Bilder: Privatarchiv Georg Mehltretter

Osterspaziergang - das sah 1986 ganz anders aus als heute. Gerodetes Gelände, Bauzaun: Die Spaziergänge wurden zum friedlichen Symbol des Widerstands. Tausende Menschen versammelten sich damals im Taxöldener Forst, um ihren Unmut gegen die Wilkür des Staates kund zu tun.

Immer mehr Menschen aus der Umgebung strömten in den Taxöldener Forst zur Baustelle für die geplante Wiederaufbereitungsanlage (WAA). Die gesamte Bevölkerung war auf den Beinen. Dem stellte die Regierung Strauß immer  mehr Polzeieinheiten gegenüber. Spezialeinheiten aus Berlin und Bremen wurden in die Oberpfalz beordert, um die vermeintlichen „Chaoten“ zu bändigen. Eine Wand aus Schlagstöcken und Schutzschildern gegen friedliche Spaziergänger. Hunderte wurden festgenommen, auf harmlose Bürger wurde eingeschlagen.

Die Demonstrationen am Ostermontag waren auch die Abschlussveranstaltung der Ostermärsche 1986. Die ganze Umgebung war verkehrstechnisch lahm gelegt. Zur Demo führte nur ein langer Fußmarsch. Verschiedene Musikgruppen bildeten ein kulturelles Rahmenprogramm, während Hauptredner Hans Schuierer, damaliger Landrat und Gallionsfigur des friedlichen Widerstandes, hier erneut appellierte, ruhig zu bleiben. „Wir haben kein Verständnis für Provokateure und Aufpeitscher, aber auch nicht für Panikmacher und Einschüchterer der Gegenseite.“, zitiert ihn die damalige Presse. Er fordert den Baustopp für dieses „unmenschliche und gesundheitsbedrohende Projekt WAA!“

Zehntausende hörten vom Betriebsrat der Maxhütte in Haidhof von einer „Notschlachtung“ der Werke für die geplante WAA, während die Situation an der Stahleinfriedung des Baugeländes zu eskalieren begann. Vermummte versuchten den vermeintlich unüberwindbaren Zaun mit Holz und Steinen zu bewältigen. Die Wasserwerfer und Tränengaswurfkörper kamen daraufhin massiv zum Einsatz. Viele der Demonstranten, erlitten Augenverletzungen. Am Osterwochende gab es allein am Samstag  280 Festnahmen, alle kamen bis Sonntag Abend wieder frei. Es war ein Wochenende kurz darauf, als auch Rudi Sommer, der Brucker WAA Widerstandskämpfer und spätere Vorsitzende der Grünen, festgenommen wurde. Angeblich hätte er Ähnlichkeit mit einem Verdächtigen von einer anderen Demo gehabt.  „Eindeutig ein Vorwand, sie mussten auf Grund des Täterfotos, das vorhanden war, wissen dass ich das nicht sein konnte.“, erklärt Rudi Sommer heute lächelnd.

Auf den Strafbefehl über 3750 DM folgte der Widerspruch und nach zwei Verhandlungstagen mit viel Publikum und unzähligen Zeugenaussagen wurde Rudi Sommer mit der Begründung, dass sein Widerstand „putative Notwehr“ war, frei gesprochen. Sein Widerstand bei der Festnahme war also insofern legitim, da die Staatsgewalt als solche nicht erkennbar gewesen war.

Bei den folgenden Sonntagsspaziergängen wurden, bei der „Hausmüllaktion”, demonstrativ Möbel über den Bauzaun „entsorgt“.
Es sollte ja schließlich - laut Strauß - eine Recyclinganlage werden.