Granitvorkommen gibt es im Bayerischen Wald reichlich. Seine Entstehung, die Ausbeutung der Brüche und die Verarbeitung des kalten Blutes der Erde sind im Granitzentrum in Hauzenberg anschaulich dargestellt. Dass Stein keine tote Materie ist, konnten die Teilnehmer einer Stein-Exkursion der Akademie Neunburg auch im Friedhof St. Peter in Straubing erfahren.

 

Zum Jahresthema „Stein“ hatte die Akademie für Natur und Industriekultur Ostbayern-Böhmen zur vorletzten Exkursion eingeladen. Erstes Ziel waren die „Stein Welten“ in Hauzenberg. Einst gab es hier 140 Granitbrüche. Geblieben ist nur der historische Steinbruch am Schachet, der im Mittelpunkt des Granit Zentrum Bayerischer Wald steht. Ludwig Bauer hieß die Besuchergruppe aus dem „Oberen Wald“ in den „Stein-Welten“ willkommen.

Der gelernte Steinhauer und Steinmetzmeister nahm die Exkursionsteilnehmer mit auf eine Zeitreise in das Zeitalter Karbon. Hier entstand vor rund 350 Millionen Jahren der Granit. Im Bayerischen Wald, dem Armenhaus der Nation, waren einst 12 000 Menschen rund um den Granitabbau beschäftigt. Mit brachialer Gewalt ging der Mensch ans Werk, öffnete ganze Bergflanken des uralten Gebirges und förderte das erkaltete Blut der Erde. „Heute gibt es nur noch 500 Arbeitsplätze in der hiesigen Granitindustrie“, erzählte Bauer.

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Im Granit-Kino wurden die Besucher in die Welt der Steinhauer eingeführt. In den beeindruckenden Ausstellungsräumen waren Arbeitsgerätschaften zu sehen. Außerdem wurde die Verwendung des Gesteins erläutert. Von der Romanik über die Gotik bis heute zeigt die Sonderausstellung „STEINREICH" die über fast tausend Jahre währende Kunst der Steinmetze im Mühlviertel und im Bayerischen Wald anhand von Schautafeln, Originalteilen und Rekonstruktionen, die in den Werkhütten des Schausteinbruchs angefertigt wurden.

Auf dem Freigelände sind im ehemaligen Steinbruch die Granitabbau- und Verarbeitungstechniken aus der Zeit um 1930 praxisnah dargestellt. Neben der imposanten Steinwand und dem Steinbruchweiher konnten eine Schmiede und Steinhauerhütten besichtigt werden. Die Arbeit der Steinhauer im Freien bei Hitze und Kälte war eine harte Sache. „Von der guten alten Zeit, die es nie gab“, erzählte Steinbildhauermeister Bauer in der Bruchkantine. Der Steinfachmann informierte auch über die Zeit als die Eisenbahn 1904 nach Hauzenberg kam und man zum bedeutendsten Granitpflastersteinproduzenten aufstieg.

In den 30er Jahren und nach dem Zweiten Weltkrieg profitierte die Granitindustrie vom Wirtschaftsaufschwung. Eine ganze Nachkriegsgeneration von Steinhauern verstarb dann an den Folgen des Jahrzehnte lang eingeatmeten Steinstaubes. Nachwuchsmangel, fehlende Investitionen und ein immenser Preisdruck aus dem Osten setzten der Granitindustrie heftig zu. „Heute zeichnet sich wieder ein Aufschwung ab, weil Bauherren wieder stärker auf heimische Produkte setzen“, betonte Ludwig Bauer abschließend. Auf dem Granit-Erlebnisweg ging es zum Mittagessen in den benachbarten Gidibauer Hof, der schon 1816 ganz aus Granitbruchsteinen erbaut wurde.

Über Passau fuhr man weiter nach Straubing. Auf dem Peters-Friedhof tauchte die Besuchergruppe in die fast 700-jährige Geschichte des in Süddeutschland einzigartigen Gottesacker ein. Ingrid Westenhuber führte durch die romanische Basilika St. Peter und den in herbstlichen Farben getauchten Friedhof. Bis 1879 wurden hier die Bürger der Stadt bestattet. Zahlreiche Grabmäler mit schmiedeeisernen Kreuzen und klassizistische Denkmäler vom 14. bis zum ausgehenden 19 . Jahrhundert konnten hier bestaunt werden.

An den Außenfassaden der Basilika so wie in den drei spätgotische Kapellen gab es eine Reihe von mächtigen Gedenksteinen aus rotem Marmor zu bewundern. Neben den zahlreichen Grabmälern aus Stein und Eisen konnten die Neunburger auch die Grabplatte von Anna Ulein aus dem Jahre 1363 und die von Agnes Bernauer sehen. In der Totentanzkapelle stellte der Maler Felix Hölzl den Untergang des Menschen durch den Tod dar. Seine beeindruckenden Bilder mahnen den Besucher zu einem frommen und tugendhaften Leben.