Regenstauf. Gemeinsam Sport treiben, sich engagieren und den Rahmen für geselliges Zusammensein schaffen: Dafür stehen die 138 Regenstaufer Vereine. Wie vielfältig das Angebot ist, das merkten viele Regenstaufer, als während der Corona-Krise das Vereinsleben fast komplett still stand.

Wie kamen die Vereine bisher durch die Krise? Das war Thema eines Gesprächs, zu dem Bürgermeister Josef Schindler einen repräsentativen Querschnitt von Vereinsvertretern ins Rathaus einlud. Schindler betonte: „Das Vereinsleben ist abgerissen." Aktuell gebe es pro Monat keine fünf Veranstaltungen. Für viele Vereine bedeute das Wegfallen der Feste hohe finanzielle Einbußen. Laufenden Ausgaben stünden wenige Einnahmen gegenüber. „Wir leben von der Substanz", sagt Bruno Schleinkofer.

Gesprächsteilnehmer waren Bruno Schleinkofer für den TB/ASV Regenstauf, Berthold Brosig (SG Waldeslust Regenstauf), Ernst Riedl (Bergverein), Günther Proske (SpVgg Ramspau), Christoph Schafberger (Burschenverein Enzian Steinsberg), Eva Wilhelm (Faschingsgesellschaft Lari Fari Diesenbach) und Sabine Zaus-Vogl von der Öffentlichkeitsarbeit und Ansprechpartnerin für die Vereine beim Markt Regenstauf.

Dass die Regenstaufer ihren Vereinen in Corona-Zeiten die Treue halten, bestätigten fast alle Teilnehmer. Günther Proske betonte: „Ich habe so wenig Austritte wie noch nie." Schleinkofer, Vorsitzender des mit knapp 2000 Mitgliedern größten Vereins, ergänzt: „Auch Trainer verzichteten teilweise auf den Lohn."

Fitnessangebote im Freien wurden laut Schleinkofer gut angenommen. Allerdings seien Mitglieder über 50 Jahre vorsichtig und blieben zu Hause. Hallensportarten, sind sich Proske und Schleinkofer einig, werden in den kommenden Monaten zum Problem: „Es ist ein Tanz auf dem Drahtseil."

Die 1. Volleyballmannschaft, eines der Aushängeschilder des TV/ASV, trainiert wieder. Doch ein Vorbereitungsturnier mit 14 Mannschaften im September wurde abgesagt. Schleinkofer: „Wir wollten kein Hot-Spot werden." Nebeneffekt der Absage: Geschätzte 1.500 Euro Einnahmen fallen weg.

Auch Fußball wird beim TB/ASV und der SpVgg wieder trainiert. Für die ersten Mannschaften könnte der Spielbetrieb Mitte September anlaufen. Doch viele Jugendliche kommen noch nicht zum Training.



Die Hallenbelegung beschäftigt auch Eva Wilhelm, Präsidentin der Faschingsgesellschaft Lari-Fari Diesenbach. Schon bisher, sagt sie, musste sich Lari-Fari bei der Hallenbelegung oft hinten anstellen. Mit zwischen 100 und 120 aktiven Tänzern habe man jedoch eine Sportgruppe, die das ganze Jahr über eine Halle brauche. Insgesamt sind sich alle Gesprächsteilnehmer einig: So gute Bedingungen wie in Regenstauf, wo Vereine die Sporthallen kostenlos nutzen dürfen, finde man selten. Günther Proske sagt voraus: „Unter den aktuellen Bedingungen wird das mit den Hallen sehr eng. Da werden wir uns im Winter gewaltig strecken und alle ein wenig zurückstecken müssen."

Von Plänen aus der Politik, den Fasching komplett abzusagen, hält Wilhelm nichts: „Fasching ist viel mehr als feiern und trinken. Das ist ein Zeichen von Lebensfreude, gekoppelt mit sportlichen Aktivitäten, gemeinsamem ehrenamtlichen Schaffen und Zusammenhalt". Für die neue Saison sei man vorbereitet. Vieles hänge vom Stand der Pandemie ab. Man wolle spontan organisieren. Die Prunksitzung werde man vielleicht online übertragen. Auch mit Auftritten vor den Fenstern von Seniorenheimen wolle man ein bisschen Freude bringen.

Prophetische Weitsicht bewies ein Mitglied der SpVgg bei der Mitgliederversammlung im Herbst 2019. Als damals der Beitrag erhöht wurde, stellte er die hypothetische Frage: „Stellt Euch vor, wir hätten kein Regentalfest oder der Rasenmäher-Bulldog geht kaputt?" Beides, schmunzelt Proske, trat 2020 ein. Bei der Absage des Regentalfests kam man glimpflich davon, alle Verträge wurden auf 2021 übertragen.

Proske schaut besonders auf den sportlichen Betrieb: „Die 1. und 2. Fußballmannschaft waren im Frühjahr gut dabei. Es tut mir Leid für die aktuelle Spielergeneration. Die stehen jetzt im vollen Saft. Die können die Zeit nicht hinten dranhängen."

Proske sieht die Corona-Zeit ein wenig als Dornröschenschlaf. Beim Regentalfest stellt er sich die Frage, in welcher Größenordnung man ein Fest 2021 organisieren soll. Niemand könne voraussagen, ob die Besucher dann wieder in ein Festzelt strömen werden.

Bei den Schützenvereinen, berichtet Berthold Brosig, stehe der Schießbetrieb so gut wie still. Geschossen werden darf nur noch mit der eigenen Ausrüstung, Waffen oder Schießjacken des Vereins ließen sich nicht ausreichend desinfizieren und blieben unter Verschluss. Bei der SG Waldeslust dürfen maximal drei Schützen gleichzeitig auf den Schießstand. Im Herbst nehme man zwar den Wettkampfbetrieb auf, allerdings nur auf dem eigenen Stand. Brosig fragt: „Was ist das für ein Wettkampf, wenn ich mich nicht mit anderen treffen kann?" Den Bogenschützen der SG kann der Markt helfen. Bürgermeister Schindler stellte einen neuen Trainingsparcours auf dem Geisberg in Aussicht.

Als einziger Vereinsvertreter berichtet Brosig vom Austritt von Mitgliedern, die ihren Sport nicht ausüben könnten. Ihn plagen finanzielle Sorgen. Nach dem Ausfall verschiedener Feste fehlt ihm ein fünfstelliger Betrag. Dieser war bereits für die Sanierung des Dachs am Schützenheim eingeplant. Dort regnet es durch. Als Brosig Bürgermeister Schindler um eine Bürgschaft des Marktes für ein Darlehen bat, gab es eine gute Nachricht: Bund und Land gewähren einen Corona-Kredit für Gemeinnützige. Über die Kreditanstalt für Wiederaufbau und die LfA Förderbank können Kredite mit einer Laufzeit von fünf oder zehn Jahren mit einem Sollzins von 1,5 Prozent beantragt werden. Diese Zinshöhe, sagt Kämmerer Andreas Liegl, ist bei Vereinen und relativ geringen Darlehenssummen ein gutes Angebot. Bei diesem Angebot übernimmt der Freistaat Bayern die erforderliche Bürgschaft. Zusätzlich gewährt der Markt, gemäß den Förderrichtlinien für Vereine, für die Dachsanierung einen Zuschuss von zehn Prozent.

Finanzielle Einbußen trafen auch den Bergverein oder den Burschenverein Enzian. Beim Bergverein, sagt 2. Vorsitzender Ernst Riedl, kam in der Corona-Zeit erhebliche Mehrarbeit hinzu. Während der Ausgangsbeschränkung nutzten viele Bürger den Schlossberg als Naherholungsgebiet. Müll jeder Art blieb auf den Waldwegen zurück und musste weggeräumt werden.

In Steinsberg hätte mit der 850-Jahr-Feier und dem 60-jährigen Gründungsjubiläum des Burschenvereins 2020 ein Feiermarathon bevorgestanden. Beide Feste sind verschoben. Gemeinsam mit anderen Feste zu besuchen und zu feiern, dass sei einer der Hauptanziehungspunkte für den BV Enzian, sagt Vorstand Christoph Schafberger. Auch Schafberger ist skeptisch, ob 2021 ein unbeschwertes Zusammenkommen wieder möglich sein wird. Schleinkofer prognostiziert: „Bis das für die Vereine wieder normal läuft, dauert es mindestens zwei Jahre." Da bleibt allen Verantwortlichen nur, das Faschingsmotto von Lari-Fari zu übernehmen: „Wir machen mit Abstand das Beste daraus."