Themenschwerpunkte des Abends im Lichte der aktuellen Corona-Lage waren: Kitas und Notbetreuung, Situation der Menschen mit geistiger Behinderung, Unterstützung für Familien in schwierigen Lebenslagen und der Fachkräftemangel in den sozialen Berufen

Zur dritten Ausgabe der virtuellen Gesprächsrunde „FU Live" begrüßte die Kreisvorsitzende der Frauen-Union Regensburg-Land und Stimmkreisabgeordnete, Sylvia Stierstorfer, die Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Carolina Trautner, als Ehrengast. Besonders wichtig war es Sylvia Stierstorfer, dass nicht nur die Mitglieder der Frauen-Union an dem Live-Talk teilnehmen konnten, sondern auch Interessierte und Vertreter betroffener Einrichtungen, wie der Jugendfürsorge, der Lebenshilfe und den Kindertageseinrichtungen. „Der persönliche Austausch vor Ort fehlt uns allen. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Daher ist es besonders wichtig, Online-Formate wie das „FU Live" zu nutzen. Auch in der dritten Ausgabe konnten viele Anliegen und Fragen geklärt werden" resümiert Stierstorfer. In einem eineinhalbstündigen Live-Austausch konnten sich die Teilnehmer direkt an die Staatministerin wenden.

Jugendfürsorge nahm großen Raum bei der digitalen Diskussion ein

Michael Eibl, Direktor der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg, meldete sich als Erster zu Wort und richtete zunächst ein großes Lob an die Staatsministerin Trautner für ihre hervorragende Arbeit in diesen Zeiten. Er machte darauf aufmerksam, dass es sehr wichtig ist, Familien aus schwierigen Verhältnissen bei der Erziehung zu unterstützten. Dabei hob er vor allem die Erziehungsberatungsstellen heraus: „Wir müssen noch näher an die Familien herantreten. Eine zentrale Erziehungsstelle genügt dabei nicht. Aus diesem Grund wurden im Landkreis Außenstellen geschaffen, z. B. in Schierling und Wörth an der Donau, um den Familien präventiv zu helfen." Die Abgeordnete Stierstorfer fügte hinzu: „Mir waren die Außenstellen in unserem Landkreis ein besonderes Anliegen. Die Familien müssen vor Ort in ihrer unmittelbaren Nähe die Möglichkeit haben Hilfe und Unterstützung zu finden." Ein weiteres Anliegen ist die Unterstützung des Kinderheims in Kallmünz. „Gemeinsam mit der Abgeordneten arbeiten wir daran, die Sanierung und Finanzierung des Kinderheims voranzubringen", erklärte Michael Eibl.

Die Vorsitzende der Lebenshilfe Regenburg, Frau Ursula Geier, sprach in ihrem Beitrag vor allem die aktuelle Situation ihrer Wohnstätten an. Sie berichtete, dass normalerweise die rund 200 Bewohner der Lebenshilfe-Wohnstätten tagsüber in der Arbeit sind. Daher ist bis 16 Uhr kein Personal eingeplant. Da die Werkstätten nun Corona-bedingt geschlossen sind, wird tagsüber in den Wohnstätten professionelle Betreuung benötigt. Das vorhandene Personal ist dankenswerterweise eingesprungen und kümmert sich nun auch tagsüber um die Menschen. Als weiteres Problem der Einrichtungen nannte Frau Geier das Alter und den Zustand der Gebäude. Frau Geier würde sich wünschen, dass die Verfahren für die Errichtung neuer Gebäude schneller und unbürokratischer ablaufen. Die Ministerin antwortete hierzu: „Ich weiß, wie viel das Personal in diesen Einrichtungen schon vor Corona geleistet hat und die Pandemie ist hier ein weiterer Belastungsfaktor. Wir wollen die Wohnsituation in den Heimen und die Rahmenbedingungen für das Personal verbessern."

Die Ministerin bedankte sich für die Impulse zum Thema Jugendfürsorge und versprach, sich für diese Anliegen weiterhin stark zu machen. Als positiven Aspekt der Pandemie erwähnte die Ministerin, dass wir ein neues Miteinander erfahren: „Besonders erfreulich finde ich, dass sich vor allem die junge Generation sehr verantwortungsvoll und hilfsbereit zeigt. Das gibt uns allen Hoffnung", so Trautner.

Kinderbetreuung als vielseitige Herausforderung

Bürgermeisterin Elisabeth Kerscher aus Wiesent war das Thema Personalmangel in den Kitas ein großes Anliegen. Sie berichtete, wie einzelne Kommunen und Einrichtungen um jeden Bewerber kämpfen. Zudem sei es ein Problem, dass viele Eltern lange Buchungskategorien buchen, da diese seit der staatlichen Bezuschussung keine finanziellen Mehrbelastungen mehr darstellten. Dafür müsse viel Personal bereitgestellt werden. Hinzu kommt, lt. Bettina Willamowski, Geschäftsführerin mehrere Caritas-Kindergärten im Regensburger Bistum, dass die Anforderungen für das Personal kontinuierlich steige, da immer mehr Kinder in den Kitas essen und schlafen und somit lange in den Betreuungseinrichtungen verweilen. Staatsministerin Trautner zeigte Verständnis und führte aus, dass stark daran gearbeitet werde, die Personalsituation zu verbessern. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, gibt es bereits einen Fünf-Punkte-Plan, den ihre Vorgängerin im Amt, Kerstin Schreyer, aufgestellt habe und sie weiterverfolge. Eine mögliche Option wäre für Trautner auch, Erzieherinnen und Erzieher, die inzwischen in anderen Berufen tätig sind, wiederzugewinnen. Bürgermeisterin Kerscher bedankte sich bei Staatsministerin Trautner für die schnelle und unkomplizierte Abwicklung des Beitragsersatzes für die Kita- Einrichtungen nach dem ersten Lock Down.

Was in den Kitas sehr gut funktioniere, sei die Umsetzung der Maskenpflicht für das Personal, berichtete die Leiterin der Kinderkrippe im Kinderhaus Wiesent, Frau Katrin Kerscher. Für die Kinder war es laut Kerscher kein Problem von den Augen der Erzieherinnen abzulesen. Dies wurde der Ministerin auch von einem Expertengremium bestätigt. Corona-bedingt werden die Kindergärten und -krippen nun wieder geschlossen. Dazu betonte die Staatsministerin: „Jedes Kind, das auf Betreuung dringend angewiesen ist, wird auch einen Notbetreuungsplatz erhalten. Sollten die Eltern keine Möglichkeit haben sich Urlaub zu nehmen oder eine alternative Betreuung zu finden, können sie auf die Notbetreuung zurückgreifen." Während des ersten Lockdowns erhielten nur Kinder, deren Eltern einen systemrelevanten Beruf ausübten, einen Betreuungsplatz. „Das soll nun im zweiten Lockdown anders sein. Besonders Kinder, deren Eltern Anspruch auf Hilfen zur Erziehung haben und Kinder mit einer Behinderung oder einer drohenden Behinderung sollen weiterhin die Betreuung nutzen können, um in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben", ergänzte die Staatsministerin Trautner. Derzeit regeln die Einrichtungen die Notbetreuung selbst. Eltern sind angehalten, die Notbetreuung nur in Anspruch zu nehmen, wenn es nicht anders geht. „Dies sollte für den Zeitraum bis 10. Januar 2021 gut machbar sein.", führte Trautner aus.

Stärkere Aufklärung zu Corona-Impfung

Die ehemalige Bundestagsabgeordnete Maria Eichhorn wies darauf hin, dass es wichtig sei, den Menschen die Unsicherheit vor dem neuen Corona-Impfstoff zu nehmen. Aus Ihrer Sicht haben vor allem junge Familien Angst vor Nebenwirkungen und Langzeitschäden. Dem stimmten Ministerin Trautner und Abgeordnete Stierstorfer zu. „Es ist besonders wichtig, die Bevölkerung schnell und so gut wie möglich aufzuklären", betonte Trautner. Es brauche bekannte Impfvorbilder, die sich in der Öffentlichkeit dafür aussprechen. „Eine Impfung der breiten Masse ist wichtiger denn je. Wir müssen vor allem die Risikogruppen schützen. Aber auch junge Menschen sind von schweren Krankheitsverläufen betroffen", so die Ministerin.

Mehr Wertschätzung für Leistung von Frauen

Bei ihren abschließenden Worten ging die Ministerin noch besonders auf die Rolle von Frauen ein: „Soziale Berufe wie Krankenschwester, Pflegerin oder Erzieherin werden von Frauen dominiert. Sie leisten hier Großartiges und haben unsere höchste Wertschätzung verdient. Hinzu kommt bei Frauen aber auch die tragende Rolle in der Familie. Dieser Doppelbelastung gebührt größter Respekt." Sylvia Stierstorfer stimmte Ministerin Trautner zu und sieht hier auch eine tragende Rolle der Frauen-Union, die sich für Frauen im Landkreis einsetzt. „Die Arbeit, die viele Frauen täglich aufbringen, um unsere Gesellschaft am Leben zu erhalten, ist unabdingbar. Dieser Einsatz muss unterstützt werden", so Stierstorfer.

Die nächste virtuelle Gesprächsrunde soll mit der Landtagspräsidentin Ilse Aigner in Form eines Neujahrsgesprächs stattfinden.