Kaum eine Thematik wird im Alltag so von der Gesellschaft ausgeklammert wie Tod und Sterben. Früher oder später erfolgt für jedermann unausweichlich die direkte oder indirekte Konfrontation mit dem letzten Lebensabschnitt. Nicht selten entstehen dabei große Unsicherheiten. Geschulte Mitarbeiter der Hospizinitiative der Caritas für den Landkreis Schwandorf leisten wertvolle Hilfe.

Beistand für den Schwerkranken und seinen Angehörigen zu leisten, das ist die Kernaufgabe der Hospizinitiative. „Laut Gesetz hat jeder ein Recht auf Hospiz und Sterbebegleitung“, erläutert Birgit Wölker, verantwortliche Koordinatorin und Pflegefachkraft mit Palliative Care Weiterbildung. Gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin, Manuela Singer-Bartos, fungiert sie als Ansprechpartnerin für die Hilfesuchenden. Am Anfang steht die Diagnose: „eine zu todbringende Krankheit“. Die Vorstufe zum Sterben verlaufe unterschiedlich. Dementsprechend verlaufe auch die Begleitung. Etwa zwei bis drei Jahre sind es bei Demenzkranken, bei Krebserkrankungen sei die Begleitung meist von kurzer Dauer, so Wölker. Die Patienten werden aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen. Manchmal beginnt die Begleitung bereits in der Klinik.

Auch in den Seniorenheimen sind die Hospizhelfer tätig. Doch sind es nicht nur alte Menschen, sondern auch schwerkranke Kinder brauchen Hilfe. Ein Sterbeprozess ist für alle Beteiligten sehr belastend. Der Schwerkranke durchlebt verschiedene Phasen mit einer breitgefächerten Palette von Gefühlen, Wut, Angst, Sorge um die Angehörigen, dass diese nicht zurechtkommen, bis hin zu Gelassenheit. Gerade für nahestehende Menschen kann das schwer auszuhalten sein, Miss-Interpretationen können entstehen, einhergehend mit Überforderung. Professionelle Hospizbegleiter sind emotional nicht so beteiligt wie der Angehörige. Sie wissen und vermitteln, dass etwaige Wut des Kranken sich nicht gegen seine ihn betreuenden Menschen richtet. „Nicht persönlich nehmen“, rät Birgit Wölker.

80 ehrenamtliche Hospizhelfer stehen im gesamten Landkreis Schwandorf derzeit zur Verfügung. Der Bedarf steigt und ist weit höher. Deshalb finden immer wieder Hospiz-Begleiter-Kurse statt. Generell sind diese Begleiter gefestigte Persönlichkeiten, mit viel Empathie, denen durch diese zielgerichteten Schulungen das nötige Rüstzeug an die Hand gegeben wird. Sie nehmen sich selber zurück, hören zu und gehen auf die Bedürfnisse des Schwerkranken ein. Wie läuft nun so eine Begleitung im Einzelnen ab? Birgit Wölker sagt, dass der Angehörige die Termine ausmache. Zunächst einmal sucht der Hospizhelfer das Gespräch mit dem Angehörigen, achtet aber gleichzeitig darauf, dass der Kranke miteingebunden ist, dass nicht über seinen Kopf hinweg geredet werde. Ein Gespür sollen die Helfer dabei entwickeln, was alle Beteiligten brauchen. Häufig geht es auch darum, dass der Angehörige in der Betreuung zeitweise abgelöst werde, dass er auch einmal wieder aus der Situation rausgehen kann. Für den Kranken da sein, ihm zuzuhören, auf Wunsch auch die Hand halten, aber so, dass sie weggezogen werden kann, wenn es für den Kranken unangenehm wird. Trennungsschmerz, Verlustangst und auch Existenznöte können den Angehörigen plagen, wichtig es, dass solche Themen nicht vor dem Sterbenden erörtert werden, sondern in einem separaten Raum, so Wölker.

Mitfühlen und auch mitweinen, das sei menschlich. „Sobald ich abgebrüht werden sollte, kann ich den Job nicht mehr machen“, begegnet sie der landläufigen Meinung, dass man mit der Zeit abstumpft. „Nicht mitleiden, aber mitfühlen, Gefühle darf man zeigen, das ist eine Erleichterung für die Angehörigen.“ Im Altenheim können die Pflegekräfte zeitlich diese Sterbebegleitung nicht leisten. Auch für die Pflegenden sei der Einsatz von Hospizhelfern eine große Erleichterung. Vorlesen, Handmassage mit ätherischen Ölen, Hören und Singen von bekannten Liedern, unter anderem auch Marienlieder, Naturgeräusche wie Vogelstimmen oder Wasserrauschen, kommen bei den meisten Kranken sehr gut an, vor allem auch bei dementen Menschen. Die Biografie kommt hier stark zum Tragen.

Und die Hospizhelfer? Sie profitieren selber durch ihren Dienst, der für sie selber sehr erfüllend ist, weiß Birgit Wölker. Es ist das gute Gefühl, jemanden geholfen zu haben, Wertschätzung zu spüren, das Leben für den Augenblick, gegen den Trend der Schnelllebigkeit und Geld. Der nächste Hospiz-Begleiter-Kurs 2017/2018 beginnt am 19. September und umfasst 120 Stunden. Es sind noch einige wenige Plätze frei. Informieren und anmelden können sich Interessierte bei der Hospizinitiative in den Räumen der Caritas Sozialstation Nittenau in der St.-Wolfgang-Str. 3 direkt oder unter Tel. 0 94 36/ 3 00 93 13 oder 01 51/20 31 20 86 oder eine E-Mail schreiben an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..