Regenstauf. Der Mann ist gefoltert worden und resigniert nun nach einem aussichtlosen Todeskampf. Blut netzt in Schlieren die wohlgeformte Stirn, die Augen drücken das Sehnen aus, mit dem der Gekreuzigte das Ende herbei wünscht. Dass diese beeindruckende Heiland-Darstellung vor ca. 140 Jahren in der Eisengießerei, wohl im Bodenwöhrer Hüttenwerk entstand, kann der Betrachter kaum glauben. Schuld daran ist Johann Eisenhut.

Der 80-jährige Rentner hat in seiner Karlsteiner „Austrags-Werkstatt“ all sein Können und die Jahrzehnte lange Erfahrung als Restaurator in die farbige Fassung des Sebast-Marterls, benannt nach der auf dem Reingrub-Hof ansässigen Familie, gelegt. Dank Marktrat Fred Wiegand steht es seit 29. April wieder am Weiler Reingrub – und so schön wie nie zuvor. Der SPD-Fraktionsvorsitzende hat bereits zum 32. Mal die Kräfte des Marktes Regenstauf gebündelt, um ein Flurdenkmal vor dem sicheren Verfall zu bewahren.

Wir haben den Reingruber Heiland ein Stückweit auf seinem Weg durch die Regenstaufer Werkstätten begleitet. Sehen Sie dazu unseren Film auf www.ostbayern-hd.de

Als die Helfer das Kreuz vom verwitterten Sockel holten, hielten sie asch-graue Eisenfragmente in der Hand. Vor Jahrzehnten war ein Bruch nicht sachgerecht repariert worden. Eine Eisenschiene hielt die Trümmer beisammen. Für solche Fälle hat der Markt Regenstauf etwas übrig. Nicht nur Sympathie, sondern auch ein paar Mittel. Für den Erhalt der heimatlichen Identität müsse man schließlich etwas leisten, sagt Bürgermeister Siegfried Böhringer.

In Fred Wiegand hat er da einen sachverständigen Enthusiasten, der seine Zeit gerne für die Zeugnisse aus alter Regenstaufer Tagen einsetzt und sie so erhalten hilft. Er mutmaßt, dass die Reingruber das Kreuz einst aufstellten, um einen schönen Ort zum Verweilen und Beten zu schaffen. Das Bewahren der Zeugnisse aus alter Zeit hat eine schöne Tradition in Regenstauf. Vor Fred Wiegand kümmerte sich der inzwischen verstorbene Marktgärtner Franz Jägel darum. Im Buch „Die Flur- und Kleindenkmäler von Regenstauf“ sind gut 180 der inzwischen 190 Sanierungsfälle beschrieben. Das reich bebilderte Werk kostet 9,90 Euro und ist über die Marktgemeinde erhältlich.

Guss-Eisen ist schwer zu reparieren. Schmiedemeister Karl Baumer aus Lorenzen gelang das Kunststück, die spröden Teile wieder zu einem Ganzen zusammenzufügen. Durch die Farbe Johann Eisenhuts erlangte der filigrane Kunstguss eine nie geahnte Lebendigkeit, die sich deutlich im Schmerz des gepeinigten Jesus ausdrückt. Dass der Schmetterling, der sich über dem Haupt Christi zwischen den Blüten hindurch als Allegorie der Seele, die zum Himmel aufsteigt, ein wenig plump ausnimmt, liegt an der Natur des Werkstoffs. Im Ganzen ist den meisterlichen Handwerkern aber ein großer, nun Jahrzehnte überdauernder Wurf gelungen, um die alte Volksfrömmigkeit in die neue Zeit zu pushen.

Im Steinmetzbetrieb Viehbacher hat Juniorchef Christian Viehbacher sein Talent als staatlich geprüfter Steintechniker am heimatlichen Hirschlinger Granitentfaltet und den Sockel restauriert. So stand der kirchlichen Einsegnung durch Pfarrer Johann Preißl nichts mehr im Wege. Die Protagonisten und Besucher, die sich versammelt hatten, mussten zwar den Regenschirm entsichern. Dem Heiland machen die Regentropfen dagegen nichts mehr. Dank Johann Eisenhuts Lacküberzug dürfte das Kreuz nun lange Jahre rostfrei bleiben.