Regensburg. Kaum einer kann sich noch daran erin-nern. Dabei galt sie mal als fortschrittlichstes Gefährt und ratterte 50 Jahre lang durch die Gassen der Oberpfälzer Hauptstadt: die Straßenbahn. In Regensburg ist die Straßenbahn seit über 50 Jahren Geschichte. Die einst so moderne Bahn musste den Anforderungen des wach-senden Straßenverkehrs zu Wirtschaftswunderzeiten weichen. Am 4. August 1964 läutete die letzte Fahrt vom Depot in der Augustenstraße zum Endhaltestelle Pürkelgut.


Nur noch wenige Spuren Die Gleise sind längst entfernt, die Stromleitungen abgebaut. Nur noch an die 80 Oberleitungsrosetten in der Stadt erinnern an „die Elektrische”. Hoch über den Köpfen der Passanten zeigen sie auch heute noch, in Höhe des ersten Stockwerks der alten Fassaden, wo einst die charmante Bahn durch die Stadt mäanderte.


Ende des 20. Jahrhunderts wuchs Regensburg rapide, vor allem entlang der Prüfeninger und Dechbettener Straße und östlich der Altstadt, wo sich Kasernen und Industrie wie Schlachthof und Zuckerfabrik ansiedelten. Eine wachsende Stadt braucht ein entsprechendes Verkehrsnetz. Am Anfang kam der Pferdebus. Doch das Intermezzo hielt nur drei Jahre.

E ine damals obsolete Gasbahn wäre wohl an den Steigungen der geplanten Strecke gescheitert. Als die Straßen der Regierungshauptstadt gepflastert wurden, beschloss man, Gleise für die Straßenbahn gleich einzuplanen.

Am 21. April 1903 wurde diese feierlich eingeweiht. Das erste wirklich effiziente und dauerhafte öffentliche Verkehrsmittel der Stadt ging an den Start und ruckelte fortan mit 12 Kilometern pro Stunde durch die Gassen.

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Sammlungen Schieferl, Wiegand, Fotos von Reinhold Lang, Bernd Edtmaier und Hans van Engelen; ausgewählt von Marion Lanzl


Bis Ende der 1930er Jahre, als die erste Omnibuslinie eingeführt wurde, sollte die Straßenbahn nahezu konkurrenzlos bleiben. Sie prägte nicht nur den Nahverkehr, sondern drückte der Stadt den Stempel des Fortschritts auf. Um eine Massenbeförderung mit der Straßenbahn zu ermöglichen, mussten 1902  zwei der drei historischen Stadttore verändert werden.


Neuen Torbogen gebaut Das ursprüngliche Brücktor, das die Altstadt am Salzstadel zur Steinernen Brücke hin öffnet, war zu schmal für die Straßenbahnzüge. Der damalige Stadtbaurat Adolf Schmetzer hatte eine geniale Idee: Er ließ ein angrenzendes Wohnhaus abreißen und durch einen großen Torbogen ersetzen. Hier passte die Straßenbahn locker hindurch; Fußgänger und motorisierter Verkehr wurden getrennt und kamen einander nicht mehr in die Quere.


In den 1940er Jahren wurden mit der Tram Obst, Gemüse und Kohlen befördert und wegen der Benzinknappheit manchmal sogar Lkws gezogen. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden mehr  und mehr Buslinien. Ende 1959  war nur noch eine Straßenbahn im Einsatz, und auch ihr  Ende war beschlossene Sache.


Für den Straßenbahnschaffner Günther Schieferl  war das ein harter Schlag. Besonders, als er auch noch bei der Verschrottung „seiner” Tram helfen musste. Um weiter seinen Beruf auszuüben, zog es ihn zeitweise nach Innsbruck und Zürich.

Seit 2014 engagieren sich Regensburger Straßenbahnfreunde, darunter auch Schieferl und andere Schaffner aus der guten alten Zeit, um den letzten erhaltenen Wagenzug zu renovieren und zu erhalten. Geschätzte Kosten: 250.000 Euro. Die Hälfte davon muss der Verein „Interessensgemeinschaft Historische Straßenbahn Regensburg” aufbringen. Mit zahlreichen Aktionen hat der Verein Geld gesammelt.


Restaurierung geplant Im Moment steht der gesamte Zug in einer Halle in der Dieselstraße und wartet auf seine Instandsetzung. „Das Geld für die Restaurierung des Beiwagens haben wir beieinander, in Kürze erfolgt die obligatorische Ausschreibung der Beiwagenrestaurierung, und dann kann‘s losgehen!”, freuen sich die Vorstandsmitglieder Jan Mascheck, Bernd Edtmaier und Klaus Theml. „Ab sofort sammeln wir für den Triebwagen!”


Es bleibt also spannend um  die historische Regensburger Tram. Die abgewetzten Sitzreihen erzählen von den Menschen, die täglich mit ihr gefahren sind. Vielleicht kann man in Zukunft hier einen Kaffee genießen – ganz ohne Geruckel, aber mit viel nostalgischem Flair. Aufs Abstellgleis soll sie jedenfalls nie wieder kommen,  die gute alte Regensburger Trambahn.

 

LESERBRIEF

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit großer Aufmerksamkeit habe ich Ihre Geschichte über die Regensburger Tram und den zur Restaurierung anstehenden Straßenbahnzug gelesen.

Bis 1980 wohnte ich in Regensburg  und während meiner Schulzeit bin ich oft mit der Tram vom Kohlenmarkt nach Prüfening gefahren.

Ich habe großen Respekt vor jenen Menschen, die sich die Restaurierung der Wagen vorgenommen haben, und hoffe, es gelingt.

Mein Vorschlag zur Aufstellung der wieder hergestellten Wagen wäre die Platzierung in der Mitte der Maximilianstraße.

Somit hätte die Maxstraße wieder eine Attraktion für die Regensburger Bürger und auch für Touristen.

Bei meinem letzten Regensburg-Besuch erschrak ich über den desolaten Zustand dieser einst eleganten Geschäftsstraße.

Lange Zeit fand man dort renommierte Modehäuser, ein Kino, den "Flagshipstore" der Konditorei Buchner , das Cafe Fürstenhof und sogar VOLKSWAGEN präsentierte in der Maxstraße stets seine neuesten Modelle in einem Showroom.

Nun schließen anscheinend noch die letzten Geschäfte in der Maximilianstraße.

Der seinerzeit geschmacklos mit langweiligen Steinplatten zubetonierte Boden hat  sicher zu dem Niedergang der Straße noch viel beigetragen.

Die Aufstellung der restaurierten Straßenbahn in der Maxstraße könnte ich mir gut als Location für ein trendiges Cafe mit integrierter Ausstellungsfläche (für  historische Fotos und Texte) vorstellen. In eindrucksvoller Weise würde  so die Erinnerung an die einst elegante Einkaufsstraße wachgehalten.

Mit freundlichen Grüßen

Franz Geisenhofer, München