BRENNBERG. „Schneeprinzessin“ kennt keine Eiszeit: Neugierig undvertrauensvoll knabbert das Kalb an der Arbeitshose von FW-Landtagskandidat Tobias Gotthardt, während dieser ihre Stallgenossen mit frischem Heu versorgt. Für ein Kurzpraktikum war er aus Anlass des „Tages der Bauern“ auf den Brennberger Forsthof gekommen, um im Stall der Familie Fichtl mit anzupacken und „vor Ort von den Anliegen, Problemen und Wünschen junger Landwirtsfamilien im Landkreis zu erfahren“. Sie seien „tragende Säulen für regionale Produktion und Kulturlandschaft – und brauchen entsprechende politische Unterstützung“. So war denn zwischen Heugabel, Melkmaschine und Strohballen noch ausreichend Raum fürs politische Gespräch: Von Fruchtfolgen über Milchpreis und EU-Förderkulisse bis hin zur Stromtrasse – „ich nehme viele ernste Themen mit“, so der Landtagskandidat.

 



Die Idee der Mitarbeit im Stall, erzählt Gotthardt, stamme noch aus dem Bundestagswahlkampf: Damals habe er den Hof gemeinsam mit Brennbergs Bürgermeisterin Irmgard Sauerer aufgrund der direkten Betroffenheit durch die geplante, direkt davor verlaufende Gleichstromstrasse besucht – in Hemd und Anzug. Sein Versprechen damals: „Das nächste mal komme ich in Arbeitshose und pack mit an.“ Überrascht hat er Markus und Anita Fichtl nun ein knappes Jahr später trotzdem. Zum „Tag derBauern“ stand er vor der Tür – in Arbeitskleidung: „Wir hätten nicht gedacht, dass er das so ernst meint, sich noch daran erinnert“, erzählt Fichtl. Gotthardt schon – und hat sein Versprechen gehalten.

Im Stall selbst gab es denn auch keine Schonfrist für den Praktikanten: Heu, Silage und gedämpfte Kartoffeln für die Tiere, hinten den Mist in die Schubkarre schaufeln, Stroh einstreuen und beim Melken über die Schulter schauen – „Lehrjunge“ Gotthardt war voll dabei, der Bauer zufrieden: „Er hat’s gut gemacht!“ Und nebenbei auch gut zugehört: Zahlreiche Themen diskutierte der Landtagskandidat während der Arbeit und bei der anschließenden Brotzeit samt frisch gemolkener Milch mit den jungen Bauersleuten. Sie setzen in ihrem Nebenerwerbsbetrieb auf Naturnähe und Qualität: „Ein mittelständischer, familiengeführter Betrieb wie unserer kann den Krieg der Konzerne ums billigere Weiter, Höher, Mehr nicht gewinnen – und wir wollen das auch gar nicht“,sagt Markus Fichtl. Regionale Produkte, Selbstvermarktung und Nischen – darin sieht er die Zukunft seines Forsthofes. Und investiert: Ein neuer, größerer Laufstall mit Weide soll die Grundlage der Neuausrichtung aufs traditionelle Rotviehrind bilden.

Investitionen, für die die Landwirte allerdings Planungssicherheit brauchen – „und die fehlt in vielen Bereichen“, berichtet Fichtl, während Gotthardt interessiert hört. Starre Regeln der EU zur Fruchtfolge und Weiden, die deshalb nach fünf Jahren umzuackern sind -  „das ist eigentlich Irrsinn“. Oder die jetzt vorgestellte neue Gebietskulisse der Gemeinsamen Agrarpolitik: „Kommt sie so, zählen die Bauern im Landkreis Regensburg zu den großen Verlierern“ – ein Punkt, der Gotthardt, beruflich ja selbst als Referent im Europaparlament, aufhorchen lässt: „Das darf so nicht sein!“Insgesamt, auch da ist man sich im Stall einig, müsse die Agrarpolitik von Europa, Bund und Land noch viel mehr „auf die kleinen Betriebe eingehen, junge Landwirte motivieren und auch im Moment der Hofübergabe bessere Hilfestellungen leisten“.

Deutlich mehr Unterstützung, so Fichtl, bräuchten die Milchbauern: „Der Markt ist und bleibt schwierig, das Geschäft mühsam – wir sind von fairen Preisen noch immer weit entfernt“. Auch Gotthardt macht sich da große Sorgen: „Wo in den 1970er Jahren bayernweit noch 300.000 Milchviehhalter waren, gibt es heute nicht einmal mehr 30.000. Das ist eine traurige Entwicklung, die wir aufhalten müssen.“ Ziel müsse es sein, den bäuerlichen Mittelstand zu fördern – „und nicht die Agrarindustrie in Händen der Konzerne“. Ebenso gelte es regionale Märkte und Direktvermarktung zu stärken, „statt sich durch TTIP, CETA und Co immer neue Billigstware ins Land zu holen“. Gerade im Milchsektor gehöre die Vormacht der Handelsriesen eingeschränkt und der Milchproduzent vor Ort durch ein stabiles EU-Stabilisierungsinstrument für den Milchpreis unterstützt.

Zum Ende des Arbeitseinsatzes kommen auch Anna, Barbara und Lisa, die Kinder der Fichtls in den Stall und beweisen Gotthardt eindrucksvoll „das gute, persönliche Verhältnis zwischen Mensch und Tier am Forsthof: Sie haben mir die Namen der Tiere vorgestellt, ihre Geschichten aus dem Stall erzählt, mir ihre Lieblingskälber gezeigt“, berichtet er: „Das ist eine Landwirtschaft, wie man sie sich wünscht: Familiär geführt, aufs Tierwohl bedacht, der Qualität verpflichtet“, sagt Gotthardt und streicht Kuh Ursula freundlich über ihre Schnauze.