Nittenau. "Die Leute wollen zwar eine neue Straße haben, dafür aber nichts bezahlen". Damit meinte  Bürgermeister Karl Bley  die Anlieger der Ortsstraße in Kaspeltshub, die sich in einem offenen Brief an die Stadt Nittenau geschlossen gegen einen Ausbau ausgesprochen haben. Bei der Sitzung am Dienstag stellten die Stadträte die Ausbaupläne vorerst zurück.

„Die Ortsstraße ist nicht ausgebaut und befindet sich in einem desolaten Zustand", stellte der Bürgermeister in seinem Sachstandsbericht fest. Es sei bereits eine Dienstaufsichtsbeschwerde wegen Unterlassung eingegangen, teilte Karl Bley den Stadträten mit. 

Wiederholt habe er den Bauhof mit Sanierungsmaßnahmen beauftragen müssen, so der Bürgermeister. Die Kosten dafür könne die Stadt auf Dauer nicht der Allgemeinheit anlasten, so Rechtsauffassung der Verwaltung. Sie schlägt deshalb den Ausbau der Straße im Zuge der ohnehin anfallenden Kanalbaumaßnahmen vor. Weil es sich um eine Ersterschließung handelt, kann die Stadt von den Anliegern Beiträge erheben.

Doch die betroffenen Bürger von Kaspeltshub wehren sich dagegen. „Hier werden völlig unseriöse Zahlen in den Raum gestellt", kritisiert der Bürgermeister das Verhalten der Anlieger. Ersten Schätzungen zufolge käme der Ausbau auf rund 200 000 Euro, die anteilig umgelegt werden müssten. Einige Stadträte zeigten Verständnis für die Bedenken der Anwohner. „Bei ihnen ist das Bewusstsein noch nicht gereift, dass sie für ihr Geld etwas bekommen", brachte es der Sprecher der Freien Wähler, Benjamin Bloml, auf den Punkt.



Bei einer Anliegerversammlung, bei der es um den Bau der Abwasseranlage im Ortsteil Kaspeltshub geht, will der Bürgermeister über die Synergien aufklären, die sich aus dem gleichzeitigen Kanal- und Straßenbau ergeben. Im März beginnen die Baumaßnehmen für die Abwasseranlage. Dazu müsse die Staatsstraße durch Kaspeltshub bis Ende des Jahres voll gesperrt werden, teilte der städtische Mitarbeiter Josef Lingauer mit. Der Anliegerverkehr werde aufrechterhalten, der übrige Verkehr umgeleitet.

Diplom-Ingenieur Peter Prasch von Regensburger Ingenieurbüro U.T.E. informierte die Stadträte über die Pläne zum Ausbau der Abwasseranlage von Brunn über Fischbach und Kaspeltshub zur Kläranlage in Nittenau. Im März sollen die Aufträge vergeben werden. Die drei Kilometer lange Durchleitungstrasse werde drei Millionen Euro kosten und im Laufe des nächsten Jahres fertig gestellt sein, so der Vertreter des Ingenieurbüros. 

Weitere 400 000 Euro fallen für die Erneuerung der Wasserleitungen im Ortskern von Brunn, für den Ringschluss in Nerping und eine notwendige Überlandleitung an. „Die Stadt wird auch in Zukunft ihren Entsorgungsauftrag erfüllen und dafür viel Geld investieren", verspricht Bürgermeister Karl Bley. 

Die Stadträte nahmen die Einwendungen zur Kenntnis, die Verbände, Kommunen, Kammern und Anlieger zur Änderung des Flächennutzungsplans und zur Aufstellung eines Bebauungsplans im Gebiet „Wohnpark Bergham-Ost" geäußert haben. Das derzeitige Mischgebiet soll zum „allgemeinen Wohngebiet" umgewidmet werden. In seitenlangen Stellungnahmen versuchte Ingenieur Klaus-Peter Fels den Stadträten zu erklären, warum Landratsamt und Gesetzgeber beim Lärmschutz unterschiedliche Auffassungen vertreten. „Der schwarze Peter liegt wieder einmal bei der Stadt", so die Schlussfolgerung des Bürgermeisters. Die Pläne sollen nun überarbeitet und nochmals ausgelegt werden.

„Wie ist der aktuelle Stand beim Brückenneubau?" fragte FW-Sprecher Benjamin Bloml nach. „Am 1. März ist Baubeginn für die Behelfsbrücke", kündigte Bürgermeister Karl Bley an. Sie werde im Begegnungsverkehr zu befahren sein. Allerdings nicht für Lastwägen über 30 Tonnen. Sie müssen weiter die Umleitung nehmen. 

Die Stadt Nittenau ließ zur Kostenkalkulation und weiteren Planung eine Bitraten-Analyse erstellen. Der Vertreter der Breitbandberatung Bayern GmbH, Eduard Maier, stellte die Ergebnisse in der Stadtratssitzung am Dienstag im Rathaus vor und kam zu dem Ergebnis: „Nach der Umsetzung aller geplanten Maßnahmen verfügt Nittenau über eine nachhaltige Breitbandinfrastruktur". Der Bürger müsse nun selbst aktiv werden und sich „den richtigen Tarif, den passenden Netzbetreiber und die erforderliche Hardware" besorgen, so Maier. 

Die Stadt werde in den diesjährigen Haushalt 35 Prozent der Gesamtkosten von 1,9 Millionen Euro einstellen, kündigte der Bürgermeister an. Bis zum Jahr 2023 sollen alle Haushalte über schnelles Internet verfügen. Das Rathaus wird für einen Kostenaufwand von knapp 100 000 Euro einen Glasfaseranschluss erhalten, wobei hier der Fördersatz zwischen 80 und 90 Prozent liegt. Die Schulen werden durch das Bundesprogramm über das Landratsamt gefördert, erklärte Breitbandberater Eduard Maier.