vor Ort leisten. Dazu brauchen sie zeitgemäße Arbeitsmöglichkeiten ebenso wie Schutz vor Unternehmerwillkür."

Die Zukunft der Industriegesellschaft war dem Gewerkschafter ein weiteres wichtiges Zukunftsthema. Die Industrie werde sich ohne Zweifel ändern, ob Kohleausstieg oder E-Mobilität. Erfolgreich werde sie aber nur sein, wenn die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt werden. Grundlegende Weiterbildung ist Aufgabe der Betriebe und Verwaltungen, nicht die Privatangelegenheit von zukünftigen Meistern und Fachwirten. Produktionsmitarbeitern das Fertigen von Elektrokomponenten erlernen zu lassen, sei Kernaufgabe der Industrie, nicht die der Arbeitsagenturen. Dietl forderte von der Politik verlässlichen Rahmenbedingungen für diese Transformation. "Weder Klimaschutz mit aller Gewalt über 's Knie zu brechen noch die Ressourcenausbeute bis zum letzten Cent helfen den betroffenen Beschäftigten, schon gar nicht die Verherrlichung der "guten, alten Zeit von 1955". Ausdrücklich lobte er in diesem Zusammenhang die Arbeitsweise und Ergebnisse der Kohlekommission, was er als Modell für die Zukunft sehe.

Für die Region wünschte der DGB-Vertreter einen deutlich besser aufgestellten Pendler-Verkehr. Der Individualverkehr werde erheblich teurer werden. Regensburg ersticke im Verkehr, habe aber nicht den Platz, um großzügig Straßen und Brücken zu bauen. Er hoffe auf eine zügige Einführung des S-Bahn-ähnlichen Verbindung von Schwandorf nach Regensburg, deren zusätzlichen Haltepunkte mit ihren Park-and-Ride-Parkflächen es Pendlern erlaube, mit kostengünstiger Sammelbeförderung staufrei nach Regensburg zu kommen. Der RVV habe bereits Konzepte ausgearbeitet, die Pendler dann zügig zu den Arbeitsstätten zu bringen. Der Fahrplan müsse es auch Schichtarbeitern ermöglichen, um 5.00 Uhr die Arbeit aufnehmen oder um 23.00 Uhr beenden zu können.

Dietl zeigte sich zuversichtlich, dass die Pandemie mit fortschreitender Impfung in diesem Jahr ihr Ende finden werde, so dass er in 2022 die Maikundgebung nicht nur mit einem kräftigen "Glück auf", sondern auch mit einer anständigen Brotzeit beenden könne.