Steinberg am See: Lösungen für das Wildschwein-Problem

Umgegrabene und durchwühlte Gärten, verstärkter Wildwechsel: In den vergangenen Wochen verursachten Wildschweine in Steinberg am See erhebliche Schäden. Nach den jüngsten Vorkommnissen reagierte die Kommune sofort. Bürgermeister Harald Bemmerl und Gerhard Domaier von der Unteren Jagdbehörde des Landratsamts Schwandorf trafen sich jetzt mit allen Pächtern und Eigentümern der umliegenden Jagdreviere, dem Kreisjagdberater, der Polizei und Vertretern der Straßenbaulastträger zu einem sogenannten Fachbehördentermin – ihr Ziel: die Lösung des Schwarzwild-Problems.

Zunächst suchte man einige der „Tatorte" auf, um sich in Wohngebieten und im Freizeitzentrum ein genaues Bild vom Ausmaß der Schäden zu machen. Es folgte eine lange und ausführliche Besprechung, wie man reagieren könne. Als verbindliche Grundlage referierte Regierungsamtsrat Domaier zum Bayerischen Jagdgesetz über Rechte und Pflichten von Grundstückseigentümern und Jagdpächtern. Unter anderem ging es um befriedete Bezirke, die Hege- und Vermeidungspflicht, sowie über Möglichkeiten der Bejagung, den Einsatz von Nachtsichtgeräten und die Regelungen zum Wildschadensersatz. Zu letzteren machte Domaier deutlich, dass die Jagdgesetze bei Wildschäden im befriedeten Bereich oder auf nicht bejagten Grundstücken einen Schadensersatzanspruch gegen die Jagdpächter vollständig ausschließen. Vielmehr seien rechtliche Möglichkeiten zu erörtern, wie der Eigentümer selbst Wildschweine von seinem Wohngrundstück fernhalten könne.


Eine weitere Perspektive lieferte Forstbetriebsleiter Thomas Verron, als er auf die Ursache für die hohe Wildschweinpopulation einging. Vor allem der Klimawandel und die sprunghafte Zunahme der Maisanbauflächen stünden dabei im Vordergrund. Die Jagdpächter schilderten im Verlauf der anschließenden längeren Diskussion nachvollziehbar, warum eine intensivere Bejagung in bestimmten Bereichen bereits aus Sicherheitsgründen unmöglich sei, da zahlreiche ortsnahe, befriedete Bereiche und Straßen betroffen sind. Die Vorwürfe gegen die Jägerschaft, die immer wieder laut würden, seien des Weiteren nicht gerechtfertigt. Sie komme ihrer Aufgabe der verstärkten Bejagung des Schwarzwildes in den einzelnen Jagdrevieren – auch zur Vermeidung von Wildschäden im Ortsbereich – sehr wohl nach. Das belegten auch die Abschusszahlen des laufenden Jagdjahres 2019/2020, so seien bisher bereits weit mehr Abschüsse als im Vergleichszeitraum des Vorjahres 2018 vorgenommen worden. Da aber die sogenannte „gute Jagdzeit" nach Aberntung der Felder mit dem kommenden Winter erst anbreche, rechne man mit einer deutlichen Mehrung der Abschusszahlen im Vergleich zum Vorjahr. Eine mit absoluten Zahlen belegte Bilanz könne man erst nach Ende des Jahres bzw. des Winters ziehen.

Zum Ende machte Bürgermeister Harald Bemmerl deutlich, wie wichtig jetzt konkrete Maßnahmen seien: „Wir stehen in diesem Jahr vor einem ungewöhnlichen Phänomen. Wir müssen genaue Punkte formulieren, wie wir dem Schwarzwildproblem beikommen können." Im einen Punkt waren sich sofort alle einig: Jeder einzelne könne zur Verbesserung beitragen. Besitzer bebauter Grundstücke sollen ihr Grundstück komplett einzäunen und Kompostieranlagen außerhalb der Grundstücke sind unbedingt dauerhaft zu beseitigen. Durch die – übrigens nicht vorschriftskonforme – Ablagerung von Gartenabfällen und Kompost im angrenzenden Wald und außerhalb der Grundstücke würden die Tiere angelockt und regelrecht eingeladen, die Gartengrundstücke zu „besuchen", schilderte Thomas Verron. Auch Tipps für akute Begegnungen mit den Wildtieren wurden eruiert. Wildschweine sind in der Regel sehr scheue Tiere, laute Geräusche oder unvermittelt aktivierte Hauslaternen oder Taschenlampen reichen gewöhnlich, um sie zu verjagen. Alle betonten mehrfach, dass tatsächlich bedrohliche Situationen im besiedelten Bereich kaum denkbar seien.

Neben diesen empfohlenen Selbsthilfemaßnahmen der Grundstückseigentümer haben alle anwesenden Pächter und Eigentümer der umliegenden Jagdreviere vereinbart, an verschiedenen Terminen einen sogenannten „Sammelansitz" auf das Schwarzwild durchzuführen. Dabei werden alle Jäger am gleichen Tag und zur gleichen Uhrzeit zur Jagd auf die Wildschweine ansitzen. Da zu diesen Zeiten alle umliegenden Reviere gleichzeitig mit ansitzenden Jägern bestückt sind, seien die Erfolgsaussichten für eine effektive Bejagung besonders hoch. Die Terminierung dieser freiwilligen Teilnahme wird dabei auch die untere Jagdbehörde mit unterstützen. Über die Gemeinde soll die Bevölkerung gleichzeitig informiert werden, in dieser Zeit die zu bejagenden Bereiche nicht zu betreten, um keine unnötigen Störungen des Wildes zu verursachen.

Bürgermeister Harald Bemmerl zeigte sich über das Gesprächsergebnis zufrieden: „Ähnlich wie der ein oder andere Grundstücksbesitzer werden auch wir tätig werden." Der Sportplatz III wird wohl komplett mit einem Zaun eingefriedet werden müssen, eine Lösung für das Freizeitzentrum soll im Gemeinderat erörtert werden. Des Weiteren werden alle Eigentümer der Wohnhäuser in den Baugebieten „Pfaffenberg" und „Am Berghaus" darüber informiert werden, dass nach einer Änderung des Bebauungsplans bereits im Dezember Zäune mit einer Höhe bis zu 1,60 Meter und einem Sockel von maximal 0,25 Meter zulässig sind.

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