„Vergessene Immobilien“: Beinahe in jedem Ort finden sich Gebäude, die schon bessere Zeiten gesehen haben und leer stehen. Andererseits wird Platz benötigt für Neues. In der Bodenwöhrer Straße in Bruck bestimmte Jahrzehnte lang das frühere Brauereigebäude, in dem das Enzian-Stüberl untergebracht war, das Straßenbild. Nach einem Brand fristete es gar ein einsames Dasein.  Die Praxisgemeinschaft der Ärzte Dr. Pollinger, Dr. Michl, Dr. Dirrigl war auf der Suche nach einem Alternativ-Standort. Und auch die Praxis für Krankengymnastik mit Inhaberin Maria Peters eruierte die Möglichkeit eines zweiten Standortes neben Bodenwöhr.


„Draghi schafft den Zins ab.“ Diese Schlagzeile brachte das niedrige Zinsniveau der Banken auf den Punkt. Die Raiffeisenbank Bruck hatte erkannt, in welche Richtung die Entwicklung gehen würde: Ab 2012 entwickelte sie eine Immobilienstrategie als Antwort auf die Niedrigzinsphase.Das Geschäftsmodell mit dem gängigen Zinsgeschäft wurde durch Mieterträge ergänzt - weniger Staatsanleihen, dafür mehr Immobilien. Zinserträge werden in Mieterträge getauscht. „Mit Zinsen von zehnjährigen Staatsanleihen mit derzeit 0,25 % p. a. kann keine Bank überleben“, betont Franz Schießl, Leiter der Raiffeisenbank Bruck.


Und so machte man sich auf die Suche nach diesen „vergessenen Immobilien“, die es zu „veredeln“ gilt. Fündig wurde man schließlich in Bruck und Bodenwöhr. Im Februar 2014 erwarb die Raiffeisenbank die alte Meisl-Brauerei, im Juli 2014 den alten Forstmaschinenbetrieb in Bodenwöhr. Das neue Gesundheitszentrum in Bruck liegt verkehrstechnisch mit unmittelbarer Anbindung an die B 85 sehr günstig, gerade im Hinblick auf Notarzt-Einsätze der Mediziner.


Im September 2014 gab der Aufsichtsrat der Bank grünes Licht für die Realisierung dieses Bauvorhabens. „Die Immobilie wirft Rendite ab“, sagt Schießl, „aber sie dient auch den Menschen. Ja, wir nehmen als Investor viel Geld in die Hand. Aber es ist die richtige Entscheidung.“ Die Bevölkerung profitiere von diesem Vorhaben, indem der Hausarzt-Standort für die nächsten 20 Jahre gesichert sei. Zwei moderne Praxen mit je 320 Quadratmetern, 40 Parkplätze und zwei Penthouse-Wohnungen im zweiten Obergeschoss seien entstanden. Praxen und Wohnungen sowie der Keller seien mit dem Aufzug erreichbar. „Wichtiges Kriterium war der barrierefreier Zugang, heute ist ein Neubau ohne Aufzug unmöglich“, so Schießl. Die Bank hat das Projekt ohne einen einzigen Euro öffentlichen Zuschuss geplant und realisiert.


Schießl erinnert an den Jahrhundertsommer im Jahr 2015, „wo auf der Baustelle zeitweise Temperaturen bis zu 37 Grad im Schatten gemessen wurden -  nur dass es keinen Schatten gab, außer im Bauwagen während der Brotzeit. Nach 14 Monaten Bauzeit erfolgt nun am 25. Mai die offizielle Einweihung mit 100 Ehrengästen, Handwerkern, Mietern und Nachbarn”, freut sich Franz Schießl.