Regensburg. Wer am vergangenen Wochenende zur Eröffnung der neuen Regensburger Eventlocation Marinaforum gekommen war, der durfte in eine Welt voller Kuriositäten und nostalgischer Science Fiction eintauchen. Mit einer Reise in die Welt des Steampunks beging man die Eröffnung auf dem ehemaligen Schlachthofgelände. Über mehrere Tage fanden verschiedene Events und Workshops statt, konnten sich die Besucher ein Bild der neuen Räumlichkeiten machen und sich von den Steampunks in eine andere Zukunft zurückversetzen lassen.

 

 

Auf Veranstalterseite ist man mit dem Verlauf sehr zufrieden. Michael Vogl, Pressesprecher der Regensburger Tourismus GmbH, die das Marinaforum verwaltet, zieht Sonntag Nachmittag ein positives Resümee. „Bereits am ersten Tag kamen mehr als 5000 Besucher, so dass wir kurzeitig sogar den Einlass stoppen mussten.“ Das Marina Forum soll künftig die kulturelle Landschaft in Regensburg positiv ergänzen. Zwar habe man bisher erst wenige feste Buchungen, wie Vogl zugibt, „aber wir haben bereits einige Hundert Anfragen bis 2020. Ich denke die Leute haben erst einmal die Eröffnung abgewartet.“ Nun kann es also endlich losgehen. Auf 2104 qm und zwei Etagen existieren neben einem großen Saal für bis zu 750 Personen auch mehrere kleine Tagungsräume, ein großes Foyer und eine Cateringküche. „Bei der Gestaltung haben wir auch darauf geachtet das gesamte Gebäude barrierearm zu gestalten“, ergänzt Vogl. 

Für Aufsehen sorgte der Bauherr und Eigentümer Thomas Dietlmeier während der Baumaßnahmen. In der Korruptionsaffäre um den Regensburger OB Joachim Wolbergs wurde Dietlmeier wegen Bestechung und Vorteilsnahme zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Auch die mehrfach gestiegenen Baukosten sorgten immer wieder für Schlagzeilen. Am Ende standen über acht Millionen Euro zu Buche und somit ca. zwei Millionen mehr als zunächst eingeplant. Auch der Verkauf des ursprünglich in städtischem Besitz befindlichen Schlachthof Areals für wohl lediglich 2,6 Millionen Euro wurde von vielen Seiten der Stadt vorgeworfen.

Doch solche Dinge kümmern an diesem Wochenende niemanden. Weder die Besucher, noch die Steampunks. Warum man ausgerechnet die Steampunkszene in die Mitgestaltung eingebunden hat erklärt sich für die Veranstalter dabei recht einfach. „Das Gebäude selbst stammt aus jener Epoche, auf die sich die Steampunks berufen.“

Bei den Modernisierungsmaßnahmen habe man versucht möglichst viel der ursprünglichen Elemente aus dem 19. Jahrhundert zu erhalten und den Stil nicht völlig zu entfremden. „Auch haben wir viel Wert auf Wiederverwertbarkeit gelegt“, sagt Vogl. Im Umgang mit den direkten Anwohnern habe man sich von Anfang an um ein gutes Verhältnis bemüht. Schon vorab konnten diese das Marina Forum begutachten. „Alle Anwohner erhalten von uns zudem gewisse Vergünstigungen bei den Eintritten und auch bei Raumbuchungen für eigene Feiern wollen wir hier gerne entgegen kommen.“

 

Für die Steampunkszene ist Nachhaltigkeit ebenfalls ein wichtiges Thema, wie Alexander Schlesier erklärt. Er selbst gehört zu jenen, die viel freie Zeit darauf verwenden, um skurrile Kleidungsstücke und technische Apparaturen zu entwerfen. „Ich verwende fast ausschließlich alte Gegenstände, die ich z.B. auf Flohmärkten kaufe. So wird dann eine alte Nähmaschine zu einer Kaffeemaschine umfunktioniert. Ich mag es, Dingen ihre Geschichte anzusehen und zugleich ihren Zweck neu zu bestimmen.“ Steampunk ist stark durch die Erfinder der Science Fiction Literatur des 19. Jahrhunderts inspiriert.

Die Werke von Jules Verne und H.G. Wells beinhalten viele Elemente, die sich beim Steampunk wieder finden. „Es ist die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“, erklärt Schlesier, „die Vergangenheit des viktorianischen Zeitalters, in Kombination mit den auch heute noch futuristisch anmutenden Technologien der Science Fiction Romane.“ Direkt neben dem Künstler befindet sich das Amt für Ätherangelegenheiten, die offizielle Behörde zur Ausstellung von Zeitreisepässen. Den passenden Hut für eine Reise ins 19. Jahrhundert findet man auch gleich gegenüber beim verrückten Hutmacher.

Über das gesamte Wochenende hinweg gab es Workshops, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und Wiederverwertbarkeit beschäftigt haben. Mit diversen kleinen Köstlichkeiten, einem Absinthwagen und weiteren kleinen Highlights, bot man den vielen interessierten Besuchern eine in dieser Form sicherlich besondere Eröffnungsfeier.