Nittenau. Der Stadtrat schlug in seiner Sondersitzung zum Thema „Gestaltung der Freiflächen" auf der Angerinsel eine konkrete Richtung ein, die in ein Konzept für ein Naherholungsgebiet mündet, von dem alt und jung gleichermaßen profitieren sollen.


Das ursprünglich geplante „Haus des Flusses", von der SPD-Fraktion favorisiert, ist mit einer mehrheitlich gefassten Entscheidung vom Tisch. Uns liegt die schriftliche Stellungnahme vor, in dem die SPD ihren Unmut Luft macht, gerade auch in Bezug auf Äußerungen von Bürgermeister Benjamin Boml.

Keine Gelder für Hochbauten

Vorstellbar ist Vieles auf dem Areal im Herzen von Nittenau, das immer wieder als „Filetstück unserer Stadt" von den Räten bezeichnet wird. Eine umfangreiche Ideensammlung zeugte von dieser Vielfalt, indes, die allgemein bekannte finanzielle Lage allgemein setzt Grenzen. Und „Fördergelder für neue Hochbauten gibt es nicht", beendete Bürgermeister Benjamin Boml anderslautende Aussichten auf finanzielle Unterstützung. Und genau hier liegt die Krux, die Zahlungen nach sich zieht. Der Ausstieg aus den Planungen vom Haus des Flusses ziehen Kosten nach sich, die Boml auf 124.712,11 Euro bezifferte. Drei Millionen Euro seien für dieses Projekt veranschlagt gewesen. Förderungen seien in Aussicht gestellt worden, laut Regierung der Oberpfalz gebe es keine, und so hatte der Stadtrat Falschinformationen, so Boml. Es sei bedauerlich, dass ein Architekturbüro beauftragt worden sei, ein stufenloser Plan, ohne Ausstiegsklausel. Ob es Absicht war oder nicht, wisse er nicht, so Boml. Er habe sich immer dagegengestellt.

Verschiedene Planungsansätze

Die Insel fungiere als Bindungsglied zwischen Nittenau und Bergham, begann Boml seine Ausführungen. Vorstellbar sei ein Naherholungszentrum für jung und alt, gekoppelt mit einer Kultur- und Erlebnisstätte. Das Gebäude „Anger 1" soll abgebrochen werden, was Möglichkeiten für Investoren oder sonstige Ideen hervorbringe. Eine Begrünung mit Blumen und einer Rasenfläche soll entstehen. Ein Biergarten ganz klassisch oder kombiniert mit modernen Loungemöbeln, eine Bewirtung durch einen Kiosk oder Pavillon, ohne großmächtige Hochbauten, wobei örtliche Gastronomen favorisiert werden sollen, wäre vorstellbar. Ebenso lade eine Tribüne bzw. Terrasse zum Verweilen am Regen ein. Boml sprach auch von einer Wasserbühne bzw. einer schwimmenden Bühne, die über Steine im seichten Wasser erreichbar wäre. Die einzige Hochbaumaßnahme wäre ein öffentliches WC, so Boml. Entstehen könnte auch ein barrierefreier Erlebnisspielplatz für die Jüngsten. Ansonsten soll die Angerinsel dem Baden und Relaxen am Regen dienen, mit Liegeflächen. Das Stadtoberhaupt nannte noch Möglichkeiten wie Bootsverleih, Kanufahren, Stand-up-Paddeln, eine Boulderwand. Am Angerspitz könnte man Trauungen im Freien anbieten.

Meinungen der Fraktionen

Dr. Roland Gebhard (FWG) erinnerte daran, dass man sich schon seit Jahrzehnten mit der Angerinsel beschäftigt habe. „Was will der Nittenauer Bürger?" Zugänglich soll das Areal für alle Altersklassen sein. Konsequent sei man gegen ausufernde Maßnahmen und habe sich auch gegen das Haus des Flusses ausgesprochen. Das Meinungsbild der Fraktionen soll eingearbeitet werden.

Christoph König (B'90/Die Grünen) sagte, er glaube, dass man zu einem Konsens kommen werde, so dass etwas vorwärts geht. Er hakte nach, wie es sich mit den Kosten verhalte, wenn keine Gebäude entstehen, inwieweit der Architektenvertrag hereinspiele? Boml antwortete, der Auftrag sei integriert in die Vorstellung einer Nutzung eines Hochbaus. Die Konsequenzen aus dem Ausstieg seien Kosten in Höhe von 124.712,11 Euro.

Stellvertretender Fraktionssprecher Florian Hummel (CSU) betonte ebenfalls, dass die Thematik Angerinsel den Stadtrat und die Verwaltung schon etliche Jahre beschäftige, ohne ein Ergebnis.

Eine der letzten Ideen stelle das Haus des Flusses dar, welches vom Alt-Bürgermeister Bley verfolgt worden sei. Sowohl die CSU-Fraktion als auch die Fraktion der Freien Wähler haben sich im letzten Wahlkampf ganz klar dagegen ausgesprochen, sei in finanzieller Hinsicht nicht zu stemmen. Nach Ansicht der CSU-Fraktion soll die Angerinsel im Großteil Park-Charakter haben. Wie bereits Boml ausführte, war auch hier die Rede von Wasserbühne, Spielplatz, auch themenbezogen auf Nittenau wie beispielsweise der Eixie bei Neunburg vorm Wald. Zusätzlich wäre ein eigener Sportbereich mit einer Skate-Anlage, Basketballfeld und dergleichen für größere Kinder und Jugendliche eine sinnvolle und gute Ergänzung.

