Während der „500 Jahre Reinheitsgebot” hat sich die bayerische Brauerei-Szene immer wieder gewandelt. Kreisheimatpfleger Hermann Binninger hat für den Ostbayern-Kurier recherchiert: Auch in Regenstauf ging es einst um  Hopfen und Malz. Wurde zunächst in den bürgerlichen Privathäusern vorwiegend für den eigenen Bedarf produziert, erbaute man später gemeinschaftliche Brauhäuser mit zugehöriger Mälzerei, in denen ein eigens dazu angestellter Braumeister das Bier herstellte. Ausgeschenkt wurde das „braune Bier” aus Gerste und Hopfen in den Wohnräumen der „brauenden Bürger” bzw. deren Gaststätten und Wirtschaften. Im Jahr 1669 ist ein Andreas Prey als Leiter eines Brauhauses für Weizenbier genannt, 1788 hat ein Joseph Schierlinger das „weiße Brauhaus” gepachtet.   

Das Brauhaus in Regenstauf stand in der Wassergasse (Nummer 14). Ob die Braumeister Andreas Prey (Erwähnung 1669) und Joseph Schierlinger (Erwähnung 1788) hier gearbeitet haben, ist archivalisch nicht nachweisbar. Dafür etliches andere.

Das Brauhaus 1879.


Nach dem Wiederaufbau des Brauhauses um 1800 wird bereits acht Jahre später von der Regierung das unrentabel gewordene Kommunbrauhaus zum Verkauf angeboten. Nach einer erfolgten Schätzung im Mai 1812 und einer weiteren in Juli 1813 wird es zur öffentlichen Versteigerung ausgeschrieben und von einem aus 34 Bürgern bestehenden Konsortium erworben.

Bürger kaufen Brauhaus
Zur Zeit des Kaufes bestand das Brauhaus aus dem Sud,- und Malzhaus und der Malzdarre. Hinzu kamen das Bräumeistersstübl mit einer Kammer und ein kleines Stübl für die Bräuknechte. Eingerichtet war das Brauhaus mit einem großen und einem kleinen Kessel, Bier- und Nachbierkühle nebst einem großen und kleinen Maischbottich und Granden sowie zuletzt einem Brandweinkessel und zwei Schöpfbrunnen. Als Schätzer waren bestellt: Martin Widmann Maurermeister; Caspar Stangl Zimmermeister; Wolfgang Schieder und Michael Seidenschwarz (Braumeister); Ignatz Faistenauer und Adam Seitz, beide Küfnermeister.

Die ersten Besitzer von 1813:
Haus Nr. 1 Joseph Hettenkofer;     Haus Nr. 2 Dr. Lindig; Haus Nr. 4 Johann Brauns Witwe; Haus Nr. 15 Franz Xaver Hettenkofer; Haus Nr. 16 Joseph Straubinger; Haus Nr. 18 Joseph Brunner; Haus Nr. 51 Georg Feiner; Haus Nr. 58 Joseph Schaffer; Haus Nr. 59 Joseph Hopfner sen.    ; Haus Nr. 61 Georg Simon Würdinger; Haus Nr. 66 Joseph Demel; Haus Nr. 71 Leonhard Riepl; Haus Nr. 73 Joseph Hopfner jun.; Haus Nr. 79 ¼ Wolfgang Wasner; Haus Nr. 101 Michael Huiras; Haus Nr. 104 Georg Hubmann; Haus Nr. 107 Anton Glätzl; Haus Nr. 114 Wolfgang Hettenkofer; Haus Nr. 119 Anton Gruber; Haus Nr. 123 Michael Allio; Haus Nr. 124 Michael Trittermann; Haus Nr. 125 Joseph Augustin; Haus Nr. 128 Joseph Böheim; Haus Nr. 129 Franz Hopfner; Haus Nr. 134 Michael Schuhmann; Haus Nr. 137 Joseph Kagerer; Haus Nr. 138 Andrä Schindler; Haus Nr. 139 Andrä Dietl; Haus Nr. 140 Mathä Renner; Haus Nr. 141 Georg Hofmeister; Haus Nr. 143 Johann Demmel; Haus Nr. 148 Georg Hettenkofer; Haus Nr. 149 Stephan Haas und Haus Nr. 153 Jakob Feiner

Probleme beim Ausschank
Vermutlich gab es bei den Anfängen und in den fortlaufenden Jahren immer wieder Probleme beim Ausschank des Gerstensaftes, so dass 1830 ein sogenanntes Benutzungskataster angelegt und 1842/43 ergänzt wurde.

Untersucht wurden die Gährgewölbe und die Lokalitäten der Brauberechtigten und folgendes festgestellt, bzw. angeordnet: „1.) das die Gährgewölbe gegenwärtig ohne aufbewahrte landwirtschaftliche Früchte befunden wurden, und einem jeden Brauberechtigten erörtert wurde, dass in demselben keine landwirtschaftlichen Früchte aufbewahrt werden dürfen.

Das 2.) die Gastzimmer ordentlich und reinlich sind, in denselben keine Effekten aufbewahrt, und vorhanden sein dürfen, nur hat man bei den Bäckern, als a) Josef Hettenkofer b) Xaver Brem c) Johann Hopfner u. d) Joseph Hopfner Senior gestanden, dass sich in den Wohn = und Gastzimmer derselben auch die sogenannten Backtröge befinden, und weißes und schwarzes Brot allda zum Backen bereitet werde. Dieselben aber haben sich erklärt, in der Folge ein eigenes Backzimmer herzustellen, damit solches vom Gastzimmer getrennt ist. /

3) wird zugleich gehorsamst angezeigt das man mit Zuziehung des Simon Würdinger das Sommerbier bey den hiesigen Wirthen untersuchte, und daß von denselben reines und fruchtmäßiges Lagerbier gegenwärtig gegeben werde. Nachfolgend müssen auch noch die Kochöfen aus den Gaststuben entfernt werden und die Küche getrennt von den Schankstuben sein“.

Blick ins Schankzimmer
Einen weiteren Einblick über die einzelnen Örtlichkeiten gibt auch die Situationsbeschreibung der einzelnen Räumlichkeiten, welche ebenfalls im Kataster festgehalten wurden und so heißt es wortwörtlich: „Anna Braun Müllers Wittwe hat in ihrer eigenen Behausung am Eingange des Hauses rechts ihr Schankzimmer, welches mit 3 Tischen und den nöthigen Stühlen und Bänken versehen, jedoch sonst von aller andern Gegenständen frei ist. Dasselbe ist großzügig, hell, mit 4 Fenstern versehen, die Anna Braun erklärt, daß dieses Zimmer lediglich Schankzimmer sei, weder als Wohn oder als Speisezimmer oder zu anderen gewerblichen Zwecken benützt wird.

An dieses Schankzimmer stoßt unmittelbar mit eigenem Eingang die Küche mit daran befindlichem Speisegewölbe. Hienach seien die zu bewirthenden Gäste in keiner Beziehung belästigt, umso mehr als das Wohn- und Speisezimmer sich im oberen Stocke des Hauses und die Gemächer zum Gewerbsberieb auf der linken Seite des Hauses danach ein breites Vorfletz getrennt sich befinden“.

„Georg Fischer Fragner, Eingang kleines Häuschen mit einer einzigen Wohnstube nebst einem durch den Eingang getrennten Kramladen oberhalb der Wohnstube die Schlafstätte unter dem Häuschen ein kleiner Keller welcher zugleich als Gährkammer, Schenke, Winter und Sommerkeller benutzt wird“.

„Josef Schäffer Sattler, Wohn und Gaststube zugleich Schlafstube daneben Gährgewölbe im Keller besitzt zur Ausübung des Sattlergewerbes eine vom Haus abgesonderte heizbare Werkstätte.“ „Johann Huiras Metzger, Gaststube neben der Wohnstube auch erstere wird teilweise als Wohnstube benützt beide werden durch ein Feuer geheizt. Gährgewölbe im Keller, Schankgewölbe im Haus sowie auch die Fleischkammer eigens sich daselbst befindet“.

Auch die private Konkurrenz hatte sich bereits etabliert und so steht weiter im Kataster: „Josef Böheim (heute Thomas Wiser Haus) Tafernwirth, Gährgewölbe im eigenen Brauhaus, Schenke im Tafernwirthshaus“ oder „Johann Obermayer Tafernwirth, (heute Gasthaus zur Post) legt sein Bier aus dem Brauhaus zu Zeitlarn ein“.

Im Januar 1857 verliest Bürgermeister Karl das Gesuch der beiden Anwesensbesitzer und brauenden Wirte Stephan Haas und Joseph Mang von hier, um Abtretung eines Platzes zum Graben eines Kellers um Bier einzulagern. Beide begründen dieses Gesuch damit, daß sie einen ganz unbrauchbaren, zur Bierlagerung gar nicht geeigneten Keller besitzen. Die vorgebrachten Gesuche werden abgewiesen, da die öden Gemeindeplätze in ihrer Anzahl ohnehin sehr gering sind und dieser Platz wohl nur an einen der Gesuchsteller abgegeben werden kann. Nachdem beide erklärt hatten, den Kellerbau gemeinsam zu tätigen, wurde der Antrag am 13. März 1857 mit 6 zu 1 Stimmen genehmigt.

Bier zu Fest und Kirchweih
1861 schreibt der Königliche Gerichtsarzt Dr. Küsser: „An besonders hohen Fest, - und Kirchweihtagen kommt auf den heimische Tisch auch Bier. An Sonn- und Feiertagen besucht der Bauer gewöhnlich nach dem Kirchgang das Wirtshaus. Wein wird selten getrunken. Die hauptsächlichen Getränke sind aber Milch und Wasser“.

Durch ständige Umbauten und Ergänzungen, zum Teil ausgelöst durch Brände, wird 1924 das Brauhaus einer kompletten Modernisierung unterzogen und dafür der deutsche Maschinenbau-Ingenieur und Hochschullehrer Theodor Ganzenmüller gewonnen. Ganzenmüller spezialisierte sich früh auf Brauereitechnik und revolutionierte mit der Einführung der Dampfmaschine das Brauereiwesen. Dabei ersetzte er die Direktbefeuerung der Braukessel durch Dampfbefeuerung, was ihm den Beinamen Dampftheo einbrachte.

Ab 1926 firmiert die ehemalige Kommunbrauerei unter dem Namen „Genossenschaftsbrauerei Regenstauf GmbH”. Um 1934 ändert man den Namen in „Bürgerbräu GmbH” und erweitert das Gebäude im Süden um einen Kohleschuppen und einen Abort.     1960 wird die baufällige Westmauer erneuert. 1967 stellt die Brauerei den Betrieb ein. Hermann Binninger, Kreisheimatpfleger Landkreis Regensburg (Spezialgebiet: Museen)

Das Brauhaus 2016.

In Regenstauf gibt es im Rathaus eine Ausstellung rund ums Bier.

 

Quellenangabe: Harald Schieder, Brauereiarchitektur … Theodor Ganzenmüller und die Gebrüder Rank
Markt Regenstauf Hausforschung Keller Ruth, Binninger Hermann
Markt Regenstauf Sitzungsprotkollbuch
Staatsarchiv Amberg, Kataster Regensburg I
Staatsarchiv Amberg, Landgericht ä. O.
Staatsarchiv Amberg, Baupläne Stadtamhof 1897/93
Verhandlungen des historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg