Schaustellerbetrieb stemmt sich gegen Corona

Etwa 55.000 Schaustellerfamilien gibt es in Deutschland. Die Corona-Pandemie stellt sie vor wirtschaftliche Probleme. Die Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr und auch die Einhaltung der gängigen Sicherheitsstandards setzen ihnen finanziell stark zu. Andererseits wecken sie den Erfindergeist. Eine von diesen Schaustellerfamilien sind Robert und Martina Nübler aus Neunburg vorm Wald. Und mit Sohn Pascal steht bereits die nächste Generation in den Startlöchern.


Seit dem Abhalten der Weihnachtsmärkte ist es sehr ruhig geworden, erzählt Robert Nübler. In Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof, Tirschenreuth und in Sulzbach-Rosenberg war die Schaustellerfamilie mit ihren Fahrgeschäften auf Achse. „Und dann kam Corona." Eine Woche vor dem Lockdown im Frühjahr wurde die neue Attraktion der Nüblers geliefert, eine Riesen-Schiffschaukel, oder besser ein „Party-Boot" – und mit ihr die Rechnung, die bezahlt werden musste.

Kein Zweifel, Corona hat alle Pläne durchkreuzt. Auf dem Volksfest in Bad Windsheim wäre das Partyboot zum ersten Mal im Einsatz gewesen. Und danach wäre man wieder wie in den Jahren zuvor auch wieder in ganz Bayern unterwegs gewesen. Denn bereits seit 27 Jahren tourt die Familie während der Saison und bereichert mit seinen Attraktionen Volksfeste, Jahrmärkte und Messen.

„Sommer im Stadtpark", acht Wochen lang waren die Nüblers in Neunburg im Stadtpark mit ihrem Angebot an Kinderkarussell, Spikerstand, Schiffschaukel und Süßigkeitenstand sowie mit einem Autoscooter, dessen Betreiber Schramm aus Hof als Partner fungiert, vertreten. Das Landratsamt hatte diese Veranstaltung genehmigt. Und auch Bürgermeister Martin Birner stand hinter dem Projekt, das aber aufgrund der besonderen Umstände weit weg ist von einem Volksfest. Seit 1. Oktober nun ist Familie Nübler mit ihren Attraktionen in Nittenau auf dem Volksfestplatz anzutreffen. Noch bis 11. Oktober bieten sie mit dem „Nittenauer Herbstvergnügen" Ablenkung von Corona, soweit es die Auflagen zulassen. Immer wieder stößt man auf die Schilder, die auf Maskenpflicht und Abstandsregelung hinweisen. Abstände einhalten, möglich ist das auch dadurch, dass die Wägen weit auseinanderstehen, so dass die Besucher ausreichend Platz haben.

Pläne gibt es, begleitet von der Ungewissheit, gerade in Zeiten steigender Corona-Fall-Zahlen. Noch bevor die Pandemie ausgebrochen war, machten sich Robert und Martina Nübler daran, die Realisierung eines Hallenbaus in Angriff zu nehmen. In Schwarzenfeld soll so die Unterstellmöglichkeit für die Karussells und die jeweils zwei Schießwägen und Spielwarenstände zu schaffen.

Nächste Station nach Nittenau wäre der Markt Schwarzenfeld, verrät Nübler. Aber das ist auch wieder von der Genehmigung durch die Behörden abhängig. Doch bislang drehen noch Kinder ihre Runden auf dem Kinderkarussell, mit glücklichen Gesichtern. Und noch einige Jugendliche halten sich auf dem Gelände auf. Viel zu Wenige, bedauert Nübler. Woran es liegt? „Die Eltern haben einfach Angst um ihre Kinder, dass sie sich mit dem Corona-Virus infizieren könnten." Angesichts dessen, dass sie ohnehin in der Schule, auf den Pausenhöfen und anderen Veranstaltungen zusammenkommen, nicht nachvollziehbar, dass sie nicht zum Volksfestplatz kommen. „Von Einnahmen kann man gar nicht sprechen", meinte Nübler angesichts der schwachen Frequentierung. 

Ernster Blick in die Zukunft: Martina Nübler in ihrem Süßigkeiten-Wagen Bild: © Ingrid Schieder
Freie Bahn beim Autoscooter       Bild:  © Ingrid Schieder
Abstand halten ist hier kein Problem. Bislang bleiben die Besucher des Nittenauer Herbstvergnügens weitgehend aus. Bild: © Ingrid Schieder
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