Otto Götzer (SPD) sagte, im westlichen Bereich der Angerinsel sei man ziemlich einer Meinung. Was man aber nicht verstehen könne sei, dass man nur warten wolle. „Machen wir nix, das ist nicht zielführend." Möglichkeiten gebe es für Investoren im westlichen Bereich zur Straße hin hier etwas zu bauen. Götzer sprach von einem Versammlungs- bzw. Generationenhaus. Die SPD-Fraktion spreche sich dafür aus, das Grundstück nicht einfach brach liegen zu lassen.

Boml meinte, dass alle begeistert gewesen seien von der Kulturhalle in Berching. In Nittenau sei nun mit dem Ausbau des Dachgeschosses ein Saal geschaffen worden, der zwar als Sitzungssaal bezeichnet werde, aber auch für anderweitige Nutzungen zur Verfügung stehe. Eine Hotellerie fehle, räumte er ein, fehle schon lange, aber nie habe sich ein Investor hervorgetan. „Wir dürfen nicht den Fehler machen, auf den großen Heilsbringer zu warten. Richtig sei es, den Teil, der an der Straße verlaufe, offen zu halten für Investitionen.

Florian Loibl (SPD) sagte: „Was ich schon für fatal halte, einen Hochbau gänzlich in die Zukunft zu schieben." Auf den Heilsbringer könne man nicht warten, den müsse man suchen. „Wir müssen jetzt anpacken."

Mit drei Gegenstimmen wurde das vorgestellte Konzept befürwortet.

Schriftliche Stellungnahme der SPD-Fraktion

Ruhig und sachlich verlief die Stadtratssitzung. Dem aufmerksamen Beobachter entging indes nicht, dass es in der SPD-Fraktion brodelte. Und so erreichte und eine Stellungnahme, in der die SPD gegen die von Bürgermeister Benjamin Boml geäußerten Vorwürfe folgendermaßen argumentiert:

Besonders die Aussage, Altbürgermeister Karl Bley hätte den übrigen Stadtrat über die Chancen auf Förderung für den Plan für die Angerinsel im Unklaren gelassen, ärgert Otto Götzer, der seit 2017 im Stadtrat mitarbeitet: „Regierungspräsident Axel Bartelt selbst hat im November 2019 bei einem Besuch in Nittenau die Angerinsel besichtigt und das Konzept für sehr gut befunden. Es wären viele Fördertöpfe noch reichlich gefüllt und durchaus auch hier anwendbar. Dabei waren auch Räte der Freien Wähler anwesend, die jetzt so tun, als wären sie uninformiert. Das wird die Arbeit im Rat nachhaltig beschädigen." In diesem Zusammenhang müsse betont werden, dass die SPD niemals eine Mehrheit im Stadtrat besaß und trotzdem alle Entscheidungen wie die Ausschreibung des Wettbewerbs, die Entscheidung im Wettbewerbsgremium und die Vergabe der Aufträge an die Architekten mit übergroßer Mehrheit im Stadtrat erfolgte.

Auch Fraktionssprecher Jürgen Kuprat ist von den neuesten Aussagen Bürgermeister Bomls negativ überrascht, auch weil Boml selbst im Wettbewerbsgremium saß: „Es wird so getan, als hätte die SPD mit dem ‚Haus des Flusses' im Alleingang ein Museum geplant." Stattdessen sei die Formulierung ein Weg gewesen, um Fördermittel zu erhalten. „Wenn wir von ‚musealer Nutzung' gesprochen haben, dann deshalb, weil ein Saal mit Gastronomie wohl nicht förderfähig gewesen wäre. Was in den anderen Räumen ist, hätte man auch anderweitig konzipieren können." Freilich, so Kuprat, sehe auch er ein, dass es an den alten Plänen Nachbesserungsbedarf gegeben habe.

„Dass Bürgermeister Boml jetzt aber aus rein politischem Kalkül die bereits vorhandenen Pläne so schnell verwirft, um wieder neue Pläne anfertigen zu lassen, ist nur zum Kopfschütteln. Das kostet zudem 124.000€, die man jetzt trotz der schlechten Haushaltslage vorschnell in den Wind schießt, obwohl man 10 Jahre Zeit hätte, die Pläne eventuell anzupassen." Außerdem habe Boml nun alte Ideen als seine eigenen präsentiert: „Der neue Beschluss stammt umfassend aus den Vorschlägen der Fraktionen zur Stadtratsklausur in Berching vom letzten Herbst und dem bereits vorhandenen Plan des Architekturbüros ‚Toponauten', der jetzt angeblich mit Pauken und Trompeten von Bürgermeister Boml verworfen worden ist. Das ist ein teurer Spaß für Nittenau."

Eben jenen neuen Ideen hat die SPD-Fraktion in der letzten Sitzung des Stadtrats geschlossen nicht zugestimmt. Stadtrat Götzer führt dafür, neben der Geldverschwendung, einen weiteren Grund an: „Der Plan von Bürgermeister Boml sieht einen Biergarten ohne Hochbauten vor. Das heißt auf Deutsch gesagt: einen Kiosk. Ich möchte den Nittenauer Bürger sehen, der sich, statt dass er sich auf der anderen Seite des Regens in den Biergarten der vorhandenen Gastronomie zum Schweinsbraten setzt, am Sonntag lieber eine Currywurst holt, um sie vor dem Kiosk zu essen. Außerdem wird es auch schwierig, einen Bootsverleih ohne größere Gebäude unterzubringen, irgendwo müssen die Dinger ja nachts und im Winter hin. Auch hier hat man wohl nicht weit genug gedacht."

Wegen dieser inhaltlichen und kommunikativen Fehler des aktuellen Bürgermeisters muss sich die Nittenauer SPD auch weiterhin für eine sinnvolle Nutzung der Angerinsel einsetzen.