VIDEO: Neue Mama für kleines Pony

Die besten Drehbücher schreibt immer noch das Leben. Manchmal sogar mit einem Happy End. So geschehen, Anfang Mai, auf dem Reiterhof der Familie Koller in Pockersdorf.

 

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Als Günther Koller um zwei Uhr nachts seine stündliche Visite bei seiner Stute Renaissance macht, die schon seit dem Vorabend alle Anzeichen einer anstehenden Geburt hatte, ist der Schrecken groß. Das erste Fohlen des Jahres auf dem Kollerhof liegt tot im Heu, die Mutterstute leckt es vergeblich, versucht es mit Stupsen zu animieren. Doch jede Hilfe kommt zu spät. Bei der Geburt hat sich die Plazenta mit abgelöst und somit ist die Versorgung des Pferdebabys während der Niederkunft abgebrochen, es ist bei der Geburt erstickt. „Das kommt leider manchmal vor, vor über 10 Jahren hatten wir schon mal so einen Fall. Da steht man hilflos daneben,“ erklärt Sabine Koller, auf deren Reiterhof zu Hochzeiten schon bis zu 20 Fohlen im Jahr auf die Welt kamen.

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Schlimm für Sabine Koller, die die Stute schon seit deren Geburt vor acht Jahren hat. Auch Renaissance wurde bereits auf dem Hof in der Nähe von Neunburg vorm Wald geboren, war sogar qualifiziert beim Süddeutschen Fohlen Championat und selbst ihre Mutter war eine geborene Pockersdorfer Stute. Sozusagen bereits in dritter Generation brachte Renaissance vor einem Jahr ihr erstes Fohlen hier gesund zu Welt. Diesmal zeigte sich die Natur von ihrer grausamen Seite. Für die erfahrene Pferdewirtin Sabine war sofort klar: „Es muss ein Adoptivkind her!“ Immer wieder kommt es auch vor, dass die Mütter bei der Geburt oder kurz danach sterben und manches Fohlen wird von der Mutter auch einfach nicht angenommen. Dann bleibt den Haltern oft nur die mühsame Aufzucht mit der Flasche. Ein zeitraubendes und auch unsicheres Unterfangen. Allein, die Mutterliebe kann man als Mensch den sensiblen Tieren nicht ersetzten.

„Erst haben wir bei der Tierklinik Schierling und beim Ammenstuten Service angerufen, aber dann hab ich es einfach auf unsere Seite in Facebook gesetzt. Innerhalb weniger Stunden wurde der kurze Appell über 1400 mal geteilt. Rund 160.000 Klicks kamen innerhalb zwei Tagen dazu. Es scheint, alle Pferdefreunde Bayerns wollten der traurigen Stute helfen. Schnell haben sich aus allen Ecken Deutschlands Pferdehalter gemeldet, die eine Mutter für ihr verwaistes oder abgelehntes Fohlen suchten.

 


Aus Kastl, bei Amberg, nur rund 50 Kilometer entfernt, kam am Freitag eine Anfrage des Ponyhofes „Kinder Oase Hellberg“. Sofort wurde alles organisiert und am nächsten Tag schon kam das Ponybaby nach Pockersdorf zu seiner Adoptivmama.
Susanne Franke von der Kinder Oase war heilfroh, für ihren Zögling so ein gutes Zuhause und eine neue Mama gefunden zu haben. „Wenige Tage nach der glücklichen Geburt hatte die Mutter eine Darmverschlingung und ist daran verstorben!“ erzählt sie traurig. Das Drama auf dem Hof der sechsfachen Mutter war groß, denn die verstorbene Ayasha war das Reitpony von Sohn Leonhard. „Wir hätten es auch so groß gezogen, mit der Flasche eben, aber der soziale Kontakt und die Liebe eines Muttertiers sind nicht zu ersetzen.“

Doch Renaissance, die neue Mama, wollte erst gar nichts von dem Adoptivkind wissen. „Wir konnten das Pony zwar zum Trinken anlegen, indem wir das Bein der Mutterstute angehoben haben, doch so ganz hat sie das Fohlen noch nicht akzeptiert, war noch sehr abweisend“, erzählt Sabine Koller. Die stolze Stute wollte sich das kleine zottelige Etwas nicht so einfach unterschieben lassen, vielleicht noch aus Trauer um das eigene Fohlen. Die Kollers haben den Kleinen dann einfach in der Box gegenüber der schwarzen Stute eingestellt. „So konnten sie sich quasi schon mal beschnuppern!“, verrät Günther Koller. „Bis jetzt bn ich noch mit allen fertig geworden,“ lacht der leidenschaftliche Landwirt. Angefangen von Emma, dem Hofhund, über die Ziegen und die rund ein Dutzend dickköpfigen Ponys, die für die kleinen Reiter bereit stehen, bis hin zu den bulligen Galloways, die auf seinen Weiden grasen. Mit Einfühlungsvermögen, wenn`s sein muss auch mit strenger Hand, hat er seine riesige Farm gut im Griff.

Es sind rund 120 Pferde auf dem Hof, auch Zucht- und Reitpferde gehören dazu. Die Taktik der Kollers ist aufgegangen. Schon am nächsten Tag wollte Renaissance, nicht, wie jeden Morgen, mit den anderen Pferden hinaus auf die Koppel, sondern wartete an der Box des kleinen Waisen und stupste an das Gatter. Als Koller das Tor öfffnete, trottete das kleine Pony sofort mit der großen Stute mit. Seither sind die Rappstute und das Baby Pony mit der weißen Blässe unzertrennlich. Alina  ist zutraulich, hat sie doch die ersten Tage die Milch aus dem Fläschchen bekommen. Doch ihrer neuen stolzen Mama Renaissance weicht sie trotzdem nur kurz von der Seite. Am liebsten steht sie auf der Koppel in ihrem Schatten und bestaunt die Welt, wie es eben nur ein Baby kann.

Am Ende des Jahres kommt Alina wieder zurück, zu Ihren Besitzern, nach Kastl, in die Kinder Oase. Dann kann es zusammen mit den anderen zwölf Ponys der Familie Frank mit Kindern über die Wiese tollen und hat sicher ein schönes, aufregendes Ponyleben.

